Das Gebetsbuch umfasst Gebete aus der Sammlung des Herzogs Wilhelm III. von Bayern (ff. 1v-16r), Gebete an die Jungfrau Maria (ff. 17r-39r), Gebete zur heiligen Messe und andere (ff. 39v-45v) sowie zur Kommunion (ff. 80r-88v). Dazwischen stehen die Verse St. Bernhards (ff. 46v-50v) und verschiedene weitere Segens- und Gebetstexte (ff. 51v-78v). Geschrieben und mit Lombarden und Fleuronnée-Initialen illuminiert hat sie – gemäss einer Subskription auf f. 81v – der Berufsschreiber Simon Rösch. Auf ff. 89 und 90 (aufgeklebt auf dem hinteren Buchdeckel) ist von anderer Hand ein weiteres Gebet nachgetragen. Die Sprache der Gebete ist Schwäbisch. Zahlreiche feminine Formen in Nennungen weisen auf eine weibliche Auftraggeberschaft, vermutlich ein St. Galler Frauenkloster, hin.
Online seit: 13.06.2019
Die Foliohandschrift enthält als einzigen Text die Gemahelschaft Christi mit der gläubigen Seele (Fassung Es spricht ain haidischer maister es sy besser und nützer), ein umfangreiches und bislang unediertes Erbauungsbuch für Klosterleute. Der anonyme Verfasser mag ein Augustiner-Eremit gewesen sein, seine Leserschaft fand das Werk zur Hauptsache in geistlichen Frauengemeinschaften. Auch die vorliegende Handschrift entstammt einer solchen, sie wurde gemäss Schriftvergleich von Angela Varnbühler, der Chronistin und langjährigen Priorin des Katharinenklosters St. Gallen, geschrieben und datiert (Kolophon auf p. 842/843). Im Vorfeld der Reformation schickte die Buchmeisterin Regula Keller die Handschrift zusammen mit einer weiteren, heute verlorenen ins Schwesternhaus nach Appenzell, wovon der auf p. 2 eingeklebter Begleitbrief der Büchersendung berichtet. Von dort kam der Codex ins Kloster Wonnenstein und 1782 in die Stiftsbibliothek (Besitzeintrag von P. Pius Kolb auf p. 4). Zwei Einträge von 1584 berichten, dass ein Hans Bart das Buoch gelernet habe (p. 1 und p. 845). Die Handschrift ist zweispaltig eingerichtet und durchgehend rubriziert. Ein Lesezeichen und ein Einzelblatt aus einer Brevier-Postinkunabel aus der Offizin Erhard Ratdolts in Augsburg sind eingelegt. Zwischen p. 839 und p. 840 sind mehrere Seiten entfernt worden (Textverlust). Zeitgenössischer, schmuckloser Ledereinband mit zwei Schliessen (eine verloren). Auf den Holzdeckeln sind die Abklatsche von zwei deutschsprachigen Urkunden sichtbar.
Online seit: 22.09.2022
Das Werk bietet in 24 Reden, die jeweils einem Thema zugeordnet sind, eine christliche Lebenslehre, zusammengefügt aus Sentenzen von mehr als 100 Autoren. Im Spätmittelalter beliebter Text für die Tischlesung, besonders das weitausholende Marienleben des „12. Alten“, welches die Leidensgeschichte Jesu Christi mit dem Schicksal der Maria verknüpft.
Online seit: 31.07.2009
Das Rituale stammt aus dem Kloster Münsterlingen (Kanton Thurgau) und enthält eine Sammlung von Predigten und Gesängen, die die Nonnen zu Prozessionen im Kloster singen mussten, gefolgt von einer langen Totenmesse (54v-72v). Diese wird durch eine Miniatur eingeleitet, die den Hl. Michael darstellt, der die Seelen der Verstorbenen wägt. Die Rubriken sind teilweise auf Deutsch und Lateinisch geschrieben. Der Stil der drei enthaltenen Initialen wird dem Bodenseeraum zugeordnet. Bei einer Restaurierung um 1973 wurden zwei Pergamentblätter, die ursprünglich mit dem Innendeckel des Einbands verklebt waren, abgelöst; diese stammen aus einem Lektionar in vorkarolingischer Minuskel, die auf den Beginn des 9. Jhs. zu datieren ist (Mohlberg: 11. Jh.).
Online seit: 09.04.2014