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  • Beschreibung für e-codices von P. Dr. Odo Lang OSB, Stiftsbibliothek Einsiedeln, 2009.
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  • Euw Anton von, Die St. Galler Buchkunst vom 8. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts. (= Monasterium Sancti Galli, Bd. 3) Band I: Textband. St. Gallen 2008, S. 420-422.
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Einsiedeln, Stiftsbibliothek, Codex 17(405)
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Euw Anton von, Die St. Galler Buchkunst vom 8. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts. (= Monasterium Sancti Galli, Bd. 3) Band I: Textband. St. Gallen 2008, S. 420-422.

Titre du manuscrit: Evangeliar
Origine: St. Gallen
Période: um 900
Ancienne Cote: Cod. 405
Catalogue number: 106
Volume: 384 pp. (192 Bll.)
Format: 28,3 × 19,5 cm
Composition des cahiers: Quaternionen, teilweise mit originalen Signaturen am Schluss der Lagen: I2 (Bifolium, 1 nicht gezählt, teilweise zerstört und auf den Innendeckel geklebt, 2 = p. 12), 24–1 (p. 38), 38–1 (p. 922), 48 = 1 (p. 2338) – 258 = XXII (p. 342357), 268 (p. 358373), 276 (p. 374384)
Mise en page: Schriftspiegel: 20,2 × 15,5 cm. einspaltig zu 25 Zeilen.
Type d'écritures et copistes: karolingische Minuskel in schwarzer und brauner Tinte, wohl von einem Schreiber und Illuminator.
Décoration:
  • Inc. in Capitalis buchstabenweise abwechselnd in Gold und Silber.
  • Initialen und Initialzierseiten in Gold, Silber und Minium, fortlaufende Zeilen mit verzierten Majuskeln sowie in Uncialis und Rustica mit Minium, teilweise golden und silbern schattiert.
  • Devotionsbild in Federzeichnung mit Purpur und Minium, Gold und Silber, partiell dunkles Grün.
  • Evangelistenbilder nur in Minium, Gold und Silber, alle pergamentaussparend, Kanontafeln ebenso.
Reliure: Alte Eichenholzdeckel mit weißem Schweinslederüberzug.
Sommaire:
Das Evangeliar bildet in der Reihe der spätkarolingischen St. Galler Evangelienbücher (Nr. 99, 101–104) ein besonders kostbares Stück und ist in der harmonischen Übereinstimmung von Initial- und Figurenstil ein Unikum. Sentiment und Stil der Figuren haben ihre besten Parallelen an der Vordertafel mit der Maiestas Domini auf dem Deckel von Cod. Sang. 53 (Nr. 108), die der St. Galler Künstlermönch Tuotilo (um 850 – um 913) im Auftrag von Abt-Bischof Salomo III. (890–920) um 895 schuf. Die von Kahsnitz (S. 223) beobachteten kreisrunden Augen an den Flügeln der Evangelistensymbole (Apc 4,8) ­ zieren deutlich auch die Cherubim auf der Elfenbeintafel. Damit ergibt sich entgegen meinen früheren Annahmen auch eine Datierung des Evangeliars in die Jahre 890–900. Ein zweites verbindendes Element ist die «Legasthenie» des Künstlers. Er lässt Christus auf der Elfenbeintafel und auf der Miniatur das Buch in der Rechten halten und mit der Linken reden (ohne Zweifel eine Ausnahme in allen karolingischen Darstellungen dieser Art). Technisch gesehen bindet die kombinierte Zeichnung von Purpur und Minium die Hs. zurück an das Psalterium aureum Sang. 22 (Nr. 98). Die vollkommene Harmonie von Initial- und Textgestaltung bietet einen Hinweis darauf, dass die Miniaturen und Initialzierseiten zuerst ausgeführt und der Text danach vom Illuminator selbst geschrieben wurde.
  • p. 1 Prol. Plures fuisse (unvollständig: – ti fuit et fidem factae reipraedestinatus potuit ele – )
  • p. 23 leer
  • p. 48 Prol. Novum opus
  • p. 89 Prol. Sciendum etiam
  • p. 9 Arg. Matheus qui et Levi
  • p. 1021 zwölfseitige Kanonfolge mit kleinen, hufeisenförmigen Bogen, doppelseitig übereinstimmend, als Akrotere Pflanzen, Pfauen, nimbierte Büsten (p. 15), Pfauen und nimbierte Behelmte (oder Mönchsväter mit Kapuzen?) (p. 16), vier Pfauen (p. 1819)
  • p. 22 leer
  • p. 23 Devotionsbild mit thronendem Christus und Beischrift IHC XPC, ausgezeichnet mit dem Kreuznimbus, das Buch in der Rechten [sic], die offene Linke mit der Handfläche dem Betrachter zugekehrt. Zu seinen Füßen, die auf dem schräg gestellten Suppedaneum aufsetzen, ein jugendlich bartloser, tonsurierter Mönch, gekleidet in Tunika und anianische Kukulle, auf dem ebenso schräg gestellten Betschemel kniend. Der Deckel des von ihm gehaltenen Buches trägt die Inschrift Evangelium Christi. Oben rechts und links grüne Wolken mit goldenen und silbernen Sternen, grün auch unten am Thron und Suppedaneum, im Bildrahmen Rankenwelle
  • p. 24 Bild des Evangelisten Matthäus, im Profil auf dem Faltstuhl sitzend und aufschauend zu dem aus den Wolken kommenden Symbol des geflügelten Engels, in der Linken das Tintenhorn, in der Rechten die Schreibfeder, auf dem offenen Buch die Worte Liber generationis Iesu Christi filii David, in der linken oberen Ecke ein geknoteter Vorhang, im Rahmen Rankenvoluten
  • p. 24122 Mt-Ev.
    • (p. 25) >incipit euangelium kata maθeωn< Initialzierseite L(iber generationis), geschwungener Buchstabenkörper, in der Bänderung gleichwertig mit dem Gerank, letzteres dreimal beringt, junge Seiten- und Endtriebe, die Buchstaben des (L)IBER in zarter Minium-Zeichnung, pergamentaussparend mit Gold und Silber gefüllt, feiner Blattschmuck, ebenso mit Gold und Silber versetzt
    • (p. 122) >explicit euangelium kata matheum< Zeilenende in Form von 3 y, mit S überschrieben
  • p. 123125 Prefatio Bedae presbiteri in Marcum
    • (p. 123) q(uae causa fuerit Marco – CCL 120, 431–432, 39), fast halbseitiges unziales q, oben Hundskopf mit spitzer Schnauze und dreieckigen Ohren, Stil wie p. 25
    • (p. 125) Prol. Marcus interpres apostoli Petri
  • p. 126 Bild des Evangelisten Markus, mit kurzem Bart, frontal auf der Thronbank sitzend, die Rechte taucht die Feder in das in ein kleines Pult am Bildrahmen eingesteckte Tintenhorn ein, die Linke greift in das geöffnete Buch auf dem Schreibpult, darin die Worte Vox clamantis in deserto parate viam dni. (Mc 1,3 [Mc 1,3]), die Halbfigur des Löwen taucht aus den Wolken auf, links der geknotete Vorhang
  • p. 127-183 Mc-Ev.
    • (p. 127) >incipit euangelium secundum marcum< Initialzierseite I(nitium), großer, nicht aus der Bänderung des Buchstabenkörpers gespeister Mittelknoten, oben Hundskopf mit spitzer Schnauze (I)NITIVM wie p. 25
  • p. 184 Arg. Lucas medicus natione Syrus Antiocensis
  • p. 185 Bild des jugendlichen Evangelisten Lukas, aufschauend zum ganzfigurigen Stier, gegenüber der geknotete Vorhang, die angewinkelte Rechte des Evangelisten ohne Schreibinstrument, die Linke hält das auf das Knie gestützte Buch, in dem die Worte Fuit in diebus herodis regis zu lesen sind, auf dem langen Buchständer das offene Buch mit der Fortsetzung des Textes iudee sacerdos quidam nomine Zacharias (Lc 1,5 [Lc 1,5])
  • p. 186283 Lc-Ev.
    • (p. 186) >incipit euangelium secundum lucam< Initialzierseite q(uoniam quidem), unziales q mit dichtem Geflecht ohne Knotung, in den unteren fünf Zeilen F(uit in diebus) mit kleinerer Initiale
  • p. 284 Arg. Iohannes apostolus et evangelista quem Iesus amavit
  • p. 285 Bild des bärtigen Evangelisten Johannes, aufschauend zum ganzfigurigen Symbol des Adlers mit einer Schriftrolle in den Fängen, der Autor entrollt einen Rotulus mit den Worten In principio erat verbum, links das Pult mit Dreifuß, darauf das offene Buch, auf dessen rechter Seite [sic] der Text hoc erat in princi- und auf dessen linker Seite die Fortsetzung -pio aput deum (Io 1,1 [Io 1,1]) steht, im Rahmen Akanthusgirlande
  • p. 286357 Io-Ev.
    • (p. 286) >incipit euangelium secundum iohannem< I(n principio), Kreuzung der Bänder zum Mittelknoten, oben zwei Hundsköpfe, Sporangien an welligen Fäden wie an allen großen Initialen
  • p. 358 381 Capitulare Evangeliorum
  • p. 382383 Altar- und Reliquienverzeichnis, von zwei Händen (B = p. 383 die letzten 5 Z.)
  • p. 384 auf dem Innendeckel aufgeklebt, darauf die Namen: Adilsant, Amata, Reginbolt diac., Vuilharius prespiter, Eberhardus presbiter (10. Jh.).
Origine du manuscrit: Das wohl zur Weihe der Einsiedler Klosterkirche 948 auf den einst unbeschriebenen p. 382383 eingetragene Altar- und Reliquienverzeichnis ist ein sicherer Hinweis dafür, dass das Evangeliar ein Geschenk an die vom Straßburger Dompropst Eberhard, dem ersten Abt von Einsiedeln (934–958), 934 gegründete Benediktinerabtei Einsiedeln war. Vielleicht steht die Schenkung in Verbindung mit dem hl. Ulrich, Bischof von Augsburg (923–973), einem berühmten Schüler St. Gallens, der um 940 Reliquien des hl. Mauritius aus Saint-Maurice d’Agaune nach Einsiedeln brachte. Zu seinen Lehrern zählte Abt Hartmann von St. Gallen (922–925) (vgl. Schaab, Mönch in St. Gallen, S.87, passim). Vgl. Nr. 130.
Bibliographie:
  • Rahn, Geschichte der bildenden Künste in der Schweiz, S. 142, 145.
  • Rahn, Psalterium aureum, S. 55.
  • Odilo Ringholz, Das älteste Verzeichnis der Reliquien und Altäre in der Stiftsbibliothek zu Einsiedeln, in: Anzeiger für Schweizerische Geschichte N.F. 8, 1898, S. 11–16.
  • Gabriel Meier, Catalogus Codicum Manu Scriptorum qui in Bibliotheca Monasterii Einsidlensis O.S.B. servantur, Tom. I, Leipzig 1899, Nr. 17, S. 13 f.
  • Merton, S. 45–47, 55, 59, Taf. X ­ XXIII–XXXVI.
  • Landsberger, Folchart-Psalter, S. 21, 23, 33, Abb. 16 c, 17 b.
  • Joachim Prochno, Das Schreiber- und Dedikationsbild in der deutschen Buchmalerei, Leipzig 1929, Nr. 19, Abb.
  • Bruckner V, S. 22, 49, 88.
  • Boeckler, St. Galler Fragmente, S. 40.
  • Knoepfli, Kunstgeschichte I, S. 35.
  • Joachim M. Plotzek, Zur Initialmalerei des 10. Jahrhunderts in Trier und Köln, in: Aachener Kunstblätter 44, 1973, S. 109, Abb. 13.
  • Beer, Prudentius-Codex 264, S. 34.
  • Christoph Eggenberger, Das Evangeliar Codex 17 der Stiftsbibliothek Einsiedeln. Ein Werk spätkarolingisch-frühottonischer Buchmalerei des Klosters St. Gallen, in: Unsere Kunstdenkmäler 34, 1983, S. 168–175, Abb. 1–7.
  • Christoph Eggenberger, Psalterium aureum, S. 14, 52, 179, 183, Abb. 54, 187 f.
  • von Euw, Früh– und hochmittelalterliche Evangelienbücher im Gebrauch, S. 21–30, bes. 23–25, Abb. 2 f.
  • von Euw, Die Bibelhandschriften des Klosters Einsiedeln vom 10. bis 11. Jahrhundert, in: Die Bibel in der Schweiz. Ursprung und Geschichte, hrsg. von der Schweizerischen Bibelgesellschaft, Basel 1997, S. 63–78, bes. S. 75 f.
  • von Euw, in: Kloster St. Gallen, S. 187, Abb. 86.
  • Hans Rudolf Sennhauser, Bemerkungen zu drei Aspekten der Einsiedler Gnadenkapelle, in: Sankt Meginrat. Festschrift zur zwölften Zentenarfeier seiner Geburt, hrsg. von Odo Lang, St. Ottilien 2000, S. 103–136, bes. S. 109–111.
  • Rainer Kahsnitz, in: Otto der Große II, Nr. IV, 27, S. 221–224, Abb. S. 222 f.
  • Hoffmann, Schreibschulen des 10. und des 11. Jahrhunderts, S. 63.