Frauenfeld, Kantonsbibliothek Thurgau, Y 105
Handschriftentitel: Chronik der Klöster St. Katharinenthal, Töss und Berenberg
Entstehungsort: Kartause Ittingen
Entstehungszeit: zwischen 1614 und 1638
Beschreibstoff: Papier
Umfang:
86 S.
Format: 310 x 210 mm
Seiteneinrichtung:
265 x 170 mm, einspaltig, 40-46 Zeilen
Einband:
Papier über Pappe, blaugrün gesprenkelt, 19. Jh.
Inhaltsangabe:
- S. 1 Der angegebene Titel: Von Erbauwung unnd Zunemmung des Gottshauses Sanct Catharina Thal under der Stadt Diesenhoffen; Prediger Ordens Frauwen: Anno 1242
- S. 1-12 Geschichte des Klosters St. Katharinental von seiner Gründung unter Williburg von Hünikon im Jahre 1242-1292 (letztes handschriftlich erwähntes Datum) mit unkolorierten Wappen der Gründer und Gönner des Klosters: Bl. 1r: Familienwappen der Wilburg von Hünikon; Bl. 1v: Messkelch über Bibel mit Kruzifix; Bl. 2r: Wappen der Truchsessen von Diessenhofen; Bl. 2v: Wappen der Grafen von Kyburg sowie Wappen des Klosters St. Katharinental; Bl. 3v: Familienwappen derer von Kreuzlingen; Bl. 4r: Familienwappen der Herren von Randeeg (= Randegg); Bl. 4v: Wappen der Herren von Salenstein und Schandeeg (= Sandegg?), daneben Leerraum für ein unausgeführtes Wappen; Bl. 5r: Leerraum für ein unausgeführtes Wappen; Bl. 6r: Leerraum für ein unausgeführtes Wappen.
- S. 13-16 Leere S., mit Seiteneinteilung für die Beschriftung vorbereitet.
- S. 17-29 „St. Katharinentaler Schwesternbuch“ Leben der seligen Closterfrawen von Diessenhouen
- S. 30 Kurzfassung der Gründungsgeschichte des Klosters Töss
- S. 31-52 Zwölf Viten aus dem „St. Katharinentaler Schwesternbuch“ Duodecim beatarum monialium Diessenhouensium vitae. Zwölff Gottseliger Closteriungfrawen kurtz Leben vnd Sterben, so von dem 1300. biss man zahlte 1400 Jahr in dem Gottshauss S. Catharinenthal, neben Diessenhouen am Rhein, gelebt vnd Gott gedienet haben.
- S. 52-53 Kommuniongebet
- S. 54 leer
- S. 55 Kolorierte Vedute des Klosters Töss
- S. 56 leer
- S. 57-60 Gründungsgeschichte von Töss
- S. 61-79 „Tösser Schwesternbuch“
- S. 80-82 leer
- S. 83-85 Gründungsgeschichte des Klosters Beerenberg
- S. 86 leer
Entstehung der Handschrift:
- Die Handschrift Y 105 setzt sich aus Einzelhandschriften von mindestens drei verschiedenen Händen zusammen. Grundlegend sind die Chroniken der Dominikanerinnenklöster St. Katharinental und Töss sowie des Franziskaner- und nachmaligen Augustiner Chorherrenklosters Beerenberg von . Wie die handschriftliche Paginierung am oberen Rand der Chroniken von Töss und Beerenberg vermuten lässt, waren sie mit andern Handschriften zusammengebunden, möglicherweise mit Murers Chronik von St. Katharinental.
- In diese Chroniken eingebettet wurde eine Lebensbeschreibung der Schwestern von St. Katharinental, die eine sehr textgetreue Bearbeitung des berühmten Schwesternbuchs aus dem 15. Jahrhundert darstellt (S. 17-29). Von der gleichen Hand des ausgehenden 17. Jahrhunderts stammt ein kurzer Bericht über den Anfang des Klosters Töss bei Zürich (S. 30) und eine Lebensbeschreibung der dortigen Schwestern, die ebenfalls eine sehr textgetreue Bearbeitung des Tösser Schwesternbuches von Elsbeth Stagel darstellt (S. 61-79).
- Aus einem grösseren Zusammenhang übernommen wurden die Lebensbeschreibungen von 12 Schwestern aus dem Dominikanerinnenkloster St. Katharinental, wie die handschriftliche Paginierung (615-637) am äusseren oberen Rand der einzelnen Blätter vermuten lässt. Ein Vergleich mit dem Erstdruck der „Helvetia Sancta“ (Luzern 1648) von 31-53 der Handschrift Y 105 wörtlich mit demjenigen auf S. 347-357 der gedruckten Ausgabe der „Helvetia Sancta“ übereinstimmt. Ausserdem wird im „Schwesternbuch von St. Katharinental“ (Y 105, S. 17-29) auf Nonnenviten hingewiesen, die im „Schwesternbuch“ nicht aufgeführt sind, sondern mit dem Vermerk „in scriptis P. Henrici“ versehen sind. Die mit diesem Vermerk versehenen Nonnenviten sind mit denjenigen von S. 31-53 identisch. Meyer nimmt deshalb an, dass diese von der Hand stammen. zeigt, dass der Text der Nonnenviten auf S.
- In die Chronik des Dominikanerinnenklosters Töss von Laurentius Bosshard (ca. 1490-1523) stammt, wie dies bereits 1888 der damalige thurgauische Kantonsbibliothekar Johannes Meyer festgestellt hat. Allem Anschein nach hat Murer diese Handschrift aus einem grösseren Zusammenhang ausgeschnitten und zu Ende geführt, wie seine Notizen am Schluss der Handschrift bezeugen. ist eine ältere Handschrift eingeklebt, die aus der Chronik des Winterthurer Geschichtsschreibers
- Die Vedute des Dominikanerinnenklosters Töss (S. 55) trägt die Unterschrift von Hans Jeggli (ca. 1580-1643), einem Winterthurer Glasmaler, der öfters mit Heinrich Murer zusammengearbeitet hat.
- Es ist anzunehmen, dass diese Handschriften spätestens im 19. Jahrhundert zusammen mit der Fertigung des Einbands, vielleicht aber auch schon früher, zusammengebunden worden sind.
Provenienz der Handschrift:
Die Handschrift mit der Chronik des Klosters St. Katharinental sowie
der Klöster Töss und Beerenberg sind zwischen 1614-1638 in der Kartause Ittingen
entstanden und dort wohl auch zum erstenmal zusammengebunden worden. Wie die
andern Klosterchroniken Murers sind sie in Ittingen geblieben und erst nach der
Aufhebung der thurgauischen Klöster 1848ff. in die Kantonsbibliothek Thurgau
gelangt. Dort erhielten sie wohl ihren heutigen Pappeinband.
Bibliographie:
- Katharinental. Lebensbeschreibung einer Anzahl Closterjungfrauen. Abschrift von 1720. 8°, 154 S. [KB Y 75]
- St. Katharinental. Lebensbeschreibung einer Anzahl Closterjungfrauen. Abschrift von 1720. 8°, 154 S.
- Murer, Heinrich: Helvetia Sancta, seu Paradisus sanctorum Helvetiae florum […] / durch […] Henricum Murer […] Luzern: David Hautt, 1648.
- Bosshart, Laurentius: Die Chronik des Laurencius Bosshart von Winterthur, 1185-1532 / hrsg. von Kaspar Hauser. Basel 1905 (Quellen zur schweizerischen Reformationsgeschichte ; III).
- Stagel, Elsbeth: Das Leben der Schwestern zu Töss / beschrieben von Elsbeth Stagel; samt der Vorrede von Johannes Meier und dem Leben der Prinzessin Elisabet von Ungarn hrsg. von Ferdinand Vetter. Berlin 1906 (Deutsche Texte des Mittelalters; Bd. VI).
- Stumpf, Johannes: Gemeiner loblicher Eydgnoschafft Stetten, Landen und Völckeren Chronickwirdiger thaaten beschreybung […] / durch Johann Stumpffen. Faksimiledruck der Ausgabe von 1547 bei Christoph Froschauer in Zürich. Winterthur 1975.
- Kuhn, Konrad: Thurgovia Sacra : Geschichte der thurgauischen Klöster. Bd. III. Dritte Lieferung: Die thurgauischen Frauenklöster. Frauenfeld 1883.
- Meyer von Knonau, Gerold: Heinrich Murer, in: ADB 23 (1886), S. 60.
- Meier, Gabriel: Der Karthäuser Heinrich Murer und seine Schriften / Gabriel Meier. Stans 1900 (SA: Der Geschichtsfreund ; Bd. 55) S. 1-38.
- Feller, Richard / Bonjour, Edgar: Geschichtsschreibung der Schweiz. Vom Spätmittelalter zur Neuzeit / Richard Feller, Edgar Bonjour. Basel /Stuttgart 1979.
- Knoepfli, Albert: Geschichte des Klosters St. Katharinental / Albert Knoepfli, in: Das Graduale von Sankt Katharinenthal: Kommentar. Luzern 1983, S. 1-77.
- Früh, Margrit: Die Vorzeichnungen von Hans Asper (d.J.) zu Heinrich Murers "Helvetia Sancta" in der Kantonsbibliothek Frauenfeld / von Margrit Früh. (SA: Zeitschrift für schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte Bd. 45 (1988), S. 179-206).
- Knoepfli, Albert: Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau. Bd. IV: Das Kloster St. Katharinenthal / von Albert Knoepfli. Basel 1989.
- Meyer, Ruth: Das "St. Katharinentaler Schwesternbuch": Untersuchung, Edition, Kommentar / von Ruth Meyer. Tübingen 1995 (Münchener Texte zur deutschen Literatur des Mittelalters ; Bd. 104).
- Eugster, Erwin / Baumer-Müller, Verena: Artikel "St. Katharinental" / von Erwin Eugster und Verena Baumer-Müller, in: Die Dominikaner und Dominikanerinnen in der Schweiz. Basel 1999 (Helvetia Sacra ; Abt. IV, Bd. 5), S. 780-840.
- Wehrli-Johns, Martina: Artikel "Töss" / von Martina Wehrli-Johns, in: Die Dominikaner und Dominikanerinnen in der Schweiz. Basel 1999 (Helvetia Sacra ; Abt. IV, Bd. 5), S. 901-934.
- Feller-Vest, Veronika: Artikel "Winterthur, Beerenberg", in: Die Augustiner-Chorherren und die Chorfrauen-Gemeinschaften in der Schweiz. Basel 2004 (Helvetia Sacra ; Abt. IV, Bd. 2), S. 473-491.
Ungedruckte Quellen
Gedruckte Quellen
Literaturverzeichnis