Für diese Handschrift sind folgende Beschreibungen vorhanden

  • Lenz Philipp / Ortelli Stefania, Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen, Bd. 3: Abt.V: Codices 670-749: Iuridica; Kanonisches, römisches und germanisches Recht, Wiesbaden, 2014, S. 334-343.
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  • Gustav Scherrer, Verzeichnis der Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen, Halle 1875, S. 245
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St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 749
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Lenz Philipp / Ortelli Stefania, Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen, Bd. 3: Abt. V: Codices 670-749: Iuridica; Kanonisches, römisches und germanisches Recht, Wiesbaden 2014, S. 334-343.

Handschriftentitel: Tres Libri Codicis cum glossis anteaccursianis et glossa ordinaria . Libri feudorum . Glossa ordinaria in libros feudorum
Entstehungsort: Italien, Frankreich (?)
Entstehungszeit: 2. Hälfte 13. Jh. – 1. Hälfte 15. Jh.
Frühere Signatur: D.n. 3
Beschreibstoff: Pergament
Umfang: 137 Seiten
Format: 40,5-41 x 25,5
Seitennummerierung: Paginierung I.v.A. 1–137.
Lagenstruktur: Buchblock 68 Blätter. Die Hs. besteht aus 4 Teilen, von denen sich 2 Teile in weitere kodikologische Einheiten gliedern: Teil I a) p. 116, b) p. 1752, c) p. 5380; Teil II a) p. 8192, b) 9398; Teil III p. 99128; Teil IV p. 129136.
Zustand: Pergament, starker Kontrast zwischen den bräunlichen Haar- und den weissen Fleischseiten, manchmal unregelmässige Blattränder und Blattmasse, z.B. p. 1, 8388 wegen beschnittenen Blatträndern leichte Textverluste bei den Glossen, p. 97/98 ist in der Breite um ca. einen Viertel beschnitten (ohne Textverlust), p. 127/128 ist um ca. drei Viertel beschnitten (ohne Textverlust), Blattränder bisweilen mit Löchern und Rissen, Letztere teilweise mit weissem (p. 33/34, 91/92) oder später mit grünem (p. 61/62) Faden vernäht, p. 68 und p. 69 obere äussere Ecke mit Feuchtigkeitsflecken (kleiner Textverlust bei den Glossen), ebenso p. 129137 oben (ohne Textverlust), besonders die überstehenden Blattränder sowie p. 1 und 80 (erste und letzte Seite von Teil I) sowie p. 99 und 128 (erste und letzte Seite von Teil III) gebräunt.
Einband: Einband des 14. Jh. oder der 1. Hälfte des 15. Jh. Halbleder auf Holz, Leder mindestens teilweise auf dem Einbandbrücken und bis zu 5 cm auf dem Vorder- und Hinterdeckel. Der Rücken des Einbandes wurde im 19.–20. Jh. zur Verstärkung zusätzlich mit Pergament überzogen. Die Deckel (43 x 26,5) sind deutlich grösser als der Buchblock, auf den Deckelinnenseiten schlagen Nägel durch die Spiegelblätter. Auf dem Hinterdeckel und 2 Aussparungen am Rand des Vorderdeckels. Auf dem Hinterdeckel 2 Eckbeschläge ohne Buckel (Adler BB.3.1b) in Form eines Dreiblattes mit der Inschrift Maria und mit Jesus Monogramm italienischer Art (identisch bei Cod. Sang. 742; ähnlich Adler, Abb. 6-22), möglicherweise erst später zur Verstärkung hinzugefügt, da gerade diese beiden Ecken beschädigt und brüchig sind. Aufschrift direkt auf dem hölzernen Vorderdeckel in roter Farbe: Rubrice x [= decimi] libri Co[dicis] secundum ordinem alphabeti, welche allein die Überschrift auf dem vorderen Spiegelblatt (und nicht den eigentlichen Inhalt) wiedergibt. Romanische Deckelverbindung (vg. Szirmai). Heftung auf 4 gespaltene Lederbünde. Einfach umwickelte Kapitale, das obere leicht defekt. Nicht mehr verwendete Heftstellen durchgehend vorhanden, möglicherweise alle an identischer Stelle, aber wegen enger Bindung nicht durchgehend überprüfbar. In der Lage V118, besonders gut p. 99, ist ein intaktes „tacket“ aus Heftfaden sichtbar, mit dem die Lage vor der jetzigen Heftung des Buchblocks zusammengehalten wurde. Je ein pergamentenes Blatt (vor p. 1) als vorderes Spiegelblatt auf den Vorderdeckel und (nach p. 136) als hinteres Spiegelblatt auf den Hinterdeckel geklebt; beide enthalten wie p. 136 einen alphabetischen Index zu den Tres Libri Codicis mit vorangestellter Folioangabe in einer Bastarda mit Schleifen der 2. Hälfte des 14. oder 1. Hälfte des 15. Jh., nämlich auf dem vorderen Spiegelblatt den Beginn zu Cod. 10: >Rubrice x. libri Codicis secundum ordinem alphabeti<. iii. A. De annonis et tributis [Cod. 10.16] … und im Anschluss an p. 136 auf dem hinteren Spiegelblatt das Ende zu Cod. 12: … xii. De veteranis [Cod.12.46(47)].
Entstehung der Handschrift: Die Schrift des Textus inclusus in Teil Ib weist eindeutig auf einen italienischen Schreiber hin, die Teile IIa, IIb und III stammen der Schrift nach möglicherweise aus Frankreich, die Teile Ia und IV sind mehrdeutig.
Provenienz der Handschrift:
  • Gemäss dem Wappen auf dem hinteren Spiegelblatt sowie möglicherweise der Schrift des Glossenapparates p. 17a52b und der accursischen Glossen p. 53a80b im Besitz von Johannes Widembach († um 1456), Stadtschreiber in St. Gallen (1436–1450).
  • Der Eintrag p. 136 Vlr[icus] Molitoris könnte auf den Besitz oder Gebrauch durch den Bruder oder Neffen des Johannes Widembach hinweisen, welche beide diesen Namen führten. Ersterer war Konstanzer Schreiber und öffentlicher Notar († um 1461), Letzterer Doktor des kanonischen Rechts und Prokurator am kaiserlichen Kammergericht († 1508).
Erwerb der Handschrift: Spätestens seit 1553–1564 in der Stiftsbibliothek, gemäss Stempel D.B. p. 128. Auf der Innenseite des Vorderdeckels klebt ein Papierzettel mit Inhaltsangabe von Pius Kolb: In codice isto leguntur: 1. Liber X. Codicis … ‒ … Libri de feudis. P. P. K. 1753. Eintrag Pius Kolb p. 81ab: De feudis. Alte Signatur Pius Kolb p. 1: D.n. 3.
Bibliographie:
  • Stelling-Michaud, Catalogue, S. 81–82, Nr. 132; S. 88–89, Nr. 147;
  • Dolezalek, Verzeichnis, s. v. St. Gallen, Stiftsbibliothek.
  • Szirmai, Archaeology, S. 140–172, bes. S. 142 (»tackets«), S. 151–156.
  • Fechter, Zur Biographie;
  • Schuler, Notare, S. 503–505, Nr. 1492.
Kodikologische Einheit: Teil I (p. 1-80)
Beschreibstoff: Pergament
Seitennummerierung: Angabe der Libri 10–12 des Codex jeweils recto unten Mitte: X (125), XI (2751), XII (5379) sowie darin Blattzählung recto oben Mitte: I (1) – XIII (25), I (27) – XIII (51), I (53) – XIIII (79) in derselben Tinte und wohl von derselben Hand der 2. Hälfte des 14. Jh./1. Hälfte des 15. Jh wie der alphabetische Index auf dem vorderen Spiegelblatt (vor p. 1), p. 136 und auf dem hinteren Spiegelblatt (nach p. 136).
Lagenstruktur: IV16 + VI40 + III52 + VII80. Reklamanten, am Lagenende unten rechts p. 16-52, p. 40 und 52 eingerahmt.
Seiteneinrichtung:
  • Schriftraum p. 1a52b eingerichtet in Vier-Spalten-Klammerform (Powitz, Textus cum commento, S. 82, Abb. 6, S. 84–85), p. 53a80b vornehmlich eingerichtet in Vier-Spalten-Grundform (Powitz, Textus cum commento, S. 82, Abb. 5, S. 85) mit nur einzelnen Glossen oder Glossengruppen (vgl. Powitz, S. 84, Abb. 13).
  • Textus inclusus zweispaltig, p. 1a16b, 53a80b 26,5–27 x 12–12,5 (5–6), 60–61 Zeilen,
  • p. 17a50b 22,5–25 x 12–12,5 (5,5–6), 50–56 Zeilen,
  • p. 51a52b variierend, begrenzt durch Metallstiftlinierung, für die Zeilen ebenfalls Metallstiftlinierung;
  • p. 1a54b Glossenapparat in stark variierender Dichte (da der Textus inclusus mit relativ konstanter Zeilenzahl geschrieben wurde), zweispaltig, variierend, bis 39,5 x 24, bis 110 Zeilen, mindestens teilweise seitlich begrenzt durch Metallstiftlinierung;
  • p. 55a80b in typischer Seiteneinrichtung römischrechtlicher Glossenhandschriften der 2. Hälfte des 12. Jh. oder des beginnenden 13. Jh. (vgl. Dolezalek, Repertorium, S. 480–485, 489–491, 493–497), bestehend aus drei vertikalen Metallstiftlinierungen am äusseren Seitenrand und einer vertikalen Metallstiftlinierung links und einer vertikalen Metallstiftlinierung rechts in der Glossenspalte.
Schrift und Hände: Textus inclusus von 2 Händen:
  • Textus inclusus von 2 Händen:
  • 1. Texthand p. 1a16b, 53a80b Textualis oder wenig ausgeprägte Rotunda der 2. Hälfte des 13. Jh. in hell- und dunkelbrauner Tinte;
  • 2. Texthand p. 17a52b Rotunda der 2. Hälfte des 13. Jh. oder des 14. Jh. in hellbrauner Tinte; diese schreibt mit sehr dünner Feder zwei Pecienvermerke, nämlich p. 17a Finit III pe. und p. 45a Incipit VIIII.
  • Glossenapparat und Glossen von 2 oder 3 Händen:
  • 1. Glossenhand, identisch mit der 1. Texthand (vgl. v.a. das g, dessen unterer Bogen durch einen dünnen, in ein Häkchen auslaufenden Diagonalstrich geschlossen wird), schreibt in vereinfachter Textualis mit meist einstöckigem a (Semitextualis nach Derolez, Palaeography, S. 118–122) der 2. Hälfte des 13. Jh. p. 1a – ursprünglich auch p. 1a, 7b, 8a, 10a, 12a15b, 80ab (siehe Rasuren) – und p. 53a80b in den dafür eingerichteten Spalten voraccursische Glossen in hell- und dunkelbrauner Tinte, darunter auch Notabilien in V-Form mit roter Lombarde zu Beginn; bei diskursiven Glossen keine Lemmata, häufig aber Strich-Punkt-Bezugszeichen vorhanden, welche sich jedoch nur selten korrekt im Textus inclusus wiederfinden;
  • 2. Glossenhand (vgl. das abweichende g) schreibt in vereinfachter Textualis mit meist einstöckigem a (Semitextualis nach Derolez, Palaeography, S. 118–122) der 2. Hälfte des 13. Jh. p. 1a16b Accursius’ Glossa ordinaria in Apparatform, p. 3a16b vereinzelte Textstellen daraus interlinear (wegen Platzmangel?) sowie p. 1b16b neben dem Schriftraum des Apparates auf den äusseren Seitenrändern voraccursische Glossen in hell- und dunkelbrauner Tinte; p. 1a16b in Accursius’ Glossenapparat Lemmata meist unterstrichen, Bezugszeichen nur ausnahmsweise vorhanden und möglicherweise später ergänzt (p. 1a Strich-Punkt-Bezugszeichen, p. 3b Buchstaben); p. 1b16b die (diskursiven) voraccursischen Glossen auf den Seitenrändern ohne Lemmata und nur selten mit Strich-Punkt-Bezugszeichen, die zudem im Textus inclusus fast durchwegs fehlen;
  • 3. Glossenhand, Bastarda mit Schleifen der 1. Hälfte des 15. Jh., möglicherweise von Johannes Widembach (vgl. St. Gallen, Stadtarchiv, Tr. XV., Nr. 10 [13.2.1436]; ebenfalls die sehr ähnliche und vielleicht identische Hand in Ziegler/Hochuli, S. 17: Bussengerichts-Protokoll von 1441), schreibt p. 17a52b Accursius’ Glossa ordinaria in Apparatform, inklusive p. 26a einer Questio des Pillius (†1207), sowie p. 53a80b vereinzelte Glossen aus Accursius’ Glossa ordinaria in den für die voraccursischen Glossen eingerichteten Spalten (nach der 1. Glossenhand); Lemmata unterstrichen, besonders bei dichter Glossierung Buchstaben als Bezugszeichen.
  • Nachträge von einer oder zwei weiteren Händen:
  • 1. Nachtragshand, ältere gotische Buchkursive des 14. Jh., ergänzt fehlende Tituli in brauner Tinte p. 22a, 23b, 33b, 47b, 51ab, 52a, 53b;
  • 2. Nachtragshand, Bastarda mit Schleifen der 2. Hälfte des 14. oder 1. Hälfte des 15. Jh., schreibt p. 136 wie auch auf dem vorderen Spiegelblatt (vor p. 1) und auf dem hinteren Spiegelblatt (nach p. 136) einen alphabetischen Index in brauner Tinte. Spätmittelalterliche Einträge, schwer bzw. kaum lesbar: p. 16 unten p daata da prato, p. 80 unten wahrscheinlich Verkaufspreis te (?) t[u]nc h. pro xl s., darunter grosse Rasur sowie ein weiterer, durchgestrichener und teilweise ausradierter Eintrag.
Buchschmuck: P. 1a, 26a, 52a bei den Libri ein rotes Incipit und Explicit, p. 1a, 26a, 52b zu Textbeginn der Libri eine 9-zeilige blaue, eine 5-zeilige rote und eine 4-zeilige blaue Lombarde, rote Tituli, p. 52b55b bei der verkürzten Adresse eine rote Lombarde I(mp.) oder I(dem), sonst nicht geschrieben, aber manchmal vornotiert, zu Beginn der Leges eine rote Lombarde.
Inhaltsangabe:
  • 1a-80b Tres Libri Codicis (Cod. 10-12)
    • (1a80b) >Explicit liber viiii eiusdem domini Iustiniani sacratissimi principis. Incipit liber x de iure fisci.< Si priusquam fisci rationibus pater uester obligaretur …–… triginta librarum auri exactione quatiatur. Darin (1a26a) Cod. 10, (26a52a) Cod. 11, (52b80b) Cod. 12.
    • (26a) Pillius (?): Quaestio. Pone quod statutum est in monte Pessello quod quicumque transiens per pontem lani (?) soluat v solidos. P. volens euitare hic transiuit per aquam. Queritur an de iure teneatur. Et primo videtur quod sic per l. istam qui fiscales et ff. [Cod. 11.2(1).5] quod quisque in l. i [Dig. 2.2.1] et ne quis eum qui ad m. vo. l. plt. [Dig. 2.7.15] et de legi l. contra [Cod. 1.3.29(28)] l. cum glo. et s. que res vendi non. po. l. m. Contra videtur ff. de leg. in l. non aliter et de leg. l. ex vo. (?) et ad municip. l. constitutionibus [Dig. 50.1.24]. Pÿ.
      Diese Quaestio ist weder in Nicolini noch in Belloni, Le collezioni, ediert. Falls sie tatsächlich von Pillius stammt, handelt es sich um eine gekürzte Form, wie sie Belloni [S. 33–34: Questioni isolate e stralci di questioni pilliane] auch anderswo festgestellt hat.
      Ed. Ugo Nicolini, Pilii Medicinensis quaestiones sabbatinae, Modena 1935; Annalisa Belloni, Le collezioni delle »Questiones« di Pillio da Medicina, in: Ius Commune 9 (1980), S. 7–137, darin S. 101–137 kritische Edition einiger Quaestiones.
    Vgl. Lange, Römisches Recht 1, S. 234–235 (Lit.).
  • 1a16b, 53a80b Glossae anteaccursianae in Tres Libros Codicis
    • (1a16b, 53a80b) Zu Cod. 10. (?). Quidam cum susceptoribus ad prouincias destituitur ut infra de suscepto. duos [Cod. 10.72(70).13].
    • (1a) Zu Cod. 10.1.1 v. Si prius. Nam si postea reuocaretur ut sic nichil intersit perdonatione uel alio modo sit facta donatio alienatio ut ff. e. in fraudem [Dig. 49.14.45] et supra de priuileg. fi. l. cum pa. [Cod. 7.73.6] …–… (80b) ff. de officio asses. [Dig. 1.22] <> [die letzten Glossen verwischt und ausradiert].
    Einige wenige Glossen sind ediert und abgesehen von einigen Schreibfehlern identisch bei Emanuele Conte, Tres Libri Codicis. La ricomparsa del testo e l’esegesi scolastica prima di Accursio (= Ius Commune, Sonderhefte 46), Frankfurt a. M. 1990, S. 236, 249, 252, nämlich Cod. Sang. 749, p. 72b (= D4, D2, D3, D5), p. 74a (= D88, D89), p. 252 (= D105); selektive Edition und Untersuchung von Philipp Lenz, Neu entdeckte voraccursische Glossen zu den Tres Libri in St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. 749 (= Sg), in: ZRG RA 128 (2011), S. 417–441, hier S. 426–441.
  • 1a80b Accursius: Glossa ordinaria in Tres Libros Codicis
    • (1a54b) Accursius: Glossa ordinaria.
      • (1a) Zu Cod. 10.1.1 v. si prius. „Si prius“. Nam si postea reuocaretur per ypothacariam quocumque modo esset facta alienatio ut. ff. e. in fraude in prin. [Dig. 49.14.45 pr] …–… (54b) Zu Cod. 12.4.2 v. ex praefectis. „Ex prefectis“. Id est ex hiis et infra t. i. [Cod. 12.5].
    • (55a80b) Vereinzelte Glossen aus Accursius: Glossa ordinaria. Zu Cod. 12.7 rubr. „Primicerio“. Idem de eo qui primo scriptus est …–… (80b) Zu Cod. 12.61(62).2 v. provinciales. „Prouinciales“. Accusatiui casus prouinciales.
    Druck: [Tres Libri Codicis] Lyon: Hugo a Porta, 1548, S. 1–179 (mit Glossa ordinaria); Ed. Corpus iuris civilis 2, S. 395–488. Vgl. Coing, Handbuch 1, S. 160–161, 173–175, 182; Lange, Römisches Recht 1, S. 73–74, S. 345–356.
Bibliographie:
  • Philipp Lenz, Neu entdeckte voraccursische Glossen zu den Tres Libri in St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. 749 (= Sg), in: ZRG RA 128 (2011), S. 417–441, hier S. 417–425.
  • Ernst Ziegler, Jost Hochuli, Hefte zur Paläographie des 13. bis 20. Jh. aus dem Stadtarchiv (Vadiana) St. Gallen, Heft III: 15. Jahrhundert, St. Gallen 1987.
  • Einl. S. XXIV–XXV.
Kodikologische Einheit: Teil II (p. 81-98)
Beschreibstoff: Pergament
Lagenstruktur: III92 + (I+1)98; p. 97/98 ist ein Einzelblatt. Reklamant, eingerahmt, am Lagenende unten Mitte p. 92.
Seiteneinrichtung:
  • Schriftraum p. 81a92b zweispaltig, 26–27 x 13 (6), 63–75 Zeilen, begrenzt durch Blindlinierung, für die Zeilen möglicherweise ebenfalls Blindlinierung, Zirkellöcher am äusseren Blattrand sichtbar,
  • p. 93a96b zweispaltig, 33,5–34 x 20,5 (9,5), 73–75 Zeilen,
  • p. 97 einspaltig,
  • p. 98ab zweispaltig, begrenzt durch braune Tintenlinierung.
Schrift und Hände:
  • Wohl 3 Hände:
  • 1. Hand p. 81a92b wahrscheinlich vereinfachte Textualis mit einstöckigem a (Semitextualis nach Derolez, Palaeography, S. 118–122) wahrscheinlich der 2. Hälfte des 13. oder 1. Hälfte des 14. Jh., aufgrund des einstöckigen a und des durchgehend langen s am Wortende nahe der Littera Parisiensis (Derolez, Palaeography, S. 100 [112, 113]), in graubrauner, ab p. 92b, Z. 4 in brauner Tinte;
  • 2. Hand p. 93a97 individuelle Schrift, welche Elemente der Textualis (doppelstöckiges, über das Mittelband reichendes a; f und langes Schluss-s enden manchmal auf der Grundlinie) und Buchkursive (manchmal Schleifen an den Oberlängen; f und langes s enden manchmal unter der Grundlinie, ebenso h, welches unten bisweilen noch nach rechts gezogen ist) aufweist, des 14. Jh., in rotbrauner Tinte; diese Hand schreibt möglicherweise auch p. 81a97 die Tituli in Rot, in ähnlicher, jedoch fast ausschliesslich schleifenloser Schrift;
  • 3. Hand, vielleicht identisch mit der 2. Hand (aber mit spindelförmigem f und langem s sowie mit weiter Schleife an v), p. 98ab, ältere Buchkursive mit Schleifen des 14. Jh. in hellbrauner Tinte.
Buchschmuck: Incipit und Tituli in Rot, Letztere am Seitenrand vornotiert, zu Textbeginn der Tituli eine rote Lombarde, p. 81a 4-zeilig, sonst 1-zeilig; durchgehende Zählung der Tituli in roten römischen Ziffern (1–83; Tituli 1.11, 1.28, 2.7 und 2.54 nicht gezählt), rote Paragraphenzeichen. Schreiber- bzw. Pecienvermerk auf Höhe des Tinten- und Federwechsels p. 92b: Hic incepi scribere Aurel[ius] ubi pecie false et ho[m]i[n]e[s] falsi sunt; p. 86a Zeigehand.
Inhaltsangabe:
  • 81a-97 Libri feudorum (3. Rezension/Vulgatfassung)
    • (81a97) >Incipiunt consuetudines feudorum et primo de hiis qui feudum dare possunt et qualiter acquiratur et retineatur. I.< Qvia de feodis tractaturi sumus …–… animaduersione nichilominus puniendus. >Explicit liber usus feudorum. Deo gratias rubrica.< Inhalt: (81a85a) 1.1–26(28), (85a96a) 2.1–57(58), (96a97) Constitutio „Ad decus“ Friedrichs II.; darin (83a) abweichend von der Ed. Lehmann, S. 98, Z. 9 und 11: [testes pares idoneos] qui dicant rem esse propriam domini non infeodatam [et hoc colligitur per legem].
  • (98) Tituli. I. Incipiunt consuetudines feudorum et prime de hiis qui feudum dare possunt …–… lxxxiii. De statutis et consuetudinibus contra libertatem ecclesie editis.
    Ed. Karl Lehmann, Das langobardische Lehnrecht, Göttingen 1896 (ND in Consuetudines feudorum, hg. v. Karl A. Eckhardt, Aalen 1971), S. 81–182, zur Hs. S. 14–15, Nr. 44. (96a–97) Ed. MGH Const. 2, S. 107–109. Peter Weimar, Die Handschriften des Liber feudorum und seiner Glossen, in: Rivista internazionale di diritto comune 1 (1990), S. 31–98, bes. S. 53–54 (»Recensio vulgata«), diese Hs. als Nr. 140 erwähnt S. 64. Coing, Handbuch 1, S. 166–168, 173–175, 186–188; Lange, Römisches Recht 1, S. 86–88.
Kodikologische Einheit: Teil III (p. 99-128)
Beschreibstoff: Pergament
Lagenstruktur: V118 + (I+3)128; p. 119124 sind drei Einzelblätter; Reklamant zu Lagenende unten rechts p. 118.
Seiteneinrichtung: Schriftraum zweispaltig, 31,5–32 x 19,5–20 (9–9,5), 71–74 Zeilen, begrenzt durch Metallstiftlinierung, für die Zeilen ebenfalls Metallstiftlinierung, Zirkellöcher oben und unten auf den Vertikalen.
Schrift und Hände: Vereinfachte Textualis mit einstöckigem a (Semitextualis nach Derolez, Palaeography, S. 118–122) von einer Hand der 2. Hälfte des 13. oder 1. Hälfte des 14. Jh., aufgrund des einstöckigen a und des durchgehend langen s am Wortende nahe der Littera Parisiensis (Derolez, Palaeography, S. 100 [112, 113]), in hellbrauner Tinte.
Buchschmuck: P. 99a zu Textbeginn eine 5-zeilige rote Lombarde, die Tituli markiert mit roten Paragraphenzeichen, manchmal sind die Tituli in Rot hinzugefügt; Zählung der Tituli in roten römischen Ziffern (1–81, der letzte Titel 2.58 nicht gezählt). Die Lemmata sind im Text in hellbrauner Tinte unterstrichen.
Spätere Ergänzungen: Bisweilen Korrekturen von der Texthand am Seitenrand; die gesamte Rubrizierung und der Eintrag am Textende p. 127 Iac. Col. identisch mit der 2. Hand in Teil II.
Inhaltsangabe:
  • 99a-127 Accursius: Glossa ordinaria in Libros feudorum
    • (99a127) >Incipiunt.< Quidam habent aliter rubricam scilicet ita quibus modis feudum acquiratur et retineatur. Noster uero apparatus utitur hac rubrica …–… vnde quasi glosulas eas reputo usque in finem. Eintrag. Iac. Col. >Expliciunt consuetudines Fred[erici].< Inhalt: Kommentar zu (99a106a) 1.1–26(28), (106a127) 2.1–57(58).
    • (128) Stempel D. B. [s. o.], sonst leer.
    Druck: [Libri feudorum] Lyon: Hugo a Porta, 1548, S. 1–64 (mit Glossa ordinaria). Peter Weimar, Die Handschriften des Liber feudorum und seiner Glossen, in: Rivista internazionale di diritto comune 1 (1990), S. 31–98, bes. S. 81–87: Glossa ordinaria gehe auf Accursius und nicht auf Jacobus Columbi zurück; die falsche Zuschreibung basiere auf einem Irrtum des Andreas de Isernia (1289/1309). Vgl. Coing, Handbuch 1, 173–175, 186–188; Lange, Römisches Recht 1, S. 348–349.
Kodikologische Einheit: Teil IV (p. 129-136)
Lagenstruktur: II126
Seiteneinrichtung: Schriftraum zweispaltig, 35 × 21,5–22 (10–11), 109–114 Zeilen, begrenzt durch feine braune Tintenlinierung, für die Zeilen ebenfalls feine braune Tintenlinierung, Zirkellöcher am äusseren Blattrand.
Schrift und Hände: 2 Hände der 2. Hälfte des 13. oder der 1. Hälfte des 14. Jh.
  • 1. Hand p. 129a133a jüngere gotische Buchkursive/Bastarda, teilweise mit Schleifen, in dunkelbrauner Tinte;
  • 2. Hand p. 133b135b vereinfachte Textualis mit einstöckigem a (Semitextualis nach Derolez, Palaeography, S. 118–122) in brauner Tinte.
Buchschmuck: 1–3-zeilige rote Initialen; p. 131a–131b in den Quaestiones die zitierten Stellen aus den Decretales Gregorii IX. unterstrichen.
Inhaltsangabe:
  • 129a135b Kleinere, vornehmlich prozessrechtliche Schriften und Quaestiones decretales
    • (129a130a) Über die Nichtzulassung bestimmter Zeugen und Zeugnissen. >Contra testes.< Scitur videre aliquid contra testes. Plures enim ad testificandum se ingerunt qui de iure repelli possunt ut puta periurus et aliter infamis, conspirator, inimicus, corruptus et domesticus et plures alii contra quos aliquid videamus. Primo dicamus quod testis domesticus a testimonio repelli potest C. de testi. l. ii [Cod. 4.20.2] ubi dicitur etiam iure ciuili domestici testimonium reprobatur et C. de hiis qui ad ec. confugiunt l. fi. [Cod. 1.12(15)], ar. C. qui ac. non pos. l. penult. [Cod. 9.1.20] …–… et de hac nota C. de testi. l. solam [Cod. 4.20.4(3)] in fi[ne] glo[ssae] C. de postulatione l. quisquis [Cod. 2.6.6].
    • (130b) Leer.
    • (131a) Quaestio zu X 1.2.9 v. reuocatis in irritum. >Cum M. fer. „reuocatis in irritum“.< Pone quod cum essem canonicus bonus et non haberem prebendam, prebenda uacaret, egi super ea contra capitulum coram iudice competenti. Facta lite contra capitulum contulit eam ali[te]r uel pone quod cum peterem contra capitulum electionem de me factam …–… et reo ut C. e[odem] l. fi. [Cod. 8.36(37).5] bus con [!].
    • (131a–b) Quaestio zu X 1.3.7 v. de capitulo. >Eam te de capitulo.< Queritur qualiter per hoc mandatum episcopus teneatur ad receptionem istius cum hic mandatur capitulo et tamquam capitulo sit directum unde non potuit episcopum obligare singulariter ar. xii q. ii [C. 12 q. 2] …–… nisi quantum sufficiunt facultates infra de instit. c. 1 [X 3.7.1] bus. con. [!].
    • (131b) Quaestio zu X.1.30. v consimili, v. eo recepto, v. prius und v. prius mandatum. >Capitulum sancte crucis »consimili«< Queritur si aliquis impetrat litteras in aliqua ecclesia ubi pro aliis uel alio scriptum fuit …–… »eo recepto« »prius« »prius mandatum«. Queritur de quo mandato loquatur, utrum de mandato inserto in monitoriis vel in executoriis. Responsio: Tam de uno mandato quam de alio et notatur supra c. constitutus [X 1.3.19]
    • (131b133a) Quaestio de beneficiis, collationibus et presentationibus. „Inponentes“. Quia questiones de beneficiis frequentes sunt et inuolute ita quod periti et exercitati in causis sepe falluntur, ideo de ipsis quedam utilia per dominum papam in diuersis notata capitulis et quedam alia …–… et tunc primum quam postea uacabit. (133a) Rest der Spalte leer.
    • (133b) Über die Nichtzulässigkeit bestimmter Urkunden. Ut plene scias obicere seu excipere contra certam (?) scripturam aut sit priuilegium aut scriptura publica seu priuata hec omnia notab[o]. Primo uide tot[um] corpus scripture et uide si est ibi (?) aliqua uel superlinearis et innouatio prioris figure quia propter hoc solum potest repelli ut notatur C. de instit. C. [!] de plt. [Cod. 6.25.8(7)] …–… Item uide an utrumque sit generale an speciale ff. de l. iii. l. ux. § felicissime [Dig. 32.41.3(1.39)] et l. seruis urbanis § fi. [Dig. 32.1.99(97).5].
    • (133b134a) Über die Nichtzulassung bestimmter Richter. Qvia plures dicunt se esse iudices qui esse non possunt idcirco contra illos iudices procuraui. Nam si aliquis excommunicatus fuerit, non potest esse iudex extra de re iudi. ad probandum [X 2.27.24], extra de except. dilci. fi. [X 2.25.8] et. c. cum inter [X 2.25.5] et in constitutione noua Innocentii iiii. pia ex consideratione [Sext. 2.12.1] …–… Item nota quod si maior iudex ad se negotium reuocauerit minori, iudex pa[ter] de illo nego[tium] non poterit cognoscere ff. de iudic. l. iudi. soluitur [Dig. 5.1.58].
    • (134a–134b) Über die Nichtzulassung von Schiedsrichtern und Schiedsverträgen. >Sequitur contra arbitros, contra compromissum.< In primis potest obici quod serius est in quem compromitti non potest ff. de arbit. l. pedius § in seruum [Dig. 4.8.7 pr] …–… quod hodie non est iurandus in arbitris ut supra dictum est C. de receptis [Cod. 2.55(56)] autem decreuit (?).
    • (134b) Über Schiedsverträge. >Vt nichil possit obici compromisso.< In hoc (?) sibi (?) scribatur Titius et in eius de tali questione que uertitur inter eos uel reiti (?) sperabatur et de omnibus aliis pro se et suis heredibus qui promitunt [!] et consentiunt in Sempronium tamquam in arbitrem compromissarium et …–… scripsi publicum instrumentum.
    • (134b135a) Über die Nichtzulassung von Klägern und Klagen. Si actor excommunicatus fuerit non habet personam standi in iudicio et idcirco non debet ei ab aliquo responderi extra de off. del. prudentiam § sexta [X 1.29.21 §2] …–… quod in toto iudicio uel in tota causa extra de dolo. et con. [X 2.14] Lugdun.
    • (135a–135b) Über die Nichtzulassung von Rechtsvertretern. Ut prior dictum est contra actorem, sed plerumque contingit quod actor constituit procuratorem, yconomum, syndicum uel actorem. Idcir[c]o contra eos aliquid uideamus. Primo tamen sciendum est quid sit procurator, quid yconomus, quid sindicus, quid actor et que sit differentia inter ipsos. Procurator est qui mandato domini aliena negocia …–… alter sine altero agere seu defendere non potest et extra de off. de l. prudentiam § 1 [X 1.29.21 §1].
    Zitiert werden Codex, Digesta, Decretum, Decretales Gregorii IX. sowie entsprechende Glossae (ordinariae), aber kein einziger Rechtsgelehrter! Die Allegation und Zitierweise (133b) in constitutione noua Innocentii iiii. pia ex consideratione [Sext. 2.12.1] bedeuten, dass der Text nach dem Konzil von Lyon 1245 und wohl vor Veröffentlichung des Liber Sextus 1298 verfasst wurde. Zu den Quaestiones decretales vgl. Fransen, Les questions disputées, S. 237–239. (134b– 135a) Vgl. Joseph Vining, Legal Identity, New Haven 1978, S. 190, Anm. 33.
  • (136a–136b) Alphabetischer Index zu Cod.11 (vgl. vorderes Spiegelblatt und hinteres Spiegelblatt). >Rubrice xi libri codicis < (136b) Eintrag. Vlr[ici] Molitoris.