Eymericus, Nicolaus (1320-1399)
Diese Handschrift aus der Bibliothek des Kapuzinerkonvents von Sitten ist in drei Teile geteilt, die von verschiedenen Kopisten ausgeführt wurden. Der erste Teil (ff. 1-113) besteht aus einer Abhandlung der Inquisition von 1359, dem De jurisdictione inquisitorum in et contra christianos demones invocantes (mit dem Kapitel De suspicione: Beginn auf f. 95r) vom katalanischen Dominikaner Nicolau Eymeric, Generalinquisitor von Aragon. Dieser erste Teil wurde 1460 in Naters für den Bischof von Sitten Walter Supersaxo (ca. 1402-1482) vom Priester Cristoferus In Domo Lapidea (Im/Zum Steinhaus, Steinhauser) von Lalden angefertigt, Rektor eines Altars der Kirche von Naters. Demselben Schreiber verdanken wir drei weitere Handschriften der Bibliothek Supersaxo, S 96, S 98 und vor allem S 97, das unter anderem eine zweite Abschrift des De jurisdictione inquisitorum enthält, im gleichen Jahr 1460 hergestellt. Der zweite Teil (ff. 114-134), mit rubrizierten und teilweise ausgeschmückten Initialen (z.B. auf ff. 114r und 127r), enthält die Historia Karoli Magni et Rotholandi (auch Chronik des Pseudo-Turpin genannt; ca. Mitte des 12. Jahrhunderts, bisweilen Aimery Picaud zugeschrieben), eine Erzählung über fiktive Kriege von Karl dem Grossen in Spanien und Frankreich. Dieses Propagandawerk, das für den spanischen Kreuzzug und die Pilgerfahrt nach Compostela wirbt und besonders vom Chanson de Roland inspiriert wurde, erfuhr im Mittelalter grossen Erfolg. Der dritte Teil (ff. 135-157) enthält von Walter Supersaxo im Jahre 1460 erlassene Synodalstatuten. Eine weitere Kopie davon ist in den Archiven des Domkapitels Sitten konserviert (Schublade 3, Nr. 67/5). Ein Besitzereintrag auf dem Vorsatzblatt f. V1r lässt auf einen gewissen Johannes Huser von Selkingen als Besitzer von RCap 73 schliessen. Dieser ist in Sitten zwischen 1532 und 1561 als Rektor von zwei Altären bestätigt.
Online seit: 22.03.2018
- Eymericus, Nicolaus (Autor) | Supersaxo, Walter (Autor) | Supersaxo, Walter (Auftraggeber)
Diese Handschrift aus der Bibliothek des Bischofs von Sitten Walter Supersaxo (ca. 1402-1482) und seines Sohnes Georges (ca. 1450-1529) enthält zwei Werke auf Lateinisch. Das erste (ff. 1r-126r) ist eine Abhandlung der Inquisition, geschrieben 1359 in Girona vom katalanischen Dominikaner Nicolau Eymeric, Grossinquisitor von Aragon (vor 1320-1399). Die Version in S 97 enthält das Kapitel De suspicione (Beginn f. 104v), das auch als eigenes Werk angesehen wird; das Inhaltsverzeichnis wurde auf Pergament geschrieben (f. 1). Im zweiten Teil der Handschrift (ff. 132r-214r) findet sich eine Version in 31 Kapiteln der Gesta Romanorum, eine berühmte Sammlung von Fabeln und moralisierenden Märchen, die vermutlich vor 1342 in Deutschland oder England geschrieben wurde. Der erste Teil der Handschrift S 97 wurde 1460, der zweite Teil 1465 kopiert. Kopist war der Priester Cristoferus In Domo Lapidea (Im/Zum Steinhaus, Steinhauser) von Lalden, Rektor des Altars der Heiligen Fabian und Sebastian in der Kirche St. Mauritius in Naters. Derselbe Schreiber ist ebenfalls verantwortlich für zwei weitere Handschriften der Bibliothek Supersaxo, für S 96 und S 98, die theologische und moralische Werke beinhalten. Ausserdem transkribierte dieser Schreiber 1460, im gleichen Jahr wie S 97, das De jurisdictione inquisitorum ein zweites Mal, wiederzufinden im ersten Teil eines Sammelbandes der Bibliothek des Kapuzinerkonvents von Sitten, in RCap 73 (alte Signatur W 34).
Online seit: 22.03.2018
- Eymericus, Nicolaus (Autor) | Supersaxo, Georg (Vorbesitzer) | Supersaxo, Walter (Vorbesitzer)