Für diese Handschrift sind folgende Beschreibungen vorhanden

  • Schmucki Karl, "Der St. Galler Mönch Luitherus überreicht sein fertiggestelltes Buch dem heiligen Gallus", in Cimelia Sangallensia: Hundert Kostbarkeiten aus der Stiftsbibiliothek St. Gallen, beschrieben von Karl Schmuki, Peter Ochsenbein und Cornel Dora. St. Gallen: Verlag am Klosterhof, 1998, S. 140.
    (Standardbeschreibung, momentan angezeigt)
  • Scherrer Gustav, Verzeichniss der Handschriften der Stiftsbibliothek von St. Gallen, Halle 1875, S. 127-128.
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St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 375
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Schmucki Karl, "Der St. Galler Mönch Luitherus überreicht sein fertiggestelltes Buch dem heiligen Gallus", in Cimelia Sangallensia: Hundert Kostbarkeiten aus der Stiftsbibiliothek St. Gallen, beschrieben von Karl Schmuki, Peter Ochsenbein und Cornel Dora. St. Gallen: Verlag am Klosterhof, 1998, S. 140.

Handschriftentitel: Messgesangbuch
Entstehungsort: Kloster St. Gallen
Entstehungszeit: um 1135
Katalognummer: 65
Beschreibstoff: Pergament
Umfang: 332 Seiten
Format: 21,4 x 15,6
Buchschmuck:

Am Ende des Gradualteils, auf dem unteren Drittel einer nicht ganz ausgefüllten Schriftseite am Ende der Alleluia-Antiphonen zu den Festen für Apostel (De apostolis) und Jungfrauen (De virginibus), begegnet uns eine zweite Miniatur, ein farbenprächtiges Dedikations- oder Widmungsbild, das den 1135 erstmals urkundlich erwähnten St. Galler Mönch Luitherus und den heiligen Gallus zeigt und das Johannes Duft, Stiftsbibliothekar von St. Gallen von 1948 bis 1981, in seiner kleinen Studie Mittelalterliche Schreiber einfühlsam folgendermassen beschreibt: « Der benediktinisch gewandete, tonsurierte Mönch kniet ehrfürchtig auf dem Boden und reicht mit beiden Händen sein eisenbeschlagenes Buch dem stehenden älteren Gallus, der - durch Nimbus ausgezeichnet und anachronistisch als Benediktinerabt gekleidet - mit seiner offenen Rechten das Geschenk wohlwollend ergreift. Die beiden Gestalten zeigen natürliche Formen, fliessende Linien und beseelten Ausdruck der Gesichter. Um den Inhalt des in seinem Ernst doch liebenswürdigen Vorgangs unzweifelhaft mitzuteilen, setzte Luitherus seinen und seines Patrones Namen hin. Trotzdem ist seine Federzeichnung eine Widmung nicht in Worten, sondern in bildlichen Gesten. Sie lässt die Freude des Schreibers über das vollendete Werk durchschimmern und offenbart den Sinn der mühreichen Arbeit, die im Dienst des Heiligen und des Heiligtums stand ».

Inhaltsangabe:
  • Die Handschrift Nr. 375 ist ein Messgesangbuch, ein Antiphonarium missae, das aus drei Teilen besteht.
    • Vorne, auf den Seiten 3-21, findet sich ein Kalendarium, mit dem zeitgenössischen Terminus martyrologium genannt, ein Verzeichnis der wichtigsten St. Galler Heiligenfeste von Januar bis Dezember.
    • Den Hauptteil des Manuskriptes bildet ein Graduale (Gradualis liber; S. 23-235), das den Text und die Noten der nicht vom Priester, sondern von einer Schola auszuführenden Gesänge der Messe enthält. Die Gesänge sind nach dem Lauf des Kirchenjahres, beginnend mit dem ersten Adventssonntag, geordnet. Die wichtigeren Festtage des Kirchenjahres sind mit bunten kleinen Initialen geschmückt: Dem Proprium de tempore mit den allgemeinen grossen Festen des Kirchenjahres folgen das Commune sanctorum mit den Gesängen der Mönche an den bedeutenderen Heiligenfesttagen sowie das Proprium de sanctis (gruppenspezifische Gesänge an Festtagen von Heiligen, für die in St. Gallen keine eigenen Kompositionen und Texte gesungen zu werden pflegten). Die Musiknoten im Gradualteil sind in der damals üblichen Art der interlinearen Neumenschrift wiedergegeben.
    • Eingeleitet durch eine qualitätvolle farbige Weihnachtsszene beginnt auf Seite 236 (bis S. 330) der dritte und letzte Teil dieses Bandes, ein Sequentiar mit Sequenzen zu den wichtigeren Festtagen des sanktgallischen Kirchenjahres. Sequenzen waren Einschaltgesänge in der Eucharistiefeier im unmittelbaren Anschluss an das Alleluia zwischen Epistellesung und Evangelium. Bekanntester Sequenzendichter war der St. Galler Mönch Notker Balbulus (gest. 912; vgl. S. 108), dessen Sequenzen bis zum Tridentinischen Konzil (1545-1563) in ganz Europa gesungen wurden. In der Handschrift Nr. 375 sind in sorgfältiger Schrift lediglich die Sequenzentexte, nicht aber die musikalische Notation wiedergegeben.