Basel, Universitätsbibliothek, B I 11
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Aus: HAN. Verbundkatalog Handschriften - Archive - Nachlässe, 2017.

Handschriftentitel: Missale Basiliense
Entstehungsort: Basel (?)
Entstehungszeit: um 1460
Beschreibstoff: Pergament
Umfang: 1 Band (299 Blätter): mit Buchschmuck/Illustration
Format: 36,5 x 27 cm
Seitennummerierung: Moderne Foliierung: A.a.1-294.B. Moderne Vorsatzblätter vorne und hinten nicht foliiert. Alte Foliierung in rot gemalten römischen Zahlen am oberen Rand, mit Ausschluss des Kalenders.
Lagenstruktur: Mit Ausnahme der letzten Lage ausschliesslich aus Quaternionen zusammengesetzt: 36 IV288 + III294. Lagenzählungen in lateinischen Buchstaben jeweils in der vorderen Hälfte einer Lage, z.T. beschnitten.
Seiteneinrichtung: Text zweispaltig, der Kanon einspaltig. 35 Zeilen; Schriftspiegel: 25,5 x 18 cm
Schrift und Hände: Minuskel des 15. Jahrhunderts.
Buchschmuck:
  • Titel, Zitate und liturgische Vermerke rot. Kleine Initialen abwechselnd rot und blau.
  • 2r-7v: K.L. abwechselnd rot und blau. Epakten rot, Tagesbuchstaben schwarz, A abwechselnd rot und blau, römische Tageszählung rot, Namen der Heiligen und der gewöhnlichen Feste schwarz, die Hauptfeste rot.
  • Initialen:
    • 9r: Initiale A (zum ersten Adventssonntag), blau; auf der goldenen Folie grünes Rankenwerk mit hellroten und blauen stilisierten Nelken; sie ist stellenweise durch hellrotes Blattwerk ersetzt. Am oberen, inneren Rand Wellenranken in zum Teil symmetrischer Anordnung in Blau, Hellgrün, Hellrot und Gelblich mit Goldtönung. Ad te levavi abwechselnd in roten und blauen Majuskeln.
    • 20r: Initiale P (Puer; Weihnachtsfest; Ad publicam missam), hellrot; umschliesst in grüner Landschaft vor blauem Himmel einen sitzenden, betenden Mann in blauem Kleid. Die Goldfolie z.T. mit grünem Blattwerk belegt. Zwischen den Textkolumnen und am unteren Rand Blattwerk. Ranken zwischen den Textkolumnen.
    • 76r: Initiale D (Domine ne longe; Dominica in palmis), mattrot, auf blauer Folie. Auf dem nur mit Mattgold aufgetragenen Grund grünes Rankenwerk.
    • 100v: Initiale R (Resurrexi; Osterfest; In die [resurrectionis]), blau, vor Goldfolie. Vor dem mattrot und golden (in Mattgold augetragen) geteiltem Grund grüne Ranken. Solche am äusseren Rand nach oben und unten entwickelt.
    • 115r: Initiale V (Viri Galylei; In die [ascensionis]), blau, mit roten, grünen, mennigroten Ranken, vor Goldfolie. Ranken zwischen den Kolumnen und am unteren Rand.
    • 120v: Initiale S (Spiritus; In die penthecostes), mattrot, umschliesst ein blaues und grünes Blatt. Goldfolie. Ranken am äusseren und unteren Rand.
    • 126v: Initiale B (Benedicta sit; In festo sanctae trinitatis), blau; auf mattrotem Grund grüne, goldene (in Mattgold aufgetragen) und mennigrote Ranken umschliessend; Goldfolie. Ranken am äusseren Rand.
    • 128r: Initiale D (Domine in tua; Dominica prima post octavam penthecostes), blau. Auf blassrotem Grund grüne Ranken; Goldfolie. Zwischen den Kolumnen goldener Stab. Rankendekoration am unteren Rand.
    • 168r: Initiale P (Per omnia saecula; Anfang des Ordinarium Missae), blau; vor blauer Atmosphäre kniender Greis, das gelbe Kleid golden modelliert. Goldfolie. Rankenwerk am inneren Rand.
    • 174r: Initiale T (Te igitur; Canon Missae), blau, vor blauer, abgetönter Atmosphäre; dient als Kreuz für die goldene Schlange. Links Moses, rechts verwundeter Israelit. Goldene Umrahmung. Ranken am inneren und oberen Rand.
    • 180r: Initiale D (Dominus secus; Et primo in vigilia sancti Andreae), mattrot, vor Goldfolie. Blau getönte Atmosphäre, grüner Boden; kniender Mann in rotem, gelbmodelliertem Mantel. Rankenwerk am inneren Rand.
    • 232v: Initiale E (Ego autem; Commune sanctorum. Primo in vigila unius apostoli); blau. Auf mattrotem Grund grünes Rankenwerk; Goldfolie.
    • 254r: Initiale T (Terribilis est locus; De dedicatione ecclesiae), blau; vor rotem Grund grüne Ranken. Goldfolie. Rankenwerk zwischen den Kolumnen.
    • 277r: Initale G (Grates; In nativitate domini scilicet in primo gallicanta sequentia); getöntes Karminrot. Auf dem Goldgrund grünes Rankenwerk; Goldfolie; Rankenwerk am oberen Rand und zwischen den Kolumnen.
  • Miniaturen/Zeichn.:
    • 1r: Wappenschild vor gelb-blau umrandetem Grund. Wappen ausradiert; mit Quarzlampe erkennbar die zwei gekreuzten Fackeln des Wappens der Familie Brand.
    • 173v: Ganzseitige Darstellung (zum Canon Missae). In goldenem Rahmen Christus mit grüner Dornenkrone am Kreuz zwischen Maria und Johannes. Gelbbrauner Kreuzstamm. Maria in rötlichem Kleid und blauem, gelb gefüttertem Mantel. Johannes in goldenem Rock und karnatfarbenem, grün gefüttertem Mantel. Nimbus in Blattgold. Boden grün mit Gräsern und Kräutern. Der bläuliche Himmel nach unten gelblich abgetönt. Ringsum Rankenwerk.
    • 294v: Wappenschild vor gelb-blau umrandetem Grund. Wappen ausradiert; mit Quarzlampe erkennbar zwei Geisseln mit Handgriffen und herabhängenden Riemen als Wappen der Familie Geissler.
Einband: Moderner Einband; mit braunem Papier überzogene Kartondeckel, Rücken und Ecken mit ungefärbtem Pergament überzogen; auf dem Rücken die missverständliche Aufschrift Missale Carthusie Basiliensis. Am vorderen Buchschnitt zahlreiche grössere braune und rote Ledersignakeln. Oben und unten am Buchblock Kapitalband aus roten und weissen Fäden.
Hauptsprache: Lateinisch
Inhaltsangabe:
Escher (1915 und 1917) ordnet die Handschrift kunsthistorisch der "Vullenhoe-Gruppe" zu. Im Gegensatz zur sogenannten "Vullenhoe-Bibel", von der drei von ursprünglich vier Bänden erhalten sind (B I 1; B I 2 und B I 3), ist das Basler Missale wohl nicht in der Kartause entstanden. Zum Stil des Missale im Unterschied zur Bibel vgl. Escher, 1917, S. 157f. Am nächsten dem Missale verwandt ist, gemäss Escher, ein dreibändiges, für Bischof Johannes von Venningen hergestelltes Pontificale (heute: Porrentruy, Bibliothèque cantonale jurassienne, Ms. 1-3).
  • Ar-v (ehemals altes Spiegelblatt). Fragment aus einer anderen Basler Missale-Handschrift. Gehört zur gleichen Handschrift wie der Text auf dem hinteren Vorsatzblatt B.
  • ar Notiz von Bibliothekar Ludwig Sieber über Margaretha Brandin, datiert 28.2.1877. Später eingebundener Zettel.
  • av leer
  • 1r Wappenschild
  • 1v leer
  • 2r-7v Calendarium Januarius habet dies xxxi, luna xxxx
    Basler Kalender. Zu den Abweichungen von den gedruckten Missale Basiliense in den Basler Exemplaren AN VIII 2 und AN VIII 3 vgl. Meyer/Burckhardt, S. 36f.
  • 8r-v leer
  • 9ra-293vb Missale
    • [9ra: Proprium de tempore] >Incipit missale dominica I adventus. Ad de levavi< animam meam
    • [167ra: Ordo missae] >Sequitur cantus angelicus<. [167rb ] Gloria in excelsis deo
    • [168ra: Praefationes] >In nativitate Christi. Praefatio<. Per omnia secula seculorum
    • [173v: Canon missae]
    • [174r ] Te igitur pater
    • [180ra: Proprium de sanctis] >Incipit de sanctis. Et primo in vigilia sancti Andree<. Dominus secus
    • [232va: Commune sanctorum] >Incipit<
    • [254rb:In Dedicatione ecclesiae]
    • [256ra: Missae speciales]
    • [277ra: Sequentiae]
  • 294r leer
  • 294v Wappenschild
  • Br-v (ehemals altes Spiegelblatt) Fragment aus einer anderen Basler Missale-Handschrift. Gehört zur gleichen Handschrift wie der Text auf dem vorderen Vorsatzblatt A.
Provenienz der Handschrift: Der Band war Bestandteil einer Stiftung der reichen Witwe Margaretha Brand (+ 1474) an die Basler Kartause. Besitzeintrag Bl. Av, oberer Rand: Istud Missale est Carthusiensium in minori Basilea Constantiensis diocesis proveniens eis a domina Margaretha Brändin alias Lostorferin cuius etiam plura beneficia alibi habentur. Gemäss Burckhardt (1969) fand der Band am Altar der heiligen Jungfrau im Kleinen Kreuzgang der Basler Kartause Verwendung. Zur Stifterin Margaretha Brand vgl. weiterführende Hinweise und Literaturangaben bei Meyer/Burckhardt, 1960-1975, Bd. 1, S. 50.
Bibliograph. Nachweise
  • Escher, Konrad. - Die Miniaturen in den Basler Bibliotheken, Museen und Archiven. - Basel, 1917, S. 156-158 Nr. 210.
  • Morin, Jean. - A travers les manuscrits de Bâle. - In Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde; 26 (1927), S. 175-249, hier S. 177.
  • Die mittelalterlichen Handschriften der Universitätsbibliothek Basel: beschreibendes Verzeichnis. Abt. B, Theologische Pergamenthandschriften / bearb. von Gustav Meyer und Max Burckhardt. - Basel: Universitätsbibliothek, 1960-1975. - Bd. 1, S. 36-50.
Literatur
  • Hymni inediti; Liturgische Hymnen des Mittelalters handschriftlichen Breviarien / hrsg. von G.M. Dreves. - Leipzig, 1888 (Analecta hymnica medii aevi; Bd. 4).
  • Escher, Konrad. - Das Brevier des Bischofs Friedrich ze Rhin auf der Basler Universitätsbibliothek. - In: Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde. - Basel. - Bd. 14 (1915), S. 279-305, hier S. 302.
  • Escher, Konrad. - Die illuminierten Handschriften der Kantonsschulbibliothek in Pruntrut. - In: Anzeiger für schweizerische Altertumskunde. - Zürich. - N.F., Bd. 18 (1916), S. 301-326, hier S. 313f.
  • Escher, Konrad. - Die "Deutsche Prachtbibel" der Wiener Nationalbibliothek und ihre Stellung in der Basler Miniaturmalerei des 15. Jahrhunderts. - In: Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien. - Bd. 36 (1923), H. 2, S. 47-96, hier S. 83ff.
  • Burckhardt, Max. - Ausgewählte Miniaturen aus mittelalterlichen Handschriften der Universitätsbibliothek Basel. - Basel, 1969, Abb. 14 (betr. 100v).
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