St. Gallen, Stadtarchiv der Ortsbürgergemeinde St. Gallen, Altes Archiv, 677A
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Beschreibung von Rudolf Gamper, 2018.

Handschriftentitel: Joachim Vadian: Kleinere Chronik des Klosters St. Gallen (Reinschrift); St. Galler Wappenbuch
Entstehungszeit: Geschrieben von Wolfgang Fechter im Jahr 1549
Umfang: 278 Blätter
Format: 43 x 28.5 cm
Seitennummerierung: Alte Paginierung Teil 1: 1–480 (Text), Teil 2: 0. 1–9 (Wappen); neue Paginierung vorn I–XXXVIII, hinten 10-40.
Seiteneinrichtung: 31–32 x 18–19 cm, Wappenbuch 33 x 23 cm, 16 Wappen pro Seite.
Buchschmuck:
  • Der Illustrator des ersten Teils datiert und signiert seine Arbeit auf S. XXXVI «15. C[aspar] HA[genbuch] 49».
  • Am Anfang jedes Kapitels, das jeweils die Regierungszeit eines Abtes umfasst, steht ein Brustbild des Abtes in kolorierter Federzeichnung; gesamthaft sind es 57 Bilder: S. 48, 49, 52, 54, 56, 60, 62, 63, 68, 74, 80, 90, 92, 95, 96, 99, 102, 106, 110, 112, 113, 115, 116, 117, 139, 145, 147, 152, 154, 157, 158, 166, 169, 179, 181, 197, 202, 207, 225, 234, 239, 240, 243, 248, 264, 269, 282, 289, 318, 373, 383, 411, 415.
  • Zwischen diese Bilder eingestreut weisen weitere auf besonders wichtige Textstellen hin: 76 Notker („Dis bild ist abconterfet uß gar am alten bůch des kloster zů S. Gallen.“), 101 Fegefeuer („Das fegfür ist zů disen tagen in den benedicter clöstern an gangen. Hat gůten nütz tragen.“), 111 Kurfürst, 129 Papst Gregor VII., 162 Wappen der Stadt St. Gallen als Reichsstadt, 187 Kardinalshut, 198 Wappen von Arbon, 201 Messkelch, 203 Nonne, 288 Narr, 329 Wappen das Abtes Ulrich Rösch, 448 adliges Paar, 468 über dem Titel: 2 Fische.
  • Ganzseitige kolorierte Federzeichnungen:
    • S. XXXVI: Titelblatt. Wappenpyramide in einem Säulenbogen, in den Wappenschildern zwei Bären der Stadt St. Gallen, die goldene Halsbänder tragen, darüber der Reichsadler, die Reichskrone sowie ein Schriftband mit Versen. In den Zwickeln zu beiden Seiten des Schriftbandes stehen Brustbilder von Joachim Vadian und seiner Frau Martha in jugendlichem Alter; Vadian trägt den Kranz des gekrönten Dichters.
    • S. XXXVIII: Gallus in seiner Zelle. Gallus ist nach dem Vorbild des Kirchenvaters Hieronymus als gelehrter Einsiedler gestaltet. Der Bär zu seinen Füssen und das Fischernetz, das an einen Baum angelehnt ist, nehmen Bezug auf Episoden der Gallusvita. Die Umgebung ist als besiedelte Landschaft gezeichnet.
    • S. 8-9: Auf den Rändern Wappen der fürstäbtischen Städte und Länder.
    • S. 46: Gründung des Klosters St. Gallen. König Pippin übergibt Otmar, dem Churer Stiftspriester, die Benediktinerregel in Anwesenheit von Graf Waldram.
    • S. 431: Stadt St. Gallen. Eingeklebter kolorierter Holzschnitt von Heinrich Vogtherr, der aus Johannes Stumpfs «Chronik der Eidgenossenschaft» (1547/48) stammt, vermutlich aus den Korrekturfahnen, die Stumpf an Vadian sandte. Darunter liegt das Wappentier der Stadt St. Gallen, der Bär mit dem goldenen Halsband, darüber das Wappentier des Reiches, der doppelköpfige Adler. Sie drücken die Rechtsstellung der Stadt als Reichsstadt aus.
  • Teil 2, S. 1-9: Kolorierte Wappen.
Spätere Ergänzungen: Vereinzelte Marginalien, z. B. S. 354.
Einband: Der Ledereinband mit Holzdeckeln, Streicheisenlinien, Stempel, Schliesse und Beschläge. Restauriert 1972.
Inhaltsangabe:
  • Teil 1:
    • (S. I-IV) leer.
    • (S. V-XXX) Register.
    • (S. XXXI-XXXV) leer.
    • (S. XXXVI) Titelbild.
    • (S. XXXVII) Inhaltsübersicht.
    • (S. XXXVIII45) Joachim von Watt (Vadian): Von dem fromen einsidel Sanct Gallen.
      Joachim v. Watt (Vadian), Chronik der Aebte des Klosters St. Gallen (Deutsche Historische Schriften, Bd. 1), hrsg. v. Ernst Götzinger, St. Gallen 1875, Bd. 1, S. 104–143.
    • (S. 46418) Joachim von Watt (Vadian): Von den abbten des closters zů sanct Gallen (Kleinere Chronik der Äbte).
      Joachim von Watt (Vadian), Die Kleinere Chronik der Äbte. Abtei und Stadt St. Gallen von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit (719–1532) aus reformatorischer Sicht, hrsg. v. Bernhard Stettler, Zürich 2013; zur Handschrift S. 23f.
    • (S. 419430) leer.
    • (S. 431449) Joachim von Watt (Vadian): Von anfang, gelegenhait, regiment unnd handlung der … statt zu Sannt Gallen.
      Ernst Gerhard Rüsch, Vadians Schriften über die Stadt St. Gallen und über den oberen Bodensee, in: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 117 (1999), S. 106–124.
    • (S. 450478) Joachim von Watt (Vadian): Von dem Oberbodensee.
      Rüsch, Vadians Schriften, S. 125–146.
    • (S. 479) leer.
  • Teil 2:
    • (S. 0. 19) Harnach volgend die wapen ettlicher geslechten der statt zů Sant Galen.
      212 kolorierte Wappen.
    • (S. 1041) leer.
Entstehung der Handschrift: Repräsentative Reinschrift der chronikalischen Texte, die Joachim Vadian 1545/46 für Johannes Stumpfs «Chronik der Eidgenossenschaft» verfasst hatte. Vadian hatte seine Verfasserschaft geheimgehalten. Nach dem Erscheinen von Stumpfs Chronik 1547/48 und der Klärung der konfessionspolitischen Lage im Augsburger Interim gab Vadian diese Reinschrift für die St. Galler Stadtregierung in Auftrag.
Provenienz der Handschrift: Die Stadt St Gallen bezahlte dem Schreiber Wolf Fechter 12 Gulden, «von wegen des bůchs so er geschriben hatt» und vergütete Vadian die Auslage für den Maler und das Einbinden. Der amtierende Bürgermeister bewahrte die Chronik in seinem Hause auf; sie durfte nur an die Ratsherren und die Zunftmeister ausgehändigt werden (Ziegler, S. 68 und 71).
Bibliographie:
  • Dora Fanny Rittmeyer, Vadian-Bildnisse, St. Gallen 1948 (Vadian-Studien 2), S. 5f.
  • Ernst Ziegler, Kostbarkeiten aus dem Stadtarchiv St. Gallen in Abbildungen und Texten, St. Gallen 1983, S. 68–72.
  • Beat Matthias von Scarpatetti, Rudolf Gamper und Marlies Stähli, Katalog der datierten Handschriften in der Schweiz in lateinischer Schrift vom Anfang des Mittelalters bis 1550, Dietikon-Zürich 1991, Nr. 56.
  • Rudolf Gamper, Repräsentative Chronikreinschriften in der Reformationszeit, in: Aegidius Tschudi und seine Zeit, hrsg. v. Katharina Koller-Weiss und Christian Sieber, Basel 2002, S. 269–286, hier S. 281–283.
  • Rudolf Gamper, Gallus ohne Nimbus. Vadian erforscht den historischen Gallus, in: Gallus und seine Zeit. Leben, Wirken, Nachleben, hrsg. von Franziska Schnoor u.a., St. Gallen 2015, S. 387–405, hier S. 395–397 und 402.
  • Rudolf Gamper, Joachim Vadian, 1483/84–1551. Humanist, Arzt, Reformator, Politiker, Zürich 2017, S. 304–307.