Für diese Handschrift sind folgende Beschreibungen vorhanden

  • Lenz Philipp / Ortelli Stefania, Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen, Bd. 3: Abt.V: Codices 670-749: Iuridica; Kanonisches, römisches und germanisches Recht, Wiesbaden, 2014, S. 235-237.
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  • Gustav Scherrer, Verzeichnis der Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen, Halle 1875, S. 232-233.
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St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 725
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Lenz Philipp / Ortelli Stefania, Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen, Bd. 3: Abt. V: Codices 670-749: Iuridica; Kanonisches, römisches und germanisches Recht, Wiesbaden 2014, S. 235-237.

Handschriftentitel: Schwabenspiegel mit vorangehender Weltchronik
Entstehungsort: Südwestdeutscher Raum
Entstehungszeit: 3. Viertel 15. Jh.
Beschreibstoff: Papier. Wasserzeichen: Verschiedene Ochsenköpfe, davon einer (z.B. p. 51 /52, 293 /294) identisch mit Piccard-online 74971 (1456) und 75207 (1455), ein weiterer identisch mit dem Drahtzeichen, aber nicht mit den Kettdrähten von Piccard-online 74970 (1456), ein dritter (z.B. p. 27 /28, 171 /172) sehr ähnlich Piccard-online 74954 (1456).
Umfang: 362 Seiten. Buchblock 181 Blätter.
Format: 28,5–29 x 21
Seitennummerierung: Foliierung des 15. Jh. mit römischen Ziffern: i (p. 3) – clxxi (p. 345) und mit Buchstaben: a (p. 3), b (p. 11), c (p. 17) – c (p. 345); Paginierung I.v.A. 1–362.
Lagenstruktur: (VI+1)26 + 14 VI362; p. 1 /2 ist ein Einzelblatt, an dessen Falz p. 26 /27 deutsche Textreste sichtbar sind (aber kein Textverlust). Lagenzählung am Lagenende unten Mitte: 1us (p. 26) – 11 (p. 266), 13 (p. 314) – 15 (p. 362). Reklamanten am Lagenende unten rechts, senkrecht zur Schriftrichtung.
Zustand: Papier, Schnitt gelb, besonders am unteren Seitenrand fast durchgehend Flecken durch Feuchtigkeit, zu Beginn und Ende gebräunte Seiten.
Seiteneinrichtung:
  • Schriftraum zweispaltig, 19–19,5 x 14 (6), 30–32 Zeilen,
  • p. 350361 einspaltig 19 x 14, 26–29 Zeilen, begrenzt durch braune Tintenlinierung.
Schrift und Hände: Bastarda mit Schleifen (bei b, h, k, l) von einer Hand des 3. Viertels des 15. Jh. in brauner Tinte.
Buchschmuck: Zu Beginn eines Artikels jeweils eine 2–6-zeilige rote Lombarde, gelegentlich auslaufend in Herzblätter, p. 3a zu Textbeginn zusätzlich mit braunem Ornament, zu Beginn einer Spalte manchmal ein grosser Zierbuchstabe, entweder fein oder dick gezeichnet, mit rotem und braunem Ornament aus Herzblättern und Punktverdickungen, manchmal mit Drolerien (z.B. p. 18, 19, 188, 275), rote Überschriften, rubriziert.
Spätere Ergänzungen: p. 1 längerer Eintrag (s.u.) in flüssiger jüngerer Buchkursive der 2. Hälfte des 15. Jh.; p. 4 in der oberen linken Ecke Eintrag der 2. Hälfte des 15. Jh.: Hans … ; p. 2 Eintrag (s.u.) des Aegidius Tschudi (1505–1572), ebenso p. 261b ein kurzer Verweis; p. 347 blind eingeritzte Buchstabenreihen.
Einband:
  • Einband der 2. Hälfte des 15. oder des beginnenden 16. Jh. Rotes Leder (Alaungerbung) auf Holz (Buche), der Lederbezug am Buchrücken fehlt fast völlig, deshalb Rückenhinterklebung aus Textil sichtbar. Hakenverschluss (Adler BV.3.1.1), erhalten sind gespaltenes Stiftlager (b1; in Form 10) auf dem Vorderdeckelrand, Rest von eingelassenem Lederriemen und viereckiger Ziernagel (BV.8d) am Rand des Hinterdeckels. Rundbogenheftung auf 3 erhabene, gespaltene Lederbünde, diese sind auf Höhe der Deckel häufig gebrochen. Flechtbandkapitale. Gotische Deckelverbindung.
  • Pergamentene Falzverstärkungen in den Lagenmitten aus Fragmenten einer oder mehrerer deutschsprachiger Urkunden des 15. Jh. Die Innenseiten des Vorderdeckels und eines Teils des Hinterdeckels sind durch mehrere Schichten von lateinisch bedrucktem Papier, deutsch beschriebenem Pergament und Papier des 15. Jh. abgedeckt.
Hauptsprache: alemannisch.
Inhaltsangabe:
  • (1) Eidliche Aussagen von Gewährsmännern aus Fletzlingen vor dem Rat und Gericht zu Villingen wegen einer Rechnungslegung für die hailigen von Fischbach und einem andern Ort. Hanns Buphsen der alte …–… also under in. Rest der Seite leer,
  • (2) Urteilsspruch. Vrteil vmb ein versumpt vszbringen …–… nit mer komen söll. Rest der Seite leer.
  • 3a361 Schwabenspiegel mit vorangehender Weltchronik
    • (3a17a) Weltchronik, beginnend mit Saturnus von Kreta, Äneas von Troja, Romulus und Remus, unter Erwähnung der biblischen Noach und Ismael, bis zum angeblich ersten Kaiser von Rom, dem „Deutschen“ Julius, und zu Brenno, dem sagenhaften Herzog von Schwaben. >Hie nach an dissem bůch so vinstu aigenlichen all rechtt nach kaysserlichem rechtten verschriben< . Do Throy gebuwen ward und gestift, das beschach nach der sinflůtt vber tusend jar vnd drúhundert jar vnd vier vnd achtzigg jar Saturnus, der gewaltig herr, der was do kunig in Cretedenn Schwaben vnd Túttsche land.
    • (17a–264b) Schwabenspiegel: Landrecht nach der 1. systematischen Ordnung, in 79 Abschnitten, inklusive (38b41a) eines Artikels über die Einsetzung des Herzogs von Kärnten, endet mit Artikel 343 [Ed. S. 147]. >Wie nun Rom besetztt vnd in ordnung gehalten ward< . Herr gott himelscher vater …–… vnd von vederspill.
    • (264b347a) Schwabenspiegel: Lehnrecht, endet mit Artikel 158, I [Ed. S. 223]. >Wer lehen rechtt welle kunnen der nem war hie nach< . Wer lechen rechtt kunnen welle …–… man sol kainen buw hin lan wan umb halbs korn.
      • (347a) Schreibervers. Hie hät dis bůch ain end, das got alle valschen richter schend .
    • (347b349b) Leer,
    • (350361) Inhaltsverzeichnis zur gesamten Hs. mit Folio- und Buchstabenangaben. >In dissem vorgeschriben bůch < . Am i. a. Item an dem ersten blatt bis an das funft blatt …–… an den lesten blettern des bůch dis sechsterns.
    • (362ab) Leer.
    (3a–17a) Vgl. Friederich von Lassberg, [ohne Titel] in: Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 2 (1836), S. 136–137. Es handelt sich entgegen der in der Literatur, zuletzt bei Stephan Müller, »Schwabenspiegel« und »Prosakaiserchronik«, in: Wolfram-Studien 19 (2006), S. 233–252, hier S. 251, Nr. 10, verbreiteten Meinung nicht um die Prosakaiserchronik. (17a–347a) Vgl. Ed. Friederich von Lassberg, Der Schwabenspiegel oder Schwäbisches Land- und Lehen-Rechtbuch nach einer Handschrift von 1287, Tübingen 1840 (ND Aalen 1961), zur Hs. S. XXXIX–XL. Vgl. Friederich von Lassberg, in: Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 2 (1836), S. 138–139 mit Transkription von p. 38 der Hs.; Karl Haiser, Zur Genealogie der Schwabenspiegelhandschriften, Bd. 2, Weimar 1877, diese Hs. mit der Sigle Cb 24; Ludwig Ritter von Rockinger, Berichte über die Untersuchung von Handschriften des sogenannten Schwabenspiegels, in: Sitzungsberichte der Phil.-hist. Klasse der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien 119, Abh. 10 (1889), S. 1–2, Nr. 103; Hans von Voltelini, Bericht über die Arbeiten an der Ausgabe des Schwabenspiegels, in: Anzeiger der Akademie die Wissenschaften in Wien, Phil.-hist. Klasse, Nr. 1–4 (1928), S. 13– 14; Hans von Voltelini, Der Bericht über die Rechte des Herzogs von Kärnten in zwei Handschriften des Schwabenspiegels, in: Aus Politik und Geschichte. Gedächtnisschrift für Georg von Below, Berlin 1928, S. 99–101; Georg Graber, Schwabenspiegel und Eintritt am Fürstenstein, in: Carinthia I 132 (1942), S. 171, 173–174, 186, 189, 192–193; Gustav Homyer, Die deutschen Rechtsbücher des Mittelalters und ihre Handschriften, Berlin 1956, S. 47, 90–91, Nr. 207; Ulrich-Dieter Oppitz, Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Köln 1990, Bd. 1, S. 40 (3.5.1: Ordnung IVa), Bd. 2, S. 797, Nr. 1370.
Entstehung der Handschrift: Gemäss der Schreibsprache im südwestdeutschen Raum im 3. Viertel des 15. Jh. geschrieben und mindestens unmittelbar danach laut dem Eintrag auf p. 1 in Villingen (Baden-Württemberg) oder Umgebung in Gebrauch.
Provenienz der Handschrift: Gemäss dem eigenhändigen Eintrag auf p. 2 im Besitz des Aegidius Tschudi (1505–1572),
Erwerb der Handschrift: als Teil dessen Nachlasses die Hs. mit der Signatur N. 115 (p. 3) versehen 1768 in die Stiftsbibliothek kam.
Bibliographie:
  • Nachlassverzeichnis des Aegidius Tschudi, S. 25–26.
  • Bernhard Stettler, Tschudis Quellen und Forschungen zur Darstellung der Ereignisse von 1001 bis 1199, in: Peter Stadler, Bernhard Stettler (Hg.), Aegidius Tschudi: Chronicon helveticum, Bd. 1 (= Quellen zur Schweizer Geschichte, Neue Folge, I. Abt 7/1), Bern 1968, S. 60*, Anm. 2;
  • Duft, Tschudi-Handschriften in der Stiftsbibliothek, S. 173.