Basel, Universitätsbibliothek, AN II 9
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Aus: HAN. Verbundkatalog Handschriften - Archive - Nachlässe, 2015.

Handschriftentitel: Matrikel der Artisten-Fakultät, 1461-1748
Entstehungsort: Basel
Entstehungszeit: um 1465-1748
Beschreibstoff: Pergament
Umfang: 1 Band (180 Blätter): mit Buchschmuck/Illustration
Format: 27,5 x 20,5 cm + 1 Blatt 21 x 15 cm
Seitennummerierung: Alte Paginierung des 16. Jh.s, evtl. nicht alles aufs Mal paginiert. Die 1732 nach S. 174 eingeheftete Binio wurde mit 175, 176 ... weitergezählt, so dass in der alten Zählung einige Seitenzahlen doppelt vorkommen. Ab S. 175 (alt) wurden die Seiten deshalb modern mit Bleistift neu 183ff. gezählt
Lagenstruktur: (V-1)18 + 2 IV50 + 3 V110 + III122 + IV138 + V158 + IV174 + II182 + 3 V242 + (VI-1)264 + 2 V304 + (V-1)322 + V342 + (V-1)359. Letztes Blatt als Spiegelblatt aufgeklebt.
Seiteneinrichtung: S. 19-50: Schriftraum 20,5 x 13 cm, mit Tinte begrenzt; ca. 37-39 Zeilen.
Schrift und Hände:
  • S. 19-50: Cursiva, um 1465.
  • S. 5-16 und 51-358: Einrichtung und Schreiber unterschiedlich. S. 5-16, 51-73 und 183-237 von einer Hand um 1493 geschrieben. S. 24 das Iuramentum licentiandorum wohl von derselben Hand, aber in grösserer Schrift, das anschliessende Iuramentum pro magistrandis von anderer Hand, wohl anfangs 16. Jh.
Buchschmuck:
  • 5-16: KL. abwechselnd rot und blau, Monatsname und Feste, die Abkürzungen für die römischen Bezeichnungen rot; arabische Buchstaben, Sonntagsbuchstaben (ausser A), gewöhnliche Tage schwarz, Sonntagsbuchstabe A abwechselnd rot und blau.
  • Initialen:
    • Die Ornamentik deckt sich nicht vollständig mit derjenigen der Rektoratsmatrikel (AN II 3), enthält aber sehr viele gleiche Motive und zeigt das gleiche Kolorit wie Eintragungen in der Rektoratsmatrikel Anfang der 1490er Jahre, vgl. Escher a.O.
    • S. 51: Initiale J mit blauem Blattwerk ausgesetzt und von goldenem Bandwerk begleitet, am oberen und äusseren Rand zierliches buntes Rankenwerk mit Vögeln, nach aussen von goldenem Rand begleitet.
    • S. 82: Kleine Initale S vor bunter, umrahmter Folie, mit Blattwerk ausgesetzt und in anderfarbige Blütenranken endigend (zu 1519 und vom gleichen Maler wie die Initiale S. 256).
    • S. 183: Initiale B vor rechteckiger goldener Folie, mit violettem Blattwerk ausgesetzt und in bunte Blattranken endigend. Am innern, äussern und untern Rand goldener Stab; am untern und äussern Rand bunte Ranken mit Vögeln und Dornzweigen.
    • S. 256: Kleine Initiale A (wie S. 82).
Spätere Ergänzungen: S. 226 unten: Notiz (1549) von Severin Ertzberger über die Promotion seines Vaters Cosmas Ertzberger im Jahre 1485.
Einband: Ende 15. Jh. (vermutlich später erneuert), braunes Leder mit Streicheisenlinien und Einzelstempeln (Rahmen und sich kreuzende Diagonalen mit geometrischen Mustern). Rücken 1951 und 2011 erneuert; in der Mitte und an den vier Ecken je 5 getriebene und gestampfte Metallbeschläge, 2 Schliessen (1917 noch vollständig vorhanden, 1991 fehlt eine Schliesse, 2011 auch das Beschläg hinten links unten; beides 2011 ergänzt). 2 abgebrochene Pergamentsignakeln (S. 5/6 und 183/4).
Zusatzmaterial: Maschinenschriftliches Inhaltsverzeichnis 20. Jh., früher eingelegt vorn im Falz.
Hauptsprache: Lateinisch
Inhaltsangabe:
  • S. 1-4 leer
  • S. 5-16 Calendarium academicum Eingetragen sind Disputationstage, Ferien etc. Genaue Übersicht bei Escher, a.O.
  • S. 17-18 leer
  • S. 19-23 Articuli facultatis artium de paritate viae antiquae et viae modernae, 1465 Febr. 15 Subscripti articuli statutorum et ordinacionum super paritate regiminis ambarum viarum …–… ydoneus ad promovendum reperiatur
    - Druck: Statuten, S. 3-8
  • S. 24 Iuramentum licentiandorum in artibus >Iuramentum licenciandorum in artibus< [E]go N. promitto et iuro observare ordianciones et statuta facultatis arcium …–… et hec sacra ewangelia
    - Druck: Statuten, S. 8f.
  • S. 24 Iuramentum pro magistrandis >Iuramentum pro magistrandis< Ego N. promitto et iuro me preceptores meos …–… me adiuvet
    - Druck: Statuten, S. 9
  • S. 25-49 Statuta facultatis artium, 1465 [S]ubscripta statuta facultatis artium studii Basiliensis partim ex antiquis statutis excerpta …–… ad omnia superscripta astringi volumus
    - Druck: Statuten, S. 9
  • S. 50 leer
  • S. 51-85 Promotiones in magisterium, 1461-1524 Ingentis multitudinis difficile singule videntur unitates
    • (S. 51-52) Einleitung, dann die Lehrer der Fakultät bis 1464.
    • (S. 53ff.) die Examina mit den Kandidaten, durchgezählt bis 1474 (examen primum - decimum nonum).
    • Bis S. 73 (1493) von einer Hand, dann von verschiedenen Händen, meist wohl der Dekane.
  • S. 86 leer (aus Anlass der kurzzeitigen Schliessung der Universität nach der Reformation)
  • S. 87-180 Magisterpromotionen, 1536-1748 Einträge von verschiedenen Händen, meist der Dekane.
  • S. 181-182 leer
  • S. 183-259 Promotiones in baccalaureatum, 1460-1524 Benemeriti viri domini Iohannis Crútz
    Einleitung, dann die am Anfang vorhandenen Bacclaurei und die Examina, durchgezählt bis 1476 (in primo examine - examen quadragesimum primum). Bis 1493 (S. 237) von einer Hand, dann von verschiedenen Händen, meist wohl der Dekane.
  • S. 259-358 Baccalaureatspromotionen, 1538-1748
    Am Anfang Vermerk von Heinrich Pantaleon über das "Interregnum". Einträge von verschiedenen Händen, meist der Dekane.
  • S. 359 leer
Entstehung der Handschrift: Der älteste Teil des Bandes sind die Statuten (Bl. 19-50). Terminus post quem dafür ist der 23. März 1565, als die vorliegende zweite Fassung der Fakultätsstatuten vom Bischof bestätigt worden ist. Diese beiden Lagen weisen eine andere Schrift auf als der Rest des Bandes und wurden vor dem Binden beschnitten. Die Verschmutzung der letzten Seite (50) dürfte aus der Zeit stammen, als die Statuten noch separat waren. Der von einer Hand geschriebene Grundstock der restlichen Texte (S. 5-16 Kalendar, 51-73 und 183-237 die beiden Register) entstand 1493 oder kurz danach und wurde wohl damals mit den Statuten und leeren Lagen, die für die Aufnahme weiterer Magister- und Baccalaureatspromotionen bestimmt waren, zusammengebunden. Der Band wurde, wie die abgenutzten Buckel zeigen und seine Funktion nahelegt, intensiv genutzt und vor 1732 mindestens einmal neu geheftet (auf zumindest teilweise neue Bünde). Vermutlich wurde dabei, wie die Lederabdrücke auf den Spiegelblättern zeigen, das ganze Einbandleder ersetzt. Da die leeren Lagen für die Magisterpromotionen vor denjenigen für die Baccalaureatspromotionen gefüllt waren, wurde 1732 nach S. 174 eine Binio eingesetzt (S. 175-182)
Erwerb der Handschrift: Der Band trägt zugleich die Signatur R 4 des Universitätsarchivs, ist aber nie dem Staatsrachiv übergeben worden.
Bibliograph. Nachweise
  • Escher, Konrad. - Die Miniaturen in den Basler Bibliotheken, Museen und Archiven. - Basel, 1917, S. 184f. Nr. 231.
  • Martin Steinmann, unpublizierte Beschreibung, 30.8.1991.
Literatur
  • Die Statuten der philosophischen Fakultät der Universität Basel / Nach der in der Fakultätsmatrikel enthaltenen Fassung hg. von Carl Christoph Bernoulli. - Basel: Friedr. Reinhardt, 1907.