Die zwei Einzelblätter überliefern beide Strophen des „Goldenes Ave Maria“: einmal in Form des Glossenlieds „Ave got grüß dich reine magt“ (A III 52a), das zweite Mal in einer Überarbeitung des Basler Kartäusers Ludwig Moser (A III 52b). Beide Texte dürften von seiner Hand in der Kartause Basel geschrieben worden sein.
Online seit: 14.12.2017
Die Komödie Der tolle Tag oder Die Hochzeit des Figaro, uraufgeführt am 27. April 1784 und eine lebendige Satire der Gesellschaft des Ancien Régimes sowie der adligen Privilegien, deutete die Einleitung der Französischen Revolution an, an deren Anbruch sie zweifellos teilnahm. Nach dem Untergang der Monarchie 1792 war die Komödie auf mehreren Pariser Bühnen wieder aufgeführt worden, jedoch waren die Abschlussgesänge von Beaumarchais abgeändert worden. Die Schlussstrophe des stotternden Richters Don Gusman Brid'oison, die 1784 mit Tout fini-it par des chansons geendet hatte, wurde den Schwierigkeiten der Zeit angepasst: Pour tromper sa maladie, / Il [das Volk] chantoit tout l'opera : / Dame ! il n'sait plus qu'ce p'tit air-là : / Ca ira, ça ira…. Doch nach dem Fall Robbespierres und der Reaktion der Thermidorianer versetzten diese Worte die Jeunesse Dorée in Aufruhr, so wie die vorherigen die Sansculottes aufgebracht hatten. Da die Aufführungen durch dieses turbulente Publikum durcheinandergebracht wurden, vertraute Beaumarchais La Rochelle, dem Schauspieler, der die Rolle von Brid'Oison innehatte, ein alternatives Ende an, das en cas de bruit (im Falle von Lärm), rezitiert werden sollte. Diese Variante, die bis zu ihrer Publikation in jüngster Zeit unveröffentlicht geblieben war, stellt sich als Lobrede auf die Meinungsfreiheit und auf das sang froid de la raison (kalte Blut der Vernunft) gegen die stratagème (Listen) der ideologischen Intrigen dar.
Online seit: 22.06.2017
Gemäss Beethoven handelt es sich hier um sein „gelungenstes Werk“. Es feiert die Ernennung seines Schülers und Förderers Erzherzog Rudolph zum Erzbischof von Olmütz im Jahre 1818. Die Messe wurde 1818 begonnen, drei Jahre nach der Zeremonie vollendet und am 19. März 1823 dem Kardinal und Erzbischof überreicht. Die Messe in D-Dur vermittelt einen religiösen Gemütszustand oder eine religiöse „Stimmung“, so die eigenen Worte des Komponisten. Sie ist für ein grosses Orchester geschrieben und enthält fünf Sätze (Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus, Agnus Dei). Die Einteilungen des Gloria, die durch den Textsinn gegeben sind, bilden eine Sonate: Allegro in D-Dur, Gratias in B und zurück zum Allegro; danach Larghetto und als dritter Teil das Allegro, Quoniam, die Fuge In gloria Dei Patris, mit einer zyklischen Rückkehr zum Thema des Gloria im Hauptton. Die Musik kommentiert den Text: Königlicher Beifall, bewegte Dankbarkeit, göttliche Allmacht; danach, als Kontrast: Gebet, Rufe und Gemurmel der irdischen Bittenden (miserere nobis). Gekauft bei Sotheby's, London, 4. Februar 1952.
Online seit: 26.09.2017
Zum Antritt seiner mehrwöchigen Gastprofessur an der Reichs-Universität zu Leiden hielt Albert Einstein am 5. Mai 1920 diese Vorlesung mit dem Titel „Aether und Relativitätstheorie“. Diese eigenhändige Niederschrift enthält zahlreiche Korrekturen und Streichungen. Noch im gleichen Jahr wurde die Vorlesung publiziert. Die Begrifflichkeiten dieser Rede finden sich auch in späteren Überlegungen Einsteins wieder.
Online seit: 17.12.2015
Trotz der sichtbaren Rasuren handelt es sich hierbei um die vollendete Version dieses unbetitelten Textes, der aus sechs Absätzen auf zwei Blättern besteht, gebunden in rotes Saffianleder. Er war von Flaubert frühestens während seiner Orientreise mit seinem Freund Maxime du Camp geschrieben worden (1849-1851), obwohl es wahrscheinlicher scheint, ihn auf seine Rückkehr 1851 nach Frankreich zu datieren, den Moment, da er sein Leben dem Schreiben widmete. Später bekannt als Le Chant de la Courtisane war dieses Prosagedicht in humorvollem Tonfall von Flaubert selbst nicht veröffentlicht worden. Es fasst dennoch seine Erfahrungen als Schriftsteller zusammen: das Werk zeugt von der Faszination des Autors für die orientalische Kultur und Landschaft, die er auf realistische Art wiederzugeben wünscht. Ein Reisetagebuch, das seine Beobachtungen und Empfindungen festhält und sein fiktionales Schaffen direkt beeinflusste. Der Wortschatz zeigt seine Belesenheit und sein Bemühen um Genauigkeit, Vorgehensweisen, die in Salambo wieder anzutreffen sind. Martin Bodmer hat diese Handschrift, die aus der Sammlung Paul Voute stammt (der 1928 ein Faksimile davon publiziert hat), in der Buchhandlung Blaizot erstanden.
Online seit: 22.06.2017
Von Flaubert in seiner Korrespondenz als erläuterndes Kapitel zu Salammbô erwähnt, besteht diese Handschrift aus 28 Blättern, die mit Ausnahme des Letzten, das Anmerkungen über die Götter enthält, alle durchnummeriert sind. Sie befindet sich in einer Mappe, auf der Flaubert den Titel des Werkes schrieb und mit 1857 datiert, das mit dem Beginn der Niederschrift von Salammbô übereinstimmt. Das Kapitel seinerseits wurde nach 1857 verfasst: es wurde in der Tat nach einer wichtigen, für sein Projekt unabdingbaren Dokumentationsphase und nach einer Reise nach Karthago entworfen. Bei seiner Rückkehr im Jahre 1858 arbeitete der Schriftsteller an einem Kapitel, das eine topographische und pittoreske Beschreibung einhalten soll „la description topographique et pittoresque de la susdite ville avec exposition du peuple qui l'habitait, y compris le costume, le gouvernement, la religion, les finances et le commerce, etc.“ (Brief an J. Duplan, datiert auf den 1. Juli 1858). Trotz einer gewissen Anzahl von Korrekturen und nebensächlichen Ergänzungen handelt es sich um die abgeschlossene Version des Textes, der schlussendlich aus dem Roman entfernt wurde, obwohl die Informationen daraus im Werk verstreut benutzt wurden. Das Kapitel enthüllt die Arbeitsmethode des Autors. Er zeichnet sich durch seine enzyklopädische Belesenheit und durch seine Sorge um Details aus, die ein Licht auf die ursprüngliche Herausforderung der Entstehung von Salammbô werfen, d.h. die Stadt Karthago, damals verschwunden, wiederherzustellen. Im November 1949 erstand Martin Bodmer diese Handschrift beim Buchhändler Blaizot.
Online seit: 22.06.2017
Am 25. Oktober und 15. Dezember 1810 sandte Jacob Grimm das vorliegende Manuskript Clemens Brentano. Es handelt sich um die älteste handschriftliche Überlieferung der Kinder- und Hausmärchen, denn die Brüder Grimm hatten ihre Vorarbeiten zur Märchenedition konsequent vernichtet, vermutlich um den Vergleich zwischen den handschriftlichen Versionen und der späteren, stark überarbeiteten und literarisierten Druckfassung (Erstausgabe 1812) zu verhindern. Laut der Analyse von Heinz Rölleke (Rölleke Heinz (Hg.), Die älteste Märchensammlung der Brüder Grimm. Synopse der handschriftlichen Urfassung von 1810 und der Erstdrucke von 1812, Cologny-Genève 1975) wurden 25 Märchen von Jacob Grimm geschrieben, 14 von Wilhelm Grimm (tlw. mit Nachträgen seines Bruders) und weitere 7 stammen von vier verschiedenen Händen. Martin Bodmer erwab diese Handschrift 1953 bei Mary A. Benjamin, New York.
Online seit: 17.12.2015
Dieses eigenhändige Gedicht in zwei Strophen zu vier Versen mit dem Titel “Der Frühling” wurde von Friedrich Hölderlin (1770-1843) am Schluss signiert “Mit Unterthänigkeit Scardanelli” und auf den 20. Januar 1756 datiert. Hölderlin, der ab ca. 1802 geistig erkrankt war, zeichnete seine Werke tlw. mit erfundenen Namen, darunter Scardanelli, und erfundenen Datumsangaben. Das angegebene Datum wurde von fremder Hand mit Bleistift auf 1843 berichtigt und legt nahe, dass dieses Gedicht kurz vor dem Tode Hölderlins entstand.
Online seit: 17.12.2015
Dieses eigenhändige Gedicht in drei Strophen zu vier Versen mit dem Titel “Der Herbst” wurde von Friedrich Hölderlin am Schluss auf den 15. November 1759 datiert. Hölderlin, der ab ca. 1802 geistig erkrankt war, zeichnete seine Werke tlw. mit erfundenen Namen und erfundenen Datumsamgaben. Am Kopf des Blattes von fremder Hand „Autographie v Hölderlin“ und die Berichtigung „Tübingen d 12 Juli 1842“.
Online seit: 17.12.2015
Dieses eigenhändige Gedicht in zwei Strophen zu vier Versen mit dem Titel “Der Winter” wurde von Friedrich Hölderlin am Schluss signiert “Mit Unterthänigkeit Scardanelli” und auf den 24. April 1849 datiert. Hölderlin, der ab ca. 1802 geistig erkrankt war, zeichnete seine Werke tlw. mit erfundenen Namen, darunter Scardanelli, und erfundenen Datumsamgaben. Das angegebene Datum wurde von fremder Hand auf den 7. November 1842 berichtigt.
Online seit: 17.12.2015
Dieses berühmte Gedicht, das wahrscheinlich am 6. September 1835 geschrieben wurde, ist Teil des im selben Jahr erschienenen Sammelbandes Les chants du crépuscule. Hugo prangert darin ergreifend die Situation der Prostituierten an: tatsächlich fordert er den Leser dazu auf, Anteil zu nehmen an den „gefallenen Mädchen“ anstatt sie zu verachten. Dieser symbolische Wortschatz, der normalerweise eine moralische Verdorbenheit bezeichnet, wird hier dazu benutzt, den Mut der Frauen auszudrücken, die lange Zeit gegen die Unabwendbarkeit der Last des Elends kämpften, bevor sie ihr unterlagen. Fern einer moralischen Schwarzweißmalerei weist Hugo die allgemein diesen Frauen zugeschriebene Schuld genauso „à toi, riche ! à ton or“ zu, mit dem Finger auf die Ungerechtigkeit eines Gesellschaftssystems weisend, das keine Wohlstandsverteilung kennt, wie „à nous“, jedem Bürger, dessen Blick nicht genügend karitativ ist. Die Handschrift weist eine kleine Variante zum gedruckten Text auf: man liest in ihr „s'y retenir longtemps de leurs mains épuisées“ anstatt „s'y cramponner longtemps“.
Online seit: 26.09.2017
Dieses unsignierte Gedicht von Victor Hugo beginnt mit den Zeilen „Si j'étais femme (Hélas ! que je vous plains, ô mères ! ...)“ und blieb bis 2009 unveröffentlicht. Den ursprünglichen Titel „Impératrice“ hat Hugo wohl aufgrund seiner Eindeutigkeit selbst durchgestrichen. Der Text richtet sich nämlich an die Frau Napoleons III., Eugénie de Montijo, welcher Hugo ihre „bigoterie“ (3r) und ihr „signe de croix grotesque à l'espagnole“ (1r) vorwirft. Somit weitet er seine bereits in den Châtiments dargestellte Kritik an Napoléon III. auf dessen Gemahlin aus. Die eigenhändige Datierung auf den 11. Oktober 1869 lässt auf eine Entstehung in Brüssel schliessen, wo Hugo seit dem Staatsstreich vom 2. Dezember 1851 im Exil lebte.
Online seit: 17.12.2015
Die sechzehn Verse aus denen diese Textstelle besteht bilden den sechsten und letzten Teil des Gedichtes „Dans l'église de ***“, enthalten im Sammelband Les chants du crépuscule von 1835. Das Gedicht, in dem mehrere Themen miteinander verflochten sind, stellt der Redlichkeit einer mitten in einer verlassenen Kirche betenden Frau die Geniesser der Stadt gegenüber, Nihilisten, die sich von „d'ivresses en ivresses“ stürzen. Hugo überrascht diese reine Seele mitten im Unglück und um die Hilfe des Herrn bittend, damit dieser sie vor einer überwältigenden Traurigkeit rette. In diesem letzten Teil (VI) erweitert der Schriftsteller seine christliche Unterstützung (Votre âme qui bientôt fuira peut-être ailleurs / Vers les régions pures, / Et vous emportera plus loin que nos douleurs, Plus loin que nos murmures !) mit einem letzten, engelsgleichen und heiteren Vierzeiler: Soyez comme l'oiseau, posé pour un instant / Sur des rameaux trop frêles, / Qui sent ployer la branche et qui chante pourtant, / Sachant qu'il a des ailes !
Online seit: 26.09.2017
In den 1820er-Jahren begann Lamartine ein ambitioniertes dichterisches Projekt: Les Visions. Obwohl Fragmente in Jocely (1836) oder in La Chute d'un ange (1838) verwendet wurden, blieben die meisten dieser Verse während dreissig Jahren unveröffentlicht und wurden vom Dichter unermüdlich neu begonnen, abgeändert und korrigiert bis zur endgültigen Publikation 1851. Dieses Autograph des 2. Gesangs enthält eine Textstelle von zehn Versen, die schlussendlich nicht publiziert wurde (Auslassungspunkte kennzeichnen die Stelle in der Erstedition).
Online seit: 17.12.2015
In diesem Brief an seinen jungen Partner William H. Herndon (1818-1891), der als Leiter ihrer Anwaltskanzlei in Chicago geblieben war, erteilt der Whig-Abgeordnete Abraham Lincoln, der kurz davor steht, seinen Sitz im Kongress zu verlieren, eine Lektion in philosophischer Politik. Ermüdet durch die monatelangen politischen Kämpfe gegen den „mexikanischen Krieg“, verletzt durch „exceedingly painful“ Aussagen von seinem Freund (den er als „a laborious, studious young man“ beschreibt), hält der zukünftige amerikanische Präsident seine „so Lincolnian“-Lehre: „The way for a young man to rise is to improve himself every way he can, never supecting that any body wishes to hinder him“.
Online seit: 26.09.2017
Während Kardinal de Richelieu seit September 1627 La Rochelle auf dem Land- und Seeweg belagert, berichtet der regierungsnahe Dichter François de Malherbe seinem normannischen Cousin zur Beruhigung über die Entscheidungen und Orientation des königlichen Rates. In seinen Augen gibt es keinen Grund zur Sorge: der König von England ist nicht mehr als ein zweitklassiger Monarch, unfähig dazu, sich militärisch mit Frankreich zu messen und die Hugenotten von La Rochelle zu unterstützen. Was die reformierte Bedrohung betrifft, so schätzt Malherbe diese in ihren letzten Zügen ein: „la Huguenoterie court fortune par toute l'Europe d'estre voisine de sa fin“.
Online seit: 26.09.2017
Mit seinen sechs Romanen und seinen berühmten Novellensammlungen, die über dreihundert solcher Texte umfassen, hat sich Guy de Maupassant (1850-1893) einen Platz unter den wichtigsten französischen Autoren vom Ende des 19. Jahrhunderts geschaffen. Er zeichnete ein häufig ungeschminktes Bild der kleinstädtischen wie auch der Pariser Gesellschaft seiner Zeit. Dies ist auch in der vorliegenden Novelle der Fall, die als einzige eine separate Originaledition erhalten hatte, welche der Publikation im gleichnamigen Sammelband voranging. Dieses Manuskript wurde für den ersten Druck des Textes verwendet, welcher erstmals in La Nouvelle Revue vom 15. Juni 1887 veröffentlicht wurde. Es enthält zahlreiche Korrekturen und Streichungen (welche von der Entstehung der Novelle zeugen) sowie leichte Varianten im Vergleich zur im Band vom 28. März 1888 publizierten Version.
Online seit: 17.12.2015
Michelangelo (1475-1564) adressierte dieses Sonett und seinen Widmungstext an eine seiner nächsten Freundinnen, die Dichterin Vittoria Colonna (1492-1547), Markgräfin von Pescara. Obwohl der Maler häufig sehr sparsam mit Papier umging, verwendete er für diese Linien ein schönes und grosses In-Folio-Blatt, welches er faltete und zusammenklebte (um es dicker zu machen). In einer humanistischen Schrift, welche einer Zierschrift gleicht, wandte er mit Zeilenabständen und eingerückten Linien, welche die übliche Architektur des sonetto untermauern, besondere Sorgfalt für das Layout auf. Der Ton ist sehr respektvoll: Michelangelo grüsst freilich eine Freundin, doch auch eine Dame der feinen Gesellschaft, die ihm ein wertvolles Geschenk gemacht hat. Diese Gabe, welche seinen Empfänger „in paradiso“ bringen sollte, war sicherlich eine Handschrift der Sonetti spirituali der Dichterin (die sich in der Regel sehr diskret verhielt und nur selten ihre Verse zeigte).
Online seit: 17.12.2015
Im Anschluss an die Philosophen der Aufklärung bezeichneten die liberalen Denker - zu denen auch Mill zählte - die Meinungsfreiheit als ein fundamentales Menschenrecht. In diesem kleinen Autograph mit eingeprägtem Monogramm „JSM“, das aus drei für den Versand bestimmten Folios besteht, kopiert der Philosoph eine Passage aus seinem berühmten „On Liberty“ von 1869, dem Kapitel II entnommen: „Of the Liberty of Thought and Discussion“. Mill betont darin, dass die Menschheit nicht mehr das Recht dazu hätte, eine einzelnstehende Meinung zum Schweigen zu bringen wie diese das Recht dazu hätte, der Menschheit den Mund zu verbieten, wenn sie denn die Macht dazu hätte. Dieses Briefchen wurde vom Autor Stefan Zweig 1923 erstanden, bevor es in den Besitz von Martin Bodmer kam.
Online seit: 22.06.2017
Während seines Exils auf St. Helena konnte Napoleon (1769-1821) eine Bibliothek von 3'000 Büchern benutzen – ein klägliches Mittel gegen Langeweile. Der gestürzte Kaiser fand dennoch Gefallen daran, die antiken und modernen Klassiker zu lesen und zu annotieren. Als Theaterliebhaber las er den Personen aus seinem Umfeld mehrmals La Mort de César von Voltaire vor. Er bekannte sich auch zu seinem Projekt eines Stücks zum gleichen Thema. Dieses Manuskript zeigt eine schnelle Skizze der ersten zwei Szenen. Auf der Seite 3 notiert der von seinem Stoff ermüdete Eroberer strategische und militärische Berechnungen, indem er Fregatten auf Regimenter und Geschütze treffen lässt.
Online seit: 17.12.2015
Dieses Autograph von Arthur Rimbaud (1854-1891) enthält ein Fragment eines Gedichtes. Die drei Abschnitte wurden auf der Rückseite eines Blattes verfasst, mit römischen Zahlen von II bis IV nummeriert und, abgesehen von Teil IV, mit einem Titel versehen. Obwohl der Text in Prosaform geschrieben wurde, könnte die Bezeichnung „sonnet“ (II) von der Form des besagten Ausschnittes herrühren, der in 14 Zeilen präsentiert wird. Der erste Abschnitt enthält das schwierig zu interpretierende Zeichen +, das den Eindruck vermittelt, Rimbaud habe den Abschnitt überarbeiten wollen. Die Nummerierung lässt darauf schliessen, dass diese drei Abschnitte zusammen mit dem Teil Dimanche (I, Handschrift der BNF) eine homogene Einheit bilden, das Gedicht Jeunesse. Aufschriften von anderen Händen nach 1886 sind sichtbar: in der linken oberen Ecke weist die Annotation Illuminations auf die gleichnamige Poesie-Sammlung hin, deren Originaledition auf 1886 datiert ist. Das Gedicht Jeunesse, das aus den vier Strophen besteht, wurde das erste Mal durch Vanier im Jahre 1895 veröffentlicht, nach den Poésies complètes und als Ergänzung zu den Illuminations.
Online seit: 26.09.2017
Die Lettres écrites de la montagne bilden das letzte zu seinen Lebzeiten veröffentlichte Werk Rousseaus. Zum ersten Mal mischt sich der Philosoph hier direkt in die Angelegenheiten Genfs ein. Darin enthalten sind, abgesehen von grundlegenden Äusserungen, weiterentwickelte Gedanken über den Geist der Reformation sowie eine Verteidigung des Contrat Social. Der Brief VII, aus dem dieses Blatt stammt, unterstützt das Recht zur Vertretung, wenn es darum geht, Missbräuche des Kleinen Rates zu beheben, und empfiehlt den im Generalrat versammelten Bürgern, jede Neuwahl von Magistraten abzulehnen, sollten diese darauf beharren ihre von der Verfassung verliehenen Rechte zu überschreiten. Diese Lettres wurden sowohl in Genf wie auch in Paris zensuriert. Das vorliegende Dokument stammt aus der Sammlung Ch. Vellay (Kauf durch Martin Bodmer 1926) und enthält den Entwurf zweier Passagen der Lettres. Die erste davon erschien in der Originaledition (Amsterdam, M. M. Rey, 1764), die zweite in der Edition der Œuvres complètes der Bibliothèque de la Pléiade.
Online seit: 22.06.2017
Das Mémoire présenté à M. de Mably sur l'éducation de M. son fils ist das erste Schreiben Rousseaus, das direkt mit seinen Erfahrungen als Erzieher in Verbindung steht. Er hatte 1740 in Lyon ein schwieriges Amt als Hauslehrer inne, bei der Familie des Notablen Jean Bonnot de Mably, Generalprofos der Gendarmen von Lyon. Bereits nach einem Jahr fand diese Anstellung ein Ende. Zwei kleine Kinder, dem Studium wenig geneigt, waren ihm anvertraut worden: François-Paul-Marie Bonnot de Mably, genannt Monsieur de Sainte-Marie, fünfeinhalb Jahre alt, und Jean-Antoine Bonnot de Mably, genannt Monsieur de Condillac, viereinhalb Jahre alt. Das lange Mémoire, dem älteren Jungen gewidmet, betont den « erzieherischen Auftrag » und die Erfahrung mit der praktischen Erziehung: es präsentiert sich wie ein Konzept und eine Synthese, und seine Verfassung wird auf den Dezember 1740 eingeordnet. Der junge Hauslehrer wendet sich an M. de Mably, dem er seinen Plan und den Aufbau der Erziehung für seinen Sohn bekannt gibt, um « das Herz, das Urteilsvermögen und den Geist zu formen ». Es handelt sich nicht um die natürliche Erziehung, die später in Émile empfohlen wird. Hat Rousseau dieses Mémoire M. de Mably tatsächlich übergeben? Bekannt ist einzig, dass er dieses Manuskript des Mémoire an Mme Dupin, seine Arbeitsgeberin im Jahre 1743, verschenkte, und dass es seither in den « Papieren der Mme Dupin » aufbewahrt wird. Es wurde das erste Mal 1884 in Paris von G. de Villeneuve-Guibert im Le portefeuille de Madame Dupin herausgegeben. Das Manuskript der Fondation Bodmer ist das einzig existierende. Ein Projet d'éducation, viel kürzer, sauberer aufgebaut und von unbekanntem Datum, war zuerst in den Papieren Rousseaus bei seinem Tod gefunden worden (dieses heute verlorene Manuskript war 1782 in Genf herausgegeben worden). Es ist dem Mémoire sehr ähnlich und scheint später geschrieben worden zu sein (allerdings gibt es in Bezug auf die chronologische Reihenfolge der beiden Texte keine Sicherheit).
Online seit: 23.06.2016
Diese „paperolle“, die aus dem berühmten „Code Gonzague“ (aufbewahrt in der Biblioteca Ariostea von Ferrara) stammt, ist eine Arbeitsschrift für eine Passage, die dem grossen Epos von Tasso, das im vorherigen Jahr vollendet worden war, hinzugefügt wurde. Der Dichter hatte sein Werk mehreren Humanisten und ranghohen Gelehrten vorgelegt und er berücksichtigte gewisse Kritiken und Ratschläge, indem er seine Verse während des Sommers 1576 überarbeitete. Einige Strophen wurden tiefgreifend ausgebessert oder sogar vollständig neu geschrieben. Die Strophe 42 war eine der am stärksten überarbeiteten, so stark, dass Tasso diesen kleinen Papierstreifen mit der definitiven Version des Textes in die Handschrift kleben musste. Der Text beschreibt die Haltung und die Gedanken der muslimischen Prinzessin Armida, die sich anschickt, den Kalifen und seine Armee zum Kampf bis zum Tod gegen die Kreuzritter aufzurufen, um sich auf diese Weise am christlichen Held Rinaldo zu rächen, der sie verlassen hatte.
Online seit: 22.06.2017
Felix Lope de Vega y Carpio (1562-1635), Autor von zahlreichen comedias de santos, beendete diese Historia de Barlán y Josafat, comedia in drei Akten und in Versen in seinem Haus „En Madrid a primero de febrero de 1611“. Diese vollständige Handschrift enthält zahlreiche Korrekturen und Nachbearbeitungen. Diese Geschichte einer Bekehrung ist mehr als eine authentische christliche Legende (die damals dem Heiligen Johannes von Damaskus zugeschrieben wurde) – sie ist eine christianisierte Erzählung. Im Prinzen, der zuerst seinen Palast aufgibt, um die Plagen der Welt kennenzulernen, danach seinen Thron für ein meditatives Leben in Askese verlässt, kann man gewiss Buddha wiedererkennen. Die erbauliche christliche Geschichte, die an den Ufern des Ganges spielt, ist nichts anderes als eine Umsetzung des Vie du Bodhisattva, einem Text in Sanskrit des 2.-4. Jhs., der während der Jahrhunderte zuerst von den Manichäern, danach von den Arabern, Georgiern und Byzantinern übersetzt und bearbeitet wurde, bevor er schliesslich die Völker des weit entfernten Abendlandes erreichte: das Werk von Lope de Vega fügt sich also in eine eindrückliche Kette von geistigen Überlieferungen ein (ohne dass dies dem Autor bewusst gewesen wäre).
Online seit: 17.12.2015
Manuskript der ersten drei Bücher der Confessions und eines Teils des vierten. Im Vergleich zu den anderen beiden verzeichneten Abschriften zahlreiche Korrekturen und Varianten. Halbeinband aus Pergament (Rücken und Ecken) mit der handschriftlichen Signatur 23 auf dem Deckel, welcher mit einer permanenten Schutzhülle aus Papier überzogen ist. Der Einführungstext wurde in der veröffentlichten Version des Textes weggelassen.
Online seit: 17.12.2015
Erste handschriftliche vollendete Fassung, mit einer Anzahl Streichungen und Querverweisen. Jedes Heft setzt sich aus 12 Doppelblättern zusammen. Die Seiten wurden von Rousseau nummeriert. Die Rectoseite der Blätter enthält den Text, die Versoseite Korrekturen und Zusätze. In seinem Dictionnaire de musique greift Rousseau die etwa vierhundert Artikel wieder auf, welche er 1749 für die Encyclopédie geschrieben hat. Ab 1753 beginnt er als Antwort auf die durch die Artikel hervorgerufenen Angriffe und Kritikpunkte eine Überarbeitungs- uns Neubearbeitungsarbeit. Da er eine lexikographische Vollständigkeit im musikalischen Bereich anstrebt, verfasst der Autor immer mehr neue Einträge, so dass er beinahe neunhundert Begriffe erreicht. 1794 wird die Handschrift vom Neuenburger Pierre-Alexandre DuPeyrou (1729-1794), Freund und Herausgeber Jean-Jacques Rousseaus, der Bibliothèque de Neuchâtel überlassen.
Online seit: 09.04.2014
Handschriftliche und sorgfältige Abschrift der ersten sieben Promenades (von den zehn, welche der veröffentlichte Text enthält), mit einigen durchgestrichenen und verbesserten Stellen. Jedes Heft besteht aus 12 Doppelblättern. Die Seiten wurden von Rousseau von 1 bis 83 nummeriert, ab der Seite 84 von Th. Dufour. In den Rêveries vollbringt Rousseau eine letzte Introspektionsarbeit in Form von philosophischen Überlegungen und Gedanken, welche er selbst als Anhang zu seinen Confessions bezeichnet. In der fünften Promenade beschreibt er mit Wehmut jene Augenblicke des einsamen Glücks, die er auf der St. Petersinsel im Bielersee erlebt hat. Die Rêveries sind der letzte Text Rousseaus und wurden nach dem Tode des Philosophen von seinem Freund und Herausgeber, dem Neuenburger Pierre-Alexandre DuPeyrou (1729-1794), aufbewahrt. Dieser vererbt 1794 die Handschrift testamentarisch der Bibliothèque de Neuchâtel.
Online seit: 09.04.2014
Kleines Heft mit einem Kartoneinband des 18. Jahrhunderts, der mit Pergament überzogen wurde. Doppelte Seitenzählung von Théophile Dufour. Tinte und Bleistift. Das stark korrigierte Manuskript enthält den Entwurf der Spaziergänge acht bis zehn der Rêveries du Promeneur solitaire und Teile der Dialogues. Enthält auch Bezüge zur Botanik.
Online seit: 17.12.2015
Bleistiftnotiz am Rande einer gedruckten Seite, die im Einband des Entwurfs der Rêveries gefunden wurde (Promenades 8 -10).
Online seit: 17.12.2015