St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 643
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Scarpatetti Beat Matthias von, Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen, Bd. 1: Abt. IV: Codices 547-669: Hagiographica, Historica, Geographica, 8.-18. Jahrhundert, Wiesbaden 2003, 268-271.

Titre du manuscrit:
  • Der Edelstein
  • Kleinerzählungen (Schweizer Anonymus)
  • Zürcher Chronik
  • Glarner Chronik
Périodes:
  • 15. Jh.
  • 16. Jh.
Support: Papier
Wasserzeichen der ersten 5 Lagen Ochsenkopf, vgl. p. 105 eine grobe Nachzeichnung mit Tinte, wohl schon 15./16. Jh., vgl. Piccard, Wasserzeichen II/1 (1966), Abt. I, Nr. 201-221 und besonders 217 (1460), anschliessend got. P mit Kreuz, vgl. ibid. IV/2 (1977), Abt. VI, Nr. 41-71, alternierend mit Ochsenkopf mit Stern, in zwei Varianten, beide aus der Gruppe ibid. II/2 (1966), Abt. VII, Nr. 111-656, zu einzelnen Wasserzeichen auch Dürr (s.u.), p. 95.
Volume: 242 Seiten
Format: 30 x 22
Numérotation des pages: Zeitgenössische Tintenfoliierung (15. Jh.) [i-ii], iii-lxviij, von der Hand des Teils I, die p. i-ii sind wohl Blattverluste, von denen Ziegeler (s.u.), p. 89 ausgeht, welcher diese Foliierung von Rudolf Mads Hand selbst vermutet, was kaum zutrifft, ebensowenig wie die Zuteilung des Textes von Rudolf Mad (s.u.) an dessen eigene Hand. Tintenpaginierung I.v.A., von dieser fehlen 215-238, p. 239 setzt I.v.A. wieder ein, jedoch fehlen von der alten Paginierung wiederum p. 241-244, 249-254, 261-264; p. 265 ist das von I.v.A. paginierte hintere Spiegelblatt. Neue Paginierung ab einer unpaginierten späteren Einlage, p. 214ff. Ziegeler betrachtet die Paginierung I.v.A. als diejenige Tschudis.
Composition des cahiers: Sexternionen, ausser VI[-4]1-16, die ersten und die letzten 2 Blätter fehlen (vor 18. Jh., in der alten Foliierung fehlen entsprechend f. xi und xii), das Blatt p. 3/4 ist bis auf die obere Ecke herausgerissen, zum Verlust dieser 2 Bogen inhaltliche Überlegungen (Missfallen bei Fam. Tschudi?) bei Ziegeler p. 92; VI[-1]185-206, nach p. 204 ein Bogen halb beschnitten, in das folgende Faszikel p. 207-242 (unklare Zusammenstellung, teils geklebt) ist nach dem 4. Blatt ein Quaternio (p. 215-230) des 17. Jhs. eingelegt. In den Lagenmitten Pergament-Heftstreifen, Fragmente eines Breviers 14. Jh.
Reliure: Einband 18. Jh., Halbleder auf Rücken und graublaues Papier auf Karton. Auf dem vorderen Spiegel Fragment einer Pergamenturkunde des 14./2 Jhs., ev. v. J. 1385, nennt Cuontz Essriswiller, ev. von Arbon.
Acquisition du manuscrit: Der Teil II (p. 131-241, ausser den Einschüben des 19. Jhs., s.o.) mit dem Nachlass Aegidius Tschudis 1768 an StiBSG. Das Übrige kam nicht in StiBSG mit der Reihe nach St. Gallen gelangter zürcherischer Hss. Codd. 647-650, sondern mit der Hss.-Akquisition Nepomuk Hauntingers 1780-1792 (cf. Cod. 1285, p. 12).
Bibliographie:
  • Zur Hs. betr. Aufbau VL 8 (s.u.), col. 932,
  • betr. Nachtrag in der Liedersammlung Schulz-Grobert (s.u.), p. 65f.,
  • sodann zur Hs. ausführlich Ziegeler (s.u.), p. 88-93, unter Bezug auf die übrige hier passim zit. Lit.;
  • Gamper, Zürcher Stadtchroniken (s.u.).
  • Einzelne Seiten dieser Handschrift kamen möglicherweise über den Nachlass F.H. von der Hagen nach Berlin, dazu vgl. Cod. 645 zu den pp. 567-618.
Unité codicologique: Teil I
Mise en page: Der Teil I der Fabeln p. 1-128, den auch Ziegeler p. 92 als Einheit bezeichnet (und zwar als Abschrift eines ebenfalls illustrierten "Originals"), ist zweispaltig 15/18 x 21/23,5 (7/8), 28-35 Z., Linierung Tinte (nur Kolumnen).
Type d'écritures et copistes: got. Halbkursive von einer Hand des 15./2 Jhs.
Décoration: p. 1-86 unkolorierte Federzeichnungen bescheidener Qualität, je eine zu einer Fabel, daraus zwei Abb. der p. 89 und 124 unserer Hs. bei Fischer (s.u.), nach p. XII; Kommentar zu den Illustrationen bei Ziegeler p. 92. Die Illustrationen im 16. Jh. teilweise mit Tinte nummeriert 10-37 (p. 26-51), im 18./19. Jh. mit Bleistift neu nummeriert [1, 2] (fehlen), [3] (erste vorhandene Zeichnung, nicht nummeriert), 4-93; ohne Zeichnung das trotzdem alt nummerierte Feld 32 p. 47. Ab neu Nr. 93 setzen die Zeichnungen aus, der ausgesparte Raum bleibt leer. Beim Schwank vom Pfaffen als Liebhaber ist im Bildraum p. 112b das Lied der Frau mit Text und Noten in Mensuralnotation auf 4 Linien von späterer Hand mit schwärzerer Tinte eingetragen. Im Bild p. 51a ist auf den Galgen mit einem Gehenkten (Fabel 57) mit feiner Tinte I.v.A. eingetragen, wohl eher von einem Widersacher des Ildefons von Arx, falls dieser gemeint wäre, als von ihm selbst. Der Text dieses Teils bricht p. 128b unvermittelt ab.
Sommaire:
  • 1a-89a [Ulrich Boner (?): Der Edelstein] [Anfang fehlt] // bilich das sin im gebrist / gittigkeit wirt niemer guͦ …–… / des sicht män dich in Rúwen stan / Also hat dis buͦch ein ende / got v́ns sin goͤttlichen segen send / amen.
    Filiation: Ed. Franz Pfeiffer, Der Edelstein von Ulrich Boner, Leipzig 1844, die genaue Eingrenzung der in unserer Hs. fehlenden Textteile bei Ziegeler (s.u.), p. 89f.; gemäss VL 8 (s.u.) ist unser Text die sog. 3. Redaktion; Faks.-Ed. des ersten Drucks von 1461 durch Doris Fouquet, Stuttgart 1972, mit Abb. unserer Illuminierung der Fabel Nr. 38 in Abb. 12; Ulrike Bodemann und Gerd Dicke, Grundzüge einer Überlieferungs- und Textgeschichte von Boners "Edelstein", in: Volker Honemann und Nigel F. Palmer (Hg.), Deutsche Handschriften 1100-1400. Oxforder Kolloquium. Tübingen 1988, p. 424-468, dort p. 432 unsere Hs. als SG 1; Hans-Joachim Ziegeler, Das Vergnügen an der Moral. Darbietungsformen der Lehre in den Mären und Bispeln des Schweizer Anonymus, in: Georg Stötzel (Hg.), Germanistik. Forschungsstand und Perspektiven. Vorträge des Deutschen Germanistentages 1984, 2. Teil, Berlin 1985, p. 88-109, unsere Hs. p. 89f., mit Aufzählung der in ihr fehlenden Textpartien; Jürgen Schulz-Grobert, "Autoren gesucht". Die Verfasserfrage als methodisches Problem im Bereich der spätmittelalterlichen Reimpaarkleindichtung, in: Joachim Heinzle (Hg.), Literarische Interessenbildung im Mittelalter, Stuttgart/Weimar 1993, p. 60-74. Zur Dichtung VL 1 (1978), col. 947-952 (K. Grubmüller); ders., Meister Esopus, München 1977, p. 369. Vide die Exzerpte in Cod. 969, p. 116.
  • 89a-128b [Schweizer Anonymus: Kleinerzählungen] Das Lied p. 112 Vnser herr der pfarer in ein kesboren [keskorb] … ist nachträglich notiert, dazu Schulz-Grobert (s.o.), p. 65f.
  • 129-130 leer, ausser (130) Federproben und Notiz-Fragment wohl zu Morgarten (vgl. p. 131 der Hs.).
    Filiation: Ed. auf Grund unserer Hs. in: Hanns Fischer, Eine Schweizer Kleinepiksammlung des 15. Jhs., Tübingen 1965 (mit Abb. der p. 89, 112, 124), nach welchem (p. VIII) unsere frühe Hs. nicht "Original", sondern bereits Abschrift. Die Slg. ist neu situiert in VL 8 (1992), Schweizer Anonymus, col. 931-942 (Johannes Janota), unsere Hs. col. 932 als einzige Überlieferungsgrundlage; Schulz-Grobert (s.o.), mit unserer Hs. p. 63-68, Abb. von p. 112b unserer Hs.; Rosemarie Moor, Der Pfaffe mit der Schnur. Fallstudie eines Märes, Bern 1986, p. 79, 319, mit Abb. von p. 104 der Hs. (Lit. u. ält. Ed.); Ziegeler (s.o.); Arend Mihm, Überlieferung und Verbreitung der Märendichtung im Spätmittelalter, Heidelberg 1967, p. 29-30, unsere Hs. erwähnt p. 141; Scherrer, Verzeichniss (1875), p. 643 zit. ältere Edd. einzelner Sprüche und Fabeln.
Unité codicologique: Teil II
Mise en page: Der Teil II der Chronik p. 131-201 ist einspaltig, 21/23 x 15/16, 31-37 Z., vermutlich Blindlinierung, kaum mehr sichtbar.
Type d'écritures et copistes: Halbkursive des 15./2 Jhs. Es schreiben 6 Hände:
Décoration: Eingangs dieses Teils findet sich p. 130 ein Initium oder eine Federprobe mit Spruch von zwei späteren Händen. Am Rand viele Striche, Hinweise, Jahrzahlen, Nummerierungen und Datenvermerke des 15./2 und 16./1 Jhs., u.a. von Aegidius Tschudi.
Sommaire:
  • 131-201 [Zürcher und Glarner Chronik mit Fortsetzungen 1425-1433 und 1460-1477 (Chronik von Rudolf Mad)]
    • (131-153) Chronik der Stadt Zürich 1313-1389.
      Filiation: Die p. 131-153 ed. J. Dierauer, in: Quellen zur Schweizer Geschichte, Bd. 18 (Chroniken der Stadt Zürich), Basel 1900, p. 37, Z. 3 bis p. 158, Z. 1, p. 153-157, 226-232, die Nachträge p. 157, p. 232, Z. 24-31, ebenso bei Dürr (s.u.), p. 96. Weitere Zürcher Chroniken vide Codd. 644-645, 647, 649, 651, 654, 657.
    • (153-157) [Chronik der Stadt Zürich 1428-1433.]
      Filiation: Ed. Dierauer (s.o.), p. 226-232, Z. 15. Zum vermeintlichen Verfasser, dem zürcherischen Stadtschreiber Graf, eigentlich Michael Stäbler von Stockach, vgl. Gottfried Heer, Zur 500jährigen Gedächtnisfeier der Schlacht bei Näfels, Festschrift, Glarus 1888, p. 134.
    • (157-158) Zusätze von anderer Hand betr. Bund von 1315, Hans Waldmann, Näfelser Fahrt
    • (159-201) [Dritte oder sog. Glarner Fortsetzung der Chronik der Stadt Zürich von Rudolf Mad, 1460-1478]
    • (202-214) leer, ausser (202) Federproben.
      Filiation: Ed. Dierauer (s.o.), p. 233-271. Zu Rudolf Mad E. Dürr, Die Chronik des Rudolf Mad, in: Basler Zs. f. Gesch. und Altertumskde. 9, 1910, p. 95-110; vgl. auch Ziegeler (s.o.), p. 88, Anm. 2, mit weiterer Lit. zur Zürcher und Glarner Chronik Gamper, Zürcher Stadtchroniken (1984), p. 188f. (bei ihm geht Mad, im Gegensatz zu Ziegeler, nur bis 1477), sowie Dierauer (s.o.), p. XXXIIf.; Hs. passim erw. in Henne, Klingenberger Chronik (1861); Gallati, Tschudi (1938), p. 321-395 passim; Hans Trümpy, Die alten Lieder auf die Schlacht bei Näfels, in: Jb. des Hist. Vereins des Kts. Glarus 60, 1963, p. 25-51, unsere Hs. p. 34; Bruno Meyer, Der Thurgauer Zug von 1460, in: Thurg. Btr. z. vld. Geschichte 97, 1960, p. 17, 23; Stettler, Chron. Helv. 5 (1984), p. 11*f. und Anm. 1*, p. 231 A. 165; 6 (1986), p. 9* A. 6*, p. 17 A. 18, p. 70 A. 61, p. 71 A. 62, p. 156 A. 148, p. 220 A. 195f., p. 237f. A. 207, p. 253 A. 210, p. 269 A. 218, p. 271 A. 219, p. 274 A. 223, p. 289 A. 236.
Unité codicologique: Teil III
Type d'écritures et copistes: Der Teil III p. 215-231 ist das Inhaltsverzeichnis von der Hand des I.v.A., signiert p. 228;
Sommaire:
  • 215-241 [Notae variae der Bibliothekare des 19. Jhs.]
    • (215-231) Ildefons von Arx: Rezension und Kollation zu Boner Recension der fabeln … unserer Hs. mit der Ed. Oberlin, Strassburg 1782 und weiterer, signiert (228) I.v.A., aber wesentlich später als die Niederschrift selbst; (passim 228 unten bis 231) Zusatzbemerkungen eines seiner Nachfolger, signiert (231) Dr. Henne: Anton Henne, Stiftsbibliothekar 1855-1861
    • (232-239) leer
    • (240-241) Alphabet Namensliste von Adligen, offenbar der Gefallenen von Sempach, von der Hand A.T., rund 150 Namen
    • (242) leer.
    Filiation: Tschudi, Nachlassverzeichnis (1767), Nr. 112. Stettler, Chron. Helv. 6 (1986), p. 191f. Anm. 178; 9 (1992), p. 161 A. 75, p. 260 A. 118; Bd. 13 (2000), p. 19* A16*, p. 132 A. 71; ders., Tschudi-Vademecum (2001), p. 17 A. 10; Sieber, Archive (2001) p. 127 mit A. 432; zur Sempacher Schlacht vgl. auch R. von Liliencrons Hist. Volkslieder, Bd. I, Leipzig 1865, unsere Hs. erw. p. 113; zur Hs. Gamper, Zürcher Stadtchroniken (1984), p. 258f.; Ziegeler (s.o.), p. 88-93, inventarisiert diese p. 89-91, unter Korrektur der früheren Inventarisation bei Fischer (s.o.), p. IX.; R. Moor (1986), s.o.; Scherrer, Verzeichniss (1875), p. 210f. mit einzelnen älteren Edd. u. Lit.
Unité codicologique: Teil IV
Type d'écritures et copistes: der Teil IV ist ein Anhang p. 240-241, ohne Einrichtung, Listen von der Hand Tschudis.