Les descriptions suivantes sont disponibles pour ce manuscrit

  • Euw Anton von, Die St. Galler Buchkunst vom 8. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts, Band I: Textband, St. Gallen 2008 (Monasterium Sancti Galli, Bd. 3), S. 470-472, Nr. 131.
    (Description standard, affichée actuellement)
  • Scherrer Gustav, Verzeichniss der Handschriften der Stiftsbibliothek von St. Gallen, Halle 1875, S. 124-125.
    Voir la description additionnelle
St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 359
Creative Commons License

Euw Anton von, Die St. Galler Buchkunst vom 8. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts, Band I: Textband, St. Gallen 2008 (Monasterium Sancti Galli, Bd. 3), S. 470-472, Nr. 131.

Titre du manuscrit: Cantatorium
Origine: St. Gallen
Période: um 922-925
Catalogue number: 131
Volume: 166 pp. + Papier 3 Vor- u. 3 Nachsatzbll.
Format: 28 x 12,5 cm
Composition des cahiers: Zumeist Quaternionen: 14-24 (p. 1-16), 32+1 (p. 17-20; p. 21-22 Einzelbl.), 48-108 (p. 23-136), 1112 (p. 137-160), 122 (p. 161-164), 131 (p. 165-166)
Mise en page: Schriftspiegel 17,2 x 11,3 cm, einspaltig zu 16 Zeilen.
Type d'écritures et copistes: kleine karolingische Minuskel, im Hauptteil p. 24-162 wohl von einem Schreiber, ebenso die über die Zeilen geschriebenen Neumen
Décoration:

Titel u. Lektionsdaten in Rustica mit Minium, Anfänge der Introitus-Antiphonen mit Minium-Majuskeln, ebenso aber kleiner die A, RG, OF, TR, CO u. A(lleluia) zu den anderen Messgesängen, p. 24-25 Titel- u. Initialzierseite in Rustica mit Minium.

Reliure: Einband: Eichenholzdeckel, vergoldetes Kupfer, Elfenbein u. Bein, Pergament u. Seide. Vorderdeckel 34,2 x 13,7 x 1,8 cm, Rückdeckel 34,5 x 13,7 x 1,7 cm, beide nach Art der spätantiken Konsulardiptychen innen mit Vertiefungen für das Manuscript, seitlich 0,6, unten 2,7 u. oben 2,5 cm überstehend. Vorderdeckel außen ebenso mit Aussparung für zwei Elfenbeinreliefs mit Darstellungen aus dem Krieg des Dionysos gegen die Inder (nach Nonnos von Panopolis, Dionysiaka, 5. Jh. n. Chr.), Osten, 6. Jh., gerahmt mit durchbrochen gearbeiteten Leisten aus Bein (Breite 1,4 cm), Muster mit Halbkreisen erweiterte Vierecke in zwei Reihen diagonal versetzt, unterlegt mit vergoldeten Kupferstreifen, durchscheinend, die drei Seitenflächen unten, vorne u. oben ebenso; Rückdeckel nach demselben Prinzip gestaltet, jedoch an Stelle der Reliefs vergoldete Kupferplatten mit diagonal aufgelegten Beinstreifen in zwei Felder gegliedert. Auf Vorder- u. Rückseite je 6 vergoldete Buckel, ursprünglicher Buchrücken Pergament u. Seidenstoff: Teil aus einem Seidenstoff mit der Darstellung der Jagd des Bahram Gur, Byzanz oder Syrien, Ende 8. - Anfang 9. Jh. - Die Jahrringzählung der Eiche, aus der die Deckel gewonnen wurden, ergab ein Fälldatum zwischen 923 u. 931, was eine Entstehung des Einbandes um 925 nahelegt. In diese Zeit passen auch die Muster der Beinleisten, die vergleichbar an Platten der um 875 entstandenen sog. Cathedra Petri in Rom oder am wohl in Oberitalien im 1. Viertel d. 10. Jh. entstandenen Buchdeckel mit Christus u. den Evangelistensymbolen in Köln (Museum für Angewandte Kunst) zu sehen sind.
Sommaire:
Inhalt (im Überblick) u. Schmuck: Der Schmuck ist auf den Anfang beschränkt:
  • p. 1 leer
  • p. 2-23 Hymnen u. Alleluia-Verse (Nachträge vorwiegend des 10.-13. Jh.)
  • p. 24-162 Cantatorium Hauptteil, Proprium de tempore u. Proprium de sanctis von Advent bis Pfingsten gemischt, danach getrennt (vgl. Nr. 130)
    • (p. 24) Titelseite in Rustica mit Minium d(ominica prima de adventu Dni. statio ad scm. Andream post presepe. Antiphona ad introitum), 1-zeiliges unziales d, nach innen gefiedert, mit Dreiblattende
    • (p. 25) Introitus des 1. Adventsonntages A(d te levavi), halbseitige Initiale in Minium, im dünnen linken Schenkel Treppenmuster, im rechten Blattreihe mit seitlichen Kreisen u. Andreaskreuz-förmigen Zwischengliedern, das symmetrische Binnenmotiv entspringt unten an den Schenkeln u. wächst pyramidal in Blattvoluten aus.
  • p. 145-162 Alleluia-Verse für das Commune sanctorum
  • p. 163-166 Nachträge vorwiegend des 10.-13. Jh.
  • p. 165 der Name Fridiburc (10. Jh.), vielleicht eine Stifterin (vgl. Nr. 108).
Origine du manuscrit:
  • Die Hs. ist in der Musikwissenschaft berühmt u. gilt als das früheste durchgehend neumierte Cantatorium. Es enthält die Gesänge des Antiphonarium missae für den Cantor (Vorsänger) u. darf mit jener Hs. identifiziert werden, die nach Ekkehart IV. (Casus sancti Galli, cap. 47) nach dem Vorbild Roms «iuxta apostolorum aram» in der St. Galler Basilika auf einem Pultgestell aufbewahrt wurde. Die spätantiken Dionysiaka-Reliefs des Deckels sollten für die Authentizität des Werkes als Abschrift des originalen Gregorianischen Antiphonars sprechen, das in der Lateranbasilika von Rom in einem ähnlichen Behältnis aufbewahrt wurde. Auch das Diptychonformat, das im 10.-11. Jahrhundert für die Cantatorien u. Antiphonare sonst nicht mehr verbindlich war, steht noch ganz in der Tradition der karolingischen «authentischen» Antiphonare (Von Euw 2000), die zur Zeit Karls des Großen (768-814) von der römischen St. Peterskirche aus in das Frankenreich ausstrahlten.
  • Die Hs. entbehrt offenbar eines feierlichen Anfangs mit dem Gedicht «Gregorius praesul meritis et nomine dignus unde genus ducit summum conscendit honorem» (sog. Prolog zum römischen Antiphonarium - vgl. Nr. 158), mit dem die karolingischen Antiphonarien u. Cantatorien des 9. Jh. wie Monza (Domschatz Nr. 88) begannen. Es wäre vorstellbar, dass der Prolog beim Ergänzen der Hs. während des 10.-13. Jh. verloren ging u. die Hs. somit die alte Aura, ein Authenticum zu sein, einbüßte. Die beiden Initialen verraten noch deutlich den künstlerischen Zusammenhang von Sang. 359 etwa mit dem unter Notker Balbulus (um 840-912) entstandenen Martyrologium Sang. 454 (Nr. 116) oder mit den Hss. Sintrams wie Genf 37 a (Nr. 111), die in den Schäften u. Schenkeln von Initialen die gleichen Muster wie das A(d te levavi) p. 25 in Sang. 359 aufweisen. Diese Tradition stagniert schließlich im 10. Jahrhundert (vgl. Nr. 123). Die Datierung des Cantatoriums durch Duft u. Schnyder aufgrund der Dendrochronologie in die Abtzeit Hartmanns (922-925) ist daher sehr wahrscheinlich.
Bibliographie:
  • Louis Lambillotte S.J., Antiphonaire de Saint Grégoire, Fac-simile du manuscrit de Saint-Gall (VIIIe siècle), Paris 1851.
  • Rahn, Geschichte der bildenden Künste in der Schweiz, S. 110f.
  • Scherrer, S. 124f.
  • André Mocquereau, Cantatorium de Saint-Gall (Paléographie musicale. Tome II, 2), Tournai 1924.
  • Daniel, Freising, S. 25.
  • Wolfgang F. Volbach, Elfenbeinarbeiten der Spätantike und des frühen Mittelalters. Dritte völlig neu bearbeitete Auflage, Mainz 1976, Nr. 81, Taf. 45.
  • Duft-Schnyder, Elfenbein-Einbände, S. 95-128; 160-162 Bibliographie bis 1984, mehrere Abb. in Farbe u. Schwarz-Weiss. Zeichnungen.
  • Godehard Joppich, Die Handschrift St. Gallen Stiftsbibliothek 359. Cantatorium (Monumenta Palaeographica Gregoriana), Essen/Münsterschwarzach 1988.
  • Susan Rankin, Ways of Telling Stories, in: Graeme M. Boone (Hrsg.), Essays on Medieval Music in Honor of David G. Hughes (Isham Library Papers 4), Cambridge/Mass. 1995, S. 371-376.
  • Ochsenbein, in: Cimelia Sangallensia, Nr. 47.
  • Arlt, Liturgischer Gesang, in: Kloster St. Gallen, S. 139f., Abb. 69.
  • Anton von Euw, Karl der Große als Förderer des Kirchengesanges. Das Gregorianische Antiphonar, seine Überlieferung in Wort und Bild, in: Jahrbuch der Berliner Museen N.F. 22, 2000, S. 81-98, bes. S. 96-98, Abb. 5.