Supersaxo, Walter (ca. 1402-1482)
Diese Handschrift aus der Bibliothek des Kapuzinerkonvents von Sitten ist in drei Teile geteilt, die von verschiedenen Kopisten ausgeführt wurden. Der erste Teil (ff. 1-113) besteht aus einer Abhandlung der Inquisition von 1359, dem De jurisdictione inquisitorum in et contra christianos demones invocantes (mit dem Kapitel De suspicione: Beginn auf f. 95r) vom katalanischen Dominikaner Nicolau Eymeric, Generalinquisitor von Aragon. Dieser erste Teil wurde 1460 in Naters für den Bischof von Sitten Walter Supersaxo (ca. 1402-1482) vom Priester Cristoferus In Domo Lapidea (Im/Zum Steinhaus, Steinhauser) von Lalden angefertigt, Rektor eines Altars der Kirche von Naters. Demselben Schreiber verdanken wir drei weitere Handschriften der Bibliothek Supersaxo, S 96, S 98 und vor allem S 97, das unter anderem eine zweite Abschrift des De jurisdictione inquisitorum enthält, im gleichen Jahr 1460 hergestellt. Der zweite Teil (ff. 114-134), mit rubrizierten und teilweise ausgeschmückten Initialen (z.B. auf ff. 114r und 127r), enthält die Historia Karoli Magni et Rotholandi (auch Chronik des Pseudo-Turpin genannt; ca. Mitte des 12. Jahrhunderts, bisweilen Aimery Picaud zugeschrieben), eine Erzählung über fiktive Kriege von Karl dem Grossen in Spanien und Frankreich. Dieses Propagandawerk, das für den spanischen Kreuzzug und die Pilgerfahrt nach Compostela wirbt und besonders vom Chanson de Roland inspiriert wurde, erfuhr im Mittelalter grossen Erfolg. Der dritte Teil (ff. 135-157) enthält von Walter Supersaxo im Jahre 1460 erlassene Synodalstatuten. Eine weitere Kopie davon ist in den Archiven des Domkapitels Sitten konserviert (Schublade 3, Nr. 67/5). Ein Besitzereintrag auf dem Vorsatzblatt f. V1r lässt auf einen gewissen Johannes Huser von Selkingen als Besitzer von RCap 73 schliessen. Dieser ist in Sitten zwischen 1532 und 1561 als Rektor von zwei Altären bestätigt.
Online seit: 22.03.2018
- Eymericus, Nicolaus (Autor) | Supersaxo, Walter (Autor) | Supersaxo, Walter (Auftraggeber)
Die Handschrift vereint drei moralische Abhandlungen, die aus verschiedenen Epochen stammen. Sie beginnt mit dem Fürstenspiegel des Dominikaners Wilhelm Peraldus, De eruditione principum, geschrieben um 1265. Es folgt ein kurzer, philosophischer Text des Franziskaners Johannes von Wales, Breviloquium, aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, und eine moralische Abhandlung von Martin von Braga, Formula vitae honestae, ein Werk des 6. Jahrhunderts, das im Mittelalter eine starke Verbreitung erfuhr und lange Seneca zugeschrieben wurde. Für den Bischof von Sitten Walter Supersaxo bestimmt (ca. 1402-1482), wurde die Handschrift 1463 durch den Priester Cristoferus in Domo Lapidea (Im/Zum Steinhaus, Steinhauser), von Lalden (Pfarrei Visp), Altarrektor der Kirche St. Mauritius von Naters (fol. 214v und 220r) kopiert. Die Kopie wurde auf einem Papier mit Wasserzeichen angefertigt (fol. 180r), das auch für S 97 (fol. 129r) benutzt wurde, mit S 98 und Rcap 73 eine der drei Handschriften, die von demselben Kopisten für die Bibliothek von Walter Supersaxo gemacht wurden.
Online seit: 22.03.2018
- Supersaxo, Walter (Auftraggeber) Gefunden in: Standardbeschreibung
- Supersaxo, Walter (Auftraggeber) Gefunden in: Standardbeschreibung
- Guilelmus, Peraldus (Autor) | Johannes, Guallensis (Autor) | Martinus, Bracarensis (Autor) | Supersaxo, Walter (Auftraggeber) Gefunden in: Standardbeschreibung