Fribourg/Freiburg, Bibliothèque cantonale et universitaire/Kantons- und Universitätsbibliothek
Die Kantons- und Universitätsbibliothek Freiburg besitzt eine bedeutende Menge an Handschriften, die aus dem Mittelalter bis in unsere Zeit stammen, Archivbeständen und Inkunabeln. Diese Sammlung stammt hauptsächlich aus den 1848 aufgehobenen freiburgischen religiösen Gemeinschaften, besonders aus den Zisterziensern von Hauterive, den Augustiner-Eremiten und den Jesuiten von Sankt Michael in Freiburg, sowie von den Kartäusern von La Part-Dieu. Es gehören 185 Handschriften aus dem Mittelalter dazu. Die Sammlung wurde im Laufe der Zeit durch Käufe oder Schenkungen erheblich erweitert, zum Beispiel durch die Handschriften des Kapuzinerkonventes und diejenigen der Société de lecture (Gesellschaft für Lektüre) (ehem. Société économique). Die Webseite der Bibliothek bietet eine vollständige und detaillierte Darstellung an.
Das Werk „Die vierundzwanzig Alten“ ist eine Art christliche Lebenslehre. Zur Zeit der Niederschrift war Otto von Passau Mitglied des Basler Minoritenklosters. Dieses Exemplar wurde in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in einem oberrheinischen Dialekt geschrieben. Die Illustrationen zu Beginn der 24 Reden sind leider nicht ausgeführt worden.
Online seit: 04.10.2011
Die Handschrift enthält eine Sammlung von komputistischen und astronomischen Texten, sowie medizinische Rezepte auf Deutsch (Alemannisch) und Lateinisch. Unter den identifizierten Texten befinden sich Auszüge aus dem Buch der Natur von Konrad von Megenberg. Die Freiräume, die für Verzierungen und allfällige Bilder vorgesehen waren, sind leer geblieben.
Online seit: 22.06.2017
Diese Handschrift aus dem Ende des 13. Jahrhunderts enthält den Teil des mittelalterlichen Bestsellers Lancelot en prose, der unter dem Behelfsnamen Agravain bekannt ist, benannt nach dem Ritter der Tafelrunde, der die uneheliche Beziehung zwischen Lanzelot und der Königin Guinevere aufdeckte. Diese schlichte, gepflegte Kopie, lückenhaft am Anfang und am Ende, wurde mit abwechselnd blauen und roten Filigraninitialen versehen. Sie ist von unbekannter Herkunft und seit dem 18. Jahrhundert in Hauterive nachgewiesen.
Online seit: 18.06.2020
Dieses kleine, aber umfangreiche (198 ff.) Gebetbuch in einer Variante des Norddeutschen (Mittelniederdeutsch) ist, gemäss der weiblichen Form in zahlreichen Gebeten, für eine Frau bestimmt. Mit Ausnahme einer ganzseitigen Miniatur, die Christus als Gärtner vor Maria Magdalena darstellt (Noli me tangere), wurden alle Illuminationen entfernt. Ein Exlibris auf der vorderen Spiegelseite informiert uns darüber, dass diese kleine Handschrift 1891 ein Geschenk von Franz Xaver Karker, Domherr des Breslauer Doms, an die Bibliothek Fribourg war.
Online seit: 08.10.2020
Enthält das Chartular und den Zinsrodel des Cluniazenserpriorats von Rüeggisberg im Kanton Bern, welches das erste Cluniazenserpriorat im deutschsprachigen Gebiet und wahrscheinlich das älteste Kloster im Bernbiet war. Die Handschrift besteht aus zwei verschiedenen Teilen, die wahrscheinlich in Bern zu Beginn des 16. Jahrhunderts zusammengefügt wurden, oder 1484, als das Priorat aufgehoben und seine Güter im neugegründeten Berner Vinzenzenstift inkorporiert wurden. Der erste Teil (ff. 1-200 und 261-267) enthält die von 1425-1428 ausgeführten Transkriptionen verschiedener Dokumente, Bullen, und des Zinsregisters des Priorats, das seinerseits von noch älteren Chartularien kopiert worden war. Im zweiten Teil (ff. 201-260) wurden Dokumente aus dem Kollegiatsstift St. Vinzenz in Bern kopiert.
Online seit: 08.10.2020
Unvollständiges Graduale, bestimmt für den Gebrauch der Augustiner-Eremiten. Es wurde im Jahre 1539 von Jacobus Frank geschrieben, der am unteren Rand der Seite 51r dargestellt ist. Die Handschrift enthält zahlreiche Miniaturen mit Wappen, Spruchbändern und Monogrammen von verschiedenen Händen von 1538 bis 1594. Die Miniaturen sind stellenweise herausgeschnitten und wurden teilweise wieder eingeklebt.
Online seit: 04.10.2011
Diese Handschrift, welche an einem unbekannten Ort während der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts abgeschrieben wurde, stellt ein schönes Beispiel eines mit Noten versehenen Zisterzienser Antiphonars dar (nur das Proprium de Tempore ist hier erhalten): eine elegante Schrift mit grossem Zeilenabstand ermöglicht eine gute Lesbarkeit, eine viereckige Musiknotation, welche über dem Vier-Linien-System angeordnet ist, und eine reiche Verzierung von Fleuronné-Initialen und Drolerien. Die Fragmente einer Bibel des 12. Jahrhunderts sind zu Beginn der Handschrift eingebunden und sind wertvolle Zeugen für die paläographische Untersuchung von älteren Handschriften, welche von den Zisterziensern in Hauterive geschaffen wurden.
Online seit: 31.03.2011
Zisterzienser-Kapiteloffiziumsbuch zum Gebrauch der Nonnen der Abtei Fille-Dieu in Romont. Zusätzlich zum Martyrologium und zum Nekrolog enthält die Handschrift die Benediktsregel auf Französisch. Der Text wurde wahrscheinlich auf Anfrage der Äbtin verfasst und von Uldry Charbodat kopiert, dem Pfarrer von Romont, der seine Arbeit in einem Gedicht beschreibt. Darin bestätigt er, das Pergament von Catherine de Billin erhalten zu haben (f. 107r). Der Kapuziner Apollinaire Dellion (1822-1899) schenkte die Handschrift 1879 an die Bibliothek Fribourg.
Online seit: 08.10.2020
Die Handschrift setzt sich aus vier Teilen zusammen. Der erste (1-16), aus dem 14. Jahrhundert, präsentiert eine abgekürzte Version des Martyrologiums von Usuard. Der zweite Teil (17-66), vom Beginn des 14. Jahrhunderts, enthält unter anderem Texte des Albertus Magnus und des Pseudo-Robert Grosseteste. Im dritten (67-164) und vierten Teil (165-258), datierbar auf das 14. und 15. Jahrhundert, finden sich Texte von Vincent de Beauvais, Petrus Lombardus, sowie juristische Schriften. Ehe sie im Jahr 1900 von der Kantonsbibliothek Fribourg erworben wurde, war die Handschrift im Besitz des Klerus von Gruyères.
Online seit: 14.12.2018
Sammelhandschrift aus Papier, die in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts in Freiburg entstanden ist. Der erste Teil enthält neben einigen kurzen deutschen Texten den Cycle de la belle dame sans mercy von Alain de Chartier, Baudet Herenc und Achille Caulier, eine französische Verserzählung in Achtsilbern über die höfische Liebe, welche um 1424 geschrieben wurde. Der zweite Teil enthält eine weitere Verserzählung von Chartier: Le Livre des quatre dames.
Online seit: 04.10.2011
Diese Papierhandschrift, bei der der Anfang fehlt, enthält die französische Übersetzung eines Kompendiums der Legenda aurea von Jacobus de Voragine. Zahlreiche ex-libris bezeugen den Besitzerwechsel von verschiedenen Persönlichkeiten im Raum Freiburg, darunter Pierre Kämmerling der Ältere († 1614) und Jean Muffat de Foncigny, wohnhaft in Freiburg (Schweiz).
Online seit: 19.03.2015
Dieses Missale der Diözese Lausanne wiederspiegelt den Inhalt der Handschrift Ms. 7 aus dem Franziskanerkloster Fribourg. Die Handschrift wird von eleganten Fleuronné-Buchstaben in Rot, Blau und Grün geschmückt, sowie von der Seite des Te igitur, die von einem Blütenfries mit einem Vogel, der eine Blume im Schnabel hält, eingerahmt wird. Die gegenüberliegende Seite, die wahrscheinlich eine Miniatur mit der Kreuzigung enthielt, ist ausgeschnitten worden. Das Missale war Teil der Sammlung von Karl Friedrich von Steiger (gest. 1982), und wurde 1991 von der BCU Freiburg gekauft.
Online seit: 08.10.2020
Papierhandschrift, enthält die Freiburger Chronik der Burgunderkriege auf Deutsch, inspiriert vom Kleinen Burgunderkrieg von Diebold Schilling (1477) jedoch aus einer Freiburger Perspektive. Die über lange Zeit vergessene Chronik wird dem Berner Peter von Molsheim zugeschrieben, der sie um 1478 auf Anordnung des Freiburger Rates hin geschrieben haben soll. Die Initialen und Illustrationen wurden nicht ausgeführt.
Online seit: 14.12.2017
Diese Handschrift enthält den Pentateuch, die ersten fünf Bücher der Bibel. Die Gemeinschaft der Samaritaner, eine israelitische Gemeinde, die heute noch im Westjordan und in der israelischen Stadt Cholon lebt, anerkennt nur diese fünf Bücher als heilige Schrift. Der hebräische Text ist in samaritanischen Schriftzeichen verfasst und weist verschiedene Kryptogramme auf. In einem davon steht der Name des Kopisten, Ya’akov ben Yossef ben Meshalma, der seine Arbeit im Jahr 901 der Hedschra (1495 n. Chr.) in Damaskus beendete. Einige Seiten dieser gepflegten Handschrift haben Schmutzflecken (z.B. f. 132r, 170r), die durch ein besonderes Ritual verursacht wurden, während dem das Pergament mit der blossen Hand berührt wird. Die Herkunftsgeschichte dieser Handschrift ist zum Teil unbekannt: Sie wurde 1902 in Kairo verkauft und tauchte erst im Jahr 2000 wieder in einer Privatsammlung auf, worauf die Kantonsbibliothek Freiburg sie erstand.
Online seit: 10.12.2020