Die Statuten des Wallis oder Landrecht vom 23. Mai 1571 (Statuta et decreta inclitae patriae Vallesii noviter sedulo recognita, multis in loci aucta et in subsequentem ordinem redacta), die unter dem Episkopat von Hildebrand I. von Riedmatten verfasst wurden, repräsentieren die Kodifizierung alter Sitten sowie auch eines neuen Rechts für das Wallis, mit römischem Einfluss und fortan gültig für das gesamte Gebiet der Diözese Sitten. Gemäss Jean Graven, einem führenden Experten für altes Recht, sind diese Statuten „par leur valeur intrinsèque et par leur aspect, la pièce royale, l'honneur et le couronnement de notre législation valaisanne“. Das Dokument erhielt nach seiner Niederschrift zahlreiche Nachträge, Ergänzungen und Kommentare, die vom Walliser Landrat amtlich verabschiedet wurden. Eine umfassende Revision wurde erst 1780 durchgeführt. Dieses „kantonale“ Recht blieb während 200 Jahren gültig, bis zur schwierigen Phase beim Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert, ein Zeichen für seine ungewöhnliche Beständigkeit. Die Statuten des Wallis enthalten sowohl rein rechtliche (Verfahren, Organisation der Justiz, Stellung der Notare) wie auch strafrechtliche (Vergehen gegen den Staat, gegen den Glauben, gegen Individuen; Strafen und Bestrafungen) und zivilrechtliche Aspekte (Beziehungen zwischen Einzelpersonen, Familienrecht, Verpflichtungen, Vermögen, Erbschaft). Die neun Wachssiegel, die in Metallschachteln aufbewahrt werden, sind die Autoritätssymbole der sieben Zenden (Teilgebiete der Grafschaft Wallis), des Bischofs und des Domkapitels von Sitten.
Online seit: 10.12.2020
Fragmentarisches Missale ohne Anfang, dem der Beginn des Temporale, das gesamte Sanctorale - das Hinweise zur Lokalisierung geben könnte - sowie einige weitere Seiten fehlen. Die elegante und gepflegte gotische Schrift lässt vermuten, dass die Handschrift im scriptorium des Kapitels von Sitten angefertigt wurde.
Online seit: 13.10.2016
Kanzleiregister des Domkapitels Sitten auf Pergament, bezieht sich auf Vercorin und das Val d'Anniviers und umfasst ca. 2300 Akten für die Jahre 1285-1314. Das Register ist paginiert von 1-402, enthält jedoch die Seiten 96bis, ter, quater und quinque, 296bis und 297bis. (408 Seiten).
Online seit: 13.12.2013
Missale, dem ein Kalender des Bistums Sitten vorangeht. Die Dekoration besteht aus Fleuronné-Initialen zu Beginn der wichtigsten Feiertage (z.B. 8r, 14v, 82r, 92r) und einem Abbild des Kruzifixes im Messkanon (101r). Thomas Züren von Unterwassern, einer der drei Kopisten, erklärt im Kolophon (193vb), dass der Band im Auftrag von Clemens von Ulrichen für den Altar der Heiligen Jungfrau in Aragno (Ernen) hergestellt wurde.
Online seit: 13.10.2016
Dieses eindrucksvolle Graduale enthält das Sanctorale, das Commune Sanctorum, Votivmessen und ein Kyriale. Die eingetragenen Feste für die zwei Heiligen Franziskus von Assisi und Antonius von Padua, die wichtigsten Heiligen der Franziskaner, beweisen, dass es für den Gebrauch der Minderbrüder bestimmt ist. Auch die erste der acht verzierten Initialen (f. 1r, 7v, 29r, 32r, 34v, 43r, 46v, 121v) bestätigt den franziskanischen Gebrauch: Das D(ominus secus mare) enthält den Namen Jesu in Form des Trigrammes „yhs“ umringt von Sonnenstrahlen, welches das Attribut des franziskanischen Predigers und Heiligen Bernhardin von Siena (1388-1440) ist. Die schönen Initialen auf Goldgrund werden mit Blättern, mehrfarbigen Blüten und Goldperlenfächern in die Bordüren verlängert, zum Teil erscheinen auch Vögel und Schmetterlinge (f. 1r, 34v, 46v). Die Herkunft der Handschrift ist völlig unbekannt. Sie kann höchstens mit einer weiteren Handschrift aus dem Staatsarchiv Wallis verglichen werden, mit dem franziskanischen Antiphonar AVL 507, da beide Werke im 18. Jahrhundert in derselben Werkstatt gebunden wurden, was ein Indiz ihrer wahrscheinlich gemeinsamen Herkunft ist. Der Einband wurde seither von Andrea Giovannini restauriert (1989).
Online seit: 10.12.2020
Dieses von einer einzigen Hand kopierte Antiphonar (Winterteil des Temporale) weist eine Anzahl von Textlücken auf (es fehlt zum Beispiel der Anfang). Die verschiedenen Einteilungen der Gesänge in Quadratnotation sind entweder durch einfache, abwechselnd blaue und rote Initialen markiert, oder durch grössere Initialen mit teilweisem Fleuronné. Zudem ist die Handschrift mit vier historisierten Initialen geschmückt, aus denen elegante, geradlinige und beringte Schäfte mit Goldpunkten herauswachsen, die in langen, farbigen, sich ein- und wieder aufrollenden Blättern enden (f. 54v, 89v, 108v, 210r). Farblich und stilistisch sind sie der Produktion aus dem Ende des 13. Jahrhunderts in Emilia nahe. Anstatt der traditionellen Ikonographie, die König David im Gebet vor Gott zeigt, präsentiert die Initiale, die den Gesang „Domine ne in ira“ (f. 108v) einleitet, einen Kleriker mit Tonsur – St. Franziskus oder einen Franziskaner? – , was sich vermutlich auf die Tatsache bezieht, dass die Handschrift für den Gebrauch der Minoriten bestimmt ist. Sowohl der Konvent, für den die Handschrift ursprünglich bestimmt war, wie auch die spätere Provenienzgeschichte sind unbekannt. Man kann diese Kopie höchstens mit einer weiteren Handschrift aus dem Staatsarchiv Wallis assoziieren, mit dem franziskanischen Graduale AVL 506, da beide Werke im 18. Jahrhundert in derselben Werkstatt gebunden wurden, was ein Indiz ihrer wahrscheinlich gemeinsamen Herkunft ist. Der Einband wurde seitdem durch R. Bommer in Basel restauriert (1998).
Online seit: 10.12.2020
Die Teile, die aus dem Kalendar stammen, weisen darauf hin, dass dieses Missale für den Gebrauch im Bistum Lausanne bestimmt war, während die späteren Einträge seine Präsenz und seinen Gebrauch für die Messfeier im Bistum Sitten spätestens ab 1300 bestätigen. Drei spezielle Sequenzen lassen auf eine Herkunft aus der Abtei Saint-Maurice schliessen (188v: Theodulfsequenz Collaudetur rex virtutum; 190r: Augustinussequenz Augustino laude demus und 189r: Mauritiussequenz Pangat Syon dulce melos). Der Messkanon ist mit einer illuminierten Initiale verziert, dem Vere dignum, und einem Rahmen mit der Kreuzigung, der Heiligen Jungfrau und dem Heiligen Johannes (97v). Die wichtigsten Feste werden durch verzierte Initialen auf Goldgrund eingeleitet (4v, 13rb, 17ra, 18ra etc.). 1981 erwarb das Staatsarchiv Wallis den Kodex auf dem Antiquitätenmarkt.
Online seit: 13.10.2016
Das Chanson de la Reine Sebile oder Macaire ist ein Werk aus dem Ende des 12. Jahrhunderts, das zu den französischen Epen aus dem Mittelalter gehört, genauer zu den Epen, die sich auf die „poetische Biographie von Karl dem Grossen“ beziehen: Macaire, der in die Königin Sebile, Gattin von Karl dem Grossen, verliebt ist, schmiedet ein Komplott, weswegen diese ungerechtfertigterweise des Ehebruchs angeklagt, verstossen und ins Exil geschickt wird, um schlussendlich rehabilitiert zu werden. Mehr als 200 Alexandriner aus diesem Heldenepos sind bekannt. Sie stammen aus fünf verschiedenen Fragmenten, die nicht Teil derselben Ursprungshandschrift waren und heute in Brüssel, Königliche Bibliothek Belgiens (ms. II 139, ff. 3r-4r: 2 Fragmente des 13. Jahrhunderts), in Sheffield, University Library (ms 137: 2 Fragmente des 13. Jahrhunderts) und in Sitten, Staatsarchiv Wallis aufbewahrt werden. Das Fragment von Sitten wurde 1925 von Leo Meyer, Kantonsbibliothekar und Staatsarchivar, in einem alten Einband entdeckt und herausgelöst. Danach wurde es von Paul Aebischer ediert (1950), der es auf ca. 1300 datierte. Das Fragment, das an einer Stelle ein Loch hat, enthält 168 Verse in zwei Spalten. Es ist nur mit roten Initialen zu Beginn der Strophen geschmückt.
Online seit: 10.12.2020
Dieses Missale speciale aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts für den Gebrauch des Franziskanerordens enthält die Messformulare für die wichtigsten Feste des liturgischen Jahres, für Votivmessen und einige Rituale. Dank seinem kleinen Format konnte es mühelos auf Reisen mitgenommen werden. Leisibach situiert seinen Ursprung in savoyischem Gebiet, was die kaum sichtbaren Wappen der Familie de Sales zu bestätigen scheinen (f. 59v). Das Missale kam in den Besitz von Charles Emmanuel de Rivaz (1753-1830), einem bedeutenden Politiker im Wallis. Auf dem Vorsatzblatt kann eine Notiz von seiner Hand gefunden werden, die den Inhalt des Missale aufführt (f. A1r-v). Seine Bibliothek wurde 1978 von seinen Nachfahren dem Staatsarchiv Wallis überlassen.
Online seit: 10.12.2020
Diese Handschrift der Six âges du monde, die gegen Ende des 14. Jahrhunderts oder ganz zu Beginn des 15. Jahrhunderts in Frankreich hergestellt wurde, erscheint gegen Ende des Mittelalters in der Bibliothek der Familie Supersaxo, eine der wichtigsten Walliser Bibliotheken. Diese Bibliothek wird heute in der Mediathek Wallis-Sitten und (dieses Manuskript) im Staatsarchiv Wallis in Sion aufbewahrt. Das Werk ist aus mehr als einem Grund bemerkenswert: zum einen wurde es im selten benutzen Format einer Schriftrolle hergestellt, ein Format, das unter anderem den universellen Chroniken vorbehalten ist, zu denen auch dieses Manuskript gehört. Zum anderen wird er über seine Gesamtlänge von acht Metern von einem komplexen Stammbaum durchzogen, der die Nachkommen Adams bis zur Geburt Christi aufzeigt. Die Textspalten dieses imposanten graphischen Dispositivs werden von zahlreichen Zeichnungen verziert, deren Stil Pariser Werken nahekommt. Weiterhin ist dieses Exemplar nicht einmalig, da die Stadtbibliothek von Reims eine ähnliche Schriftrolle (ms. 61) besitzt, die sicher durch denselben Meister illustriert wurde.
Online seit: 22.03.2017