Hermetschwil, Benediktinerinnenkloster, Cod. membr. 68

Bretscher-Gisiger Charlotte / Gamper Rudolf, Katalog der mittelalterlichen Handschriften der Klöster Muri und Hermetschwil, Dietikon-Zürich 2005, S. 252-254.

Mit freundlicher Genehmigung des Verlags (Urs Graf Verlag, Dietikon). Das Copyright an der Handschriftenbeschreibung liegt beim Verlag.
Handschriftentitel: Fronleichnamtraktate
Entstehungszeit: 14. Jahrhundert
Frühere Signatur: Cod. 5.24
Beschreibstoff: Pergament
Umfang: 436 Blätter
Format: 10,5 x 7,5 cm
Seitennummerierung: Hauptteil und Vorsatz hinten: alte Foliierung in römischen Zahlen, ab 404 ergänzt, in der Beschreibung in arabischen Zahlen: 1–118. 118a. 119–233. 235–338. 340–384. 384a. 385–389. 391–418; Vorsatz und Kalendar neuere Foliierung: I–VII. 1*–12*.
Lagenstruktur: VI12* + 5 VI60 + II64 + 14 VI231 + (VI-1)243 + 8 VI340 + (VI+5)357 + I359 + 2 VI383 + (VI+2)397 + VI409 + II413, Blatt 201 herausgeschnitten und durch Papierbl. ersetzt, Bl. 234 herausgeschnitten. Textverlust. Von den Reklamanten nur Spuren erhalten.
Seiteneinrichtung: Tintenliniierung, Schriftraum 8,5 x 5,5, 17 Zeilen.
Schrift und Hände:
Buchschmuck: Rubriziert, bei den Überschriften 2zeilige Lombarden; alte Foliierung in Rot.
Spätere Ergänzungen: Wenige zeitgenössische Korrekturen.
Einband: Mit hellem Leder bezogene Holzdeckel, 1619. Streicheisenlinien, Rollen- und Einzelstempel. Zwei nach vorn greifende Kantenschliessen mit Messingteilen. Ockerweisse Kapitale. Dunkelblauer Schnitt. Spiegel- und Vorsatzblätter (IVII, 414418) Papier, Wasserzeichen Turm, Piccard X 123 (1618–1622). In den Fälzen liturgisches Fragment, Pergament, 14.–15. Jh. Auf dem Rücken in schwarzer Tinte Signatur 68. Ir eingeklebtes Papierblatt mit Angaben zur Hs., 20. Jh.
Inhaltsangabe:
  • Ir Besitzeintrag, siehe oben.
  • IvVIIv leer.
  • 1*r12*v Kalendar. Goldene Zahl, Sonntagsbuchstaben, Kalenden, Nonen, Iden. Bemerkenswert sind Heilige aus dem Kalendar des Deutschordens: Matthias ep. 30. 1., Simon ep. 18. 2., Alexander ep. 18. 3., Translatio Elisabethae 2. 5., Quiriacus ep. 4. 5., Zachaeus ep. 23. 8., Maurilius ep. 13. 9., Cleopha 25. 9., Martha hospita Christi 17. 10., Marcus ep. 22. 10., Hupertus ep. 3. 11., Lazarus ep. 17. 12. Lokale Heilige: Udalrich 4. 7., Verena 1. 9. Nachtrag: Oddiligi (= Ottilia) 13. 12.
  • 1r8v Von den Versuchungen. In Christo Ihesu hat uns die ewige wisheit durch diesen heiligen altvatter geoffen- bart daz nieman gekomen mag zu grosser gnaden …–… do vor uns die vetterlich kraft mit ire gotlicher ewiger wisheit in der hiczigen minnen des heiligen geistes musse behuten in Christo Ihesu. Amen.
    Entspricht Stuttgart, Württemberg. Landesbibl. HB I 36, 70r–76r.
  • 8v103v Büchlein vom Fronleichnam. >Hie vahet an die betrahtunge von unsers herren lichamen< Ecce ego vobiscum (Mt 28,20). Nement war ich bin bi uch alle die tage bicz daz die welt ein ende genimet. Daz waz daz jungeste wort daz unser herre Ihesus Christus rette zů sinen jungern …–… 11v So sint die auctoritates die sint hie in tusche geschriben die sint hinden nach den buch nach einander in latine geschriben als si an dem buche ligent [vgl. 98r ].
    • (12r) >Nement war wie der selen drier hande gut kumet mit unsers herren lichamen< Nemet war sprichet unser herre: Ich bin uch alle die tage bicz daz die welt ein ende nimet. So ein andehtige sele stat vor unsers herren lichamen …–… 65r die wirkunge des heilgen sacramentes, wan got vollebringz dz unvollebrahte in Christo Ihesu etc.
    • (65v) leer.
    • (66r) >Hie gat an dz ander teil dis bůches von der betrahtunge etlicher anevehtunge wider der warheit Christi lichamen< Nement war ouch wie die warheit des wesennes Christi lichame …–… 98r Nim sin und din selbes genote war.
    • Auctoritates: Et ecce vobiscum sum omnibus diebus …–… 103v ad nupcias et clausa est ianua. Matheum xvio. >Explicit libellus de corpori Christi.<
    Der Anfang entspricht Stuttgart, Württemberg. Landesbibl., HB I 36, 2r.
  • 103v241r Mönch von Heilsbronn: Buch von den sechs Namen des Fronleichnam. >Merke dz unsers herren lichamen hat vj namen und zů dem ersten warumbe er heissz gůte gnade< Wir lesent an den bůchen dz der fronelichamen gottes den er zů einer spisen hat gemachz sinen kinden …–… 236r also daz er zů einem male niemer entpfangen wirt danne mit gnaden.
    Anton Birlinger, Gebete; Tractate Meister Eckharts, des Mönches von Heilsbronn und anderen, Alemannia, Bd. 3 (1875), S. 108–119, 205–234; Textverlust: Bl. 201rv der Hs. leer: S. 223, Zeile 7–18; Bl. 234 der Hs. herausgetrennt: S. 234, Zeile 11–25. Zum Verfasser und seinem Werk Kurt Illing, Alberts des Großen ‚Super Missam‘-Traktat in mittelhochdeutschen Übertragungen, München 1975, S. 44–48, zur Hs. S. 44, Anm. 20; Georg Steer, Artikel Mönch von Heilsbronn, in: Verfasserlexikon2, Bd. 6 (1987), Sp. 649–654.
    • Einschübe:
      • (167r176v) Und aber swer niessen wil mit den besten …–… wan dz himelrich ist ir
      • (199r200v) Von warer minne wehsset stranckeit …–… Ouch sol ein gut minnender // Schluss fehlt, Bl. 201rv der Hs. leer.
      • (236r) Zusatz: >Mercke waz nüczes lit an gottes lichamen< Gotes lichamen meret die gnaden
  • 241r347v Die Zeichen der heiligen Messe. >Mercke dis sint bezeichunge der heiligen messen< Daz erste sint die glocken, die bezeichent daz wir uns bereiten sullent zv der kirchen …–… daz wir eweclichen in der claresten luterkeit in der hohsten minnen und in der zartlichsten niezunge gote schowende minnende und nieszende werden. Daz helf uns got. Amen.
    Kurt Ruh, Bonaventura deutsch, Bern 1956, S. 47, Anm. 7; möglicherweise Bearbeitung des Textes von Berthold von Regensburg, Deutsche Predigten, hrsg. Franz Pfeiffer, Joseph Strobl, Bd. 2, Wien 1880, Anhang A, S. 683–687. Dieter Richter, Die deutsche Überlieferung der Predigten Bertholds von Regensburg, München 1969, S. 171–175.
  • 347v359r Register. >Diz sint die capittel von unsern heiligen lichamen<
  • 359v leer.
  • 360r375r Christologische Kurztexte. >Dis ist ein bewerunge dz leben Christo mit den propheten Alles dz die propheten hant gewissaget von der zůkunft Christo dz es beschehen sulle des sin wir vier ewangelisten gezüge dz es beschehen si< Daz in der gotheit ist vatter sůn heiliger geist wirt bewert durch die propheten
    • (373v) >Dis sint vij stücke von lidende< Unser herre sprichz: Min lieben frünt behüte ich von der welte gelücke
  • 375r412r Mariologische Kurztexte. >Sant Johannes von der gezierde unser frowen, sant Bernhart von ir wunderlichen geburt Hie vohet an teil des adels und der wirdekeit von unser frowen in der müter lip< Herre und got von dem alle vollekomenheit ist geflossen
    • (379r) >Hie vahet an ein teil von der vollekomenheit und der erbermede unser frowen< Nach dinre geburt Maria güt so zelle ich dich zü einem vesten pfuggemünte
    • (394r) >Von der kündunge Gabrieles< O süssi künigin wie vant dich Gabriel do er dir kunte an heimelicheit dins gebettes
    • (397v) >Dis sint die figuren in der alten ee und sint uf unser frowen gezogen< Also Naim nam reinunge des libes in dem wasser des Jordans
  • 412v418v leer.
Entstehung der Handschrift: Aus dem alemannischen Sprachraum.
Provenienz der Handschrift: Spiegel vorn und Ir: Das ist ein alltes schöns und glichsam guldin buoch, ein kern und schatz von track- tierung des h. hochwirdigen sacrament des allthars. In disem kan man finden wz unsere allten für ein glauben und andacht zu dem h. h. sacrament hend ghan. Diß buoch hoert dem wirdigen gotßhus Hermatschwyl. Hats wider assen ynbynden frouw Maria Küngin meisterin des gotshus Hermatschwyl anno 1619. Maria Küng war Meisterin und Äbtissin 1615–1644, Helvetia Sacra III, 1, 3, S. 1837f. Im Bücherverzeichnis von Hermetschwil 1697 aufgeführt: 50r Tractat wie die alten das heilige sacrament verehrt No I. Im vorderen Spiegel mit Bleistift alte Signatur Cod. 5.24., darüber rot no 68. 1*r und Spiegel hinten Stempel Convent M. G., 19. Jh.
Bibliographie:
  • Bruckner, Scriptoria 7, S. 46.