Basel, Universitätsbibliothek, N I 3:89
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Aus: HAN. Verbundkatalog Handschriften - Archive - Nachlässe, 2016.

Handschriftentitel: Kaiserchronik
Entstehungszeit: 1. Viertel 13. Jahrhundert
Beschreibstoff: Pergament. Das Doppelblatt 1 /2 bildete das innerste einer Lage. Der untere Rand ist vollständig erhalten, dafür ist Bl. 1ra.b, 1va.b, 2ra und 2vb durch Beschneiden oben jeweils mit dem Rand auch die oberste Textzeile weggefallen. Bl. 3 ist am rechten Rand unter Verlust eines mindestens 3 cm breiten Streifens beschnitten. Von Doppelblatt 4 /5 ist nur noch der untere 8 x 12,5 cm grosse Teil vorhanden und auch da fehlt von Bl. 4 ein noch etwas breiterer Streifen als von Bl. 3. Bl. 6 ist vollständig bis auf ein 3 x 2 cm grosses Loch am äusseren Rand, kein Textverlust. An manchen Stellen ist die Schrift an der Unterlage hängen geblieben, aber meist zur Not noch lesbar.
Umfang: Einbandfragment (3 Doppelblätter)
Format: 21,5 x 16 (Doppelbl. 1 /2)
Format: bzw. 19,5 x 15,5 cm (Faszikel mit Doppelbl. 3 /6 und 4 /5)
Seitennummerierung: Moderne Bleistiftfoliierung: 1-6 (Binz dagegen zählt in der Beschreibung Bl. I-II.1-4).
Seiteneinrichtung: Schriftspiegel 18,5 x 13,5 cm; zwei ca. 6,5-7 cm breite Spalten; 37 Zeilen in der Spalte. Verse abgesetzt, Anfangsbuchstaben der Zeilen um ca. 0,5 cm nach links herausgerückt. Linierung ist nicht sichtbar, aber Einschnitte am inneren Rand in Zeilenabstand vorhanden.
Schrift und Hände: Buchschrift vom Ende des 12. oder Anfang des 13. Jh.
Buchschmuck: An den Abschnittsanfängen abwechselnd rote und blaue zwei Zeilen hohe Lombarden. Zeilenende durch Punkte bezeichnet.
Spätere Ergänzungen: Nachträge links am Schluss.
Hauptsprache: Deutsch (Alemannisch)
Inhaltsangabe:
  • 1ra-2vb Kaiserchronik, Verse 377-726 // Die wurden dem cheiser undertan
    • [1vb: v. 541] Daz erste tier was ein liebarte / Des erchom der herre harte //
    • [2ra: v. 559] Der bezeiget den chunich Alexander / Und nieman ander
    • [2vb: v. 725] Der den toten hiez uf stan / Ez waere man ode wip //
    - Edition Massmann, vv. 377-726
  • 3ra-vb Kaiserchronik, Verse 2846-2955, 2972-3003 // Clemens von ir wancte / Neheiner minne er gehancte / Von ir er sich brach / Wan ez was im etwaz ungemach [v. 2880] Geloubestu ane got den guoten / Mit hertzen und mit muoten / Si sprach mich endunchet nih[tes ze vil] /
    • [3rb: v. 2883] Ich geloube allez daz du [wil] / Geloubestu daz der heileg[e Christ] / Unser erlosaere ist [v. 2915] Der mute die frowen sere / Unchiusche gert er da zir / [Als s]i selbe sagte mir
    • [3va: v. 2918] [Daz was der] frowen leit / [Davon] kom si in arbeit
    • [3vb: v. 2957] So sin wir [Faustinus und Faustus] / Sant Peter wart [vil vro] / Ze den chinden sprach er also / [v. 2972] Clemens ist iwer bruder / Diu frowe ist iwer muoter [v. 3002] In sinem namen machestu mich gesunt [Sante Peter sprach] da ze stunt //
    - Edition Massmann, vv. 2846-2955, 2972-3003
  • 4ra Kaiserchronik, Verse 3024f., 3050-3064 // Also zesamene [hete] braht / Des sie lutzel het gedaht / [v. 3050] Des andern morgen vil fruo / Sante Peter gie dem mere zuo [v. 3063] Do gesach er den heiligen man / Er enthielt sich allen den tach // - Edition Massmann, vv. 3024f., 3050-3064
  • 4rb Kaiserchronik, Verse 3101-3119 // Mit urloube rede swaz [du wilt] / Daz urloup wil ih dir [ouch geben] [v. 3117] Do ih hie stunt antwer / Hie ensint got noch die s[tete] // - Edition Massmann, vv. 3101-3119
  • 4va Kaiserchronik, Verse 3137-3152 // [E du kome]st in ditze lant / [Der alte sprach] sa ze hant [v. 3152] [Du bist ein wol] gelert man // - Edition Massmann, vv. 3137-3152
  • 4vb Kaiserchronik, Verse 3187-3201 // Daz nehein got [den himel rich]te / Und swer geheines dinge gere / Wan als ist in d[iu] wildsaelde gewere / Nyceta dar für trat / En meister er urloubes bat // - Edition Massmann, vv. 3187-3201
  • 5ra Kaiserchronik, Verse 3231-3233, 3260-3274 // Ein mittel sul wir dar under lazen / Daz unser rede wol tuge / Und daz man der rede vol iehen muoge [v. 3260] Nyceta huop die rede sa / Also stet geschriben da al daz einvalt ist // - Edition Massmann, vv. 3231-3233, 3260-3274
  • 5rb Kaiserchronik, Verse 3296-3314 // [Ich enhorte von] iungelingen / Nie besser rede fuor pringen [v. 3310] Do sprach der iunge man / Ih wil dich wizzen lan / Diu welt hat einen orthaben / Als wir an der buochen haben // - Edition Massmann, vv. 3296-3314
  • 5va Kaiserchronik, Verse 3338-3354 // solde bewarn / Wie [mohte] ich danne m[isse]varn [v. 3353] Die rege ih velsche gar / Daz si mir alle muzzen iehen // - Edition Massmann, vv. 3338-3354
  • 5vb Kaiserchronik, Verse 3376-3391 // Man leses diu chint durch daz gu[te listen] / Daz si sich under alten damit fris[ten] [v. 3389] So muoz diu hell erbrennen / Die sele: und iemer da inne / Daz sint allez mensklich sinne // - Edition Massmann, vv. 3376-3391
  • 6ra-vb Kaiserchronik, Verse 3392-3465, 6468f., 3472-3553 // War ist din wilsaelde chomen / Diu ist warlich unvernomen [v. 3426] Ir islicher ziuhet sinen lip / Als im diu wilsaelde git / Du enwelles ein ander rede han
    • [6rb: v. 3429] Diu wilsaelde mach dich wol bestan [v. 3465] Und die lucken sint ouch dabi / [v. 3468] Ez choment under goten leraere / die lucken trugenaere
    • [6va: v. 3472] Einer wil die luge han / Der ander an der warheit stan [v. 3516] Dar chumet manich wip und man
    • [6vb: v. 3517] Und muzzen an ein schif gan / Die witen gesament sint [v. 3551] Hetestu einteil geflizzet baz / So ware dir Astronomia / Daz quit da //
    - Edition Massmann, vv. 3392-3465, 6468f., 3472-3553
Provenienz der Handschrift: Herkunft unbekannt, zwei der Doppelblätter (Doppelbl. 3 /6 und 4 /5) wurden von Buchdeckeln abgelöst. Die Blätter 1 und 2 - ein bis dahin bei den unsignierten Handschriftenbruchstücken liegendes Doppelblatt derselben Handschrift - wurden im Juni 1936 mit den schon katalogisierten Blättern 3-6, denen es voraus geht, vereinigt. Das Doppelblatt 1 /2 bildete die inneren Überzüge der Basler Handschrift A III 30 aus dem Predigerkloster.
Bibliograph. Nachweise
  • Binz, Gustav. - Unpublizierte Beschreibung 2.5.1936 mit Nachtrag 11.6.1936 (zugänglich im Sonderlesesaal)
Literatur
  • Textausgabe: Der Keiser und der Kunige buoch oder die sogenannte Kaiserchronik : Gedicht des zwölften Jahrhunderts von 18,578 Reimzeilen / zum ersten Male herausgegeben von Hans Ferd. Massmann. - Quedlinburg : [s.n.], 1849-1854
  • Nellmann, Eberhard. - Art. Kaiserchronik. - In: Verfasserlexikon, 2. Aufl., Bd. 4 (1983), Sp. 949-964 (ohne diese Handschrift)
  • Palmer, Nigel F. - Manuscripts for reading: The material evidence for the use of manuscripts containing Middle High German narrative verse. - In: Orality and Literacy in the Middle Ages. Essays on a Conjunction and its Consequences in Honour of D. H. Green, hg. von Mark Chinca und Christopher Young. - Turnhout 2005, S. 67-102, hier S. 95 (Nr. 32).
  • Wolf, Jürgen. - Die Kaiserchronikfassungen A, B und C oder Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen. - In: Interdisziplinäre Germanistik im Schnittpunkt der Kulturen. Festschrift für Dagmar Neuendorff zum 60. Geburtstag, hg. von Michael Szurawitzki und Christopher M. Schmidt. - Würzburg 2008, S. 91-108, hier S. 97f.
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