Der Elsässer Georg Franz Müller (1646−1723) reiste 1669 in elfmonatiger Fahrt von Amsterdam nach Batavia (heute Djakarta) und verbrachte dort 13 Jahre als Soldat in Diensten der Ostindisch-Holländischen Kompanie auf verschiedenen indonesischen Inseln. Im Cod. Sang. 1278, der sein illustriertes Reisebuch (Cod. Sang. 1311) ergänzt, liegt seine chronologisch geordnete Reisebeschreibung vor; hinzu kommen ausführliche Beschreibungen von Menschen, Pflanzen und Tieren, die er im Fernen Osten und auf dem Weg dorthin antraf (p. 1−457). Die von zwei Kopisten zwischen 1701 und 1705 im Kloster Mariaberg oberhalb Rorschach vorgenommene Abschrift enthält im Anhang (p. 460−489) zwei kleinerformatige Konvolute mit dem Verzeichnis verschiedener „Souvenir-Stücke“, die Georg Franz Müller von seinem Aufenthalt in Ostindien mit nach Europa brachte. Müller hat die Abschrift an mehreren Stellen korrigiert und/oder ergänzt.
Online seit: 08.10.2015
Die Besonderheit dieser Estherrolle (auf 4 Blättern mit 16 Textkolumnen) sind die detaillierten Darstellungen des Buch Esther mit Einbezug von Motiven der Midrasch-Literatur. Diese bezeugen eine gute Kenntnis der Bibel und der rabbinischen Kommentare. Die Darstellung der Juden im Festtagsgewand mit Barett und weissem „Judenkragen“ verweisen auf ein westeuropäisches Milieu. Tatsächlich ist die Rolle in Amsterdam entstanden. Der Schreiber dieser frühen und prototypischen Megilla mit gedrucktem Schmuckrahmen, Jakob aus Berlin, trug sich im Eingangsabschnitt mit Namen ein und datierte die Handschrift auf das 18. Jahrhundert.
Online seit: 08.10.2020