Für diese Handschrift sind folgende Beschreibungen vorhanden

  • Beschreibung für e-codices von Marina Bernasconi Reusser (e-codices) und Richard F. Fasching (Winterthur), 2010.
    (Standardbeschreibung, momentan angezeigt)
  • Katalog der datierten Handschriften in der Schweiz in lateinischer Schrift vom Anfang des Mittelalters bis 1550, Bd. III: Die Handschriften der Bibliotheken St. Gallen-Zürich, bearbeitet von Beat Matthias von Scarpatetti, Rudolf Gamper und Marlis Stähli, Dietikon-Zürich 1991, Nr. 770, S. 247.
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  • Scherrer Gustav, Verzeichniss der Handschriften der Stiftsbibliothek von St. Gallen, Halle 1875, S. 351.
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St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 934
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Beschreibung für e-codices von Marina Bernasconi Reusser (e-codices) und Richard F. Fasching (Winterthur), 2010.

Handschriftentitel: Klosterregeln, Gebete und geistliche Kurztexte
Entstehungsort: St. Gallen
Entstehungszeit: 15. Jh. (erste Hälfte bis Mitte); die Hs. ist undatiert.
Beschreibstoff: Papier, Wasserzeichen nicht identifizierbar.
Umfang: 324 Seiten (Teil I: S. 1-108; Teil II: S. 109-182; Teil III: S. 183-206; Teil IV: S. 207-324)
Format: 15,3 x 11 cm
Seitennummerierung: 1-324 (Tintenpaginierung des Hilfsbibliothekars und späteren Stiftsbibliothekars P. Ildefons von Arx [1755-1833]).
Lagenstruktur: Teil I: 1 (V-1)18 1 IV34 + 2 VI82 + 1 V102 + 1 (II-1)108; Teil II: 2 VI156 + 1 (VII-1)182; Teil III: 1 VI206; Teil IV: 4 VI302 + 1 (IV-2)324. Teile I und II vereinzelt mit Reklamanten (S. 58, 82, 132 u. 156).
Zustand: Gesamte Handschrift in schlechtem Zustand, Papier fleckig und mit Einrissen, S. 145/146 u. 181/182 Textverlust in der unteren Ecke. Zu Beginn der Handschrift fehlt ca. ein Doppelblatt. Restaurierung im Jahr 1993 durch Louis Rietmann, St. Gallen (Etikett auf dem hinteren Innendeckel): Einband restauriert, einzelne Blätter restauriert und verstärkt, lose Blätter integriert, Lagen teilweise mit Pergamentstreifen verstärkt.
Seiteneinrichtung: Einspaltig, Schriftraum variabel (ca. 11,5-13,5 x 7,5 cm). Teile I, II und IV ohne Schriftraummarkierung, in Teil III Schriftraum mit Tinte markiert (ca. 12 x 7,5 cm); ca. 24-26 Zeilen pro Seite.
Schrift und Hände: Spätgotische deutsche Buchkursive, im Schriftduktus je nach Handschriftenteil leicht oder stark abweichend. Zwei unterschiedliche Hände: Die Teile I (1-108), II (109-182) und IV (207-324) stammen laut Schriftvergleich von Friedrich Kölner (Köllner, Cölner, Colner) (einstöckiges a, rundes d mit Schlaufe, spitzwinkliger offener Unterbogen beim g, letzter Abstrich bei h und z sowie bei finalem n und m unter der Zeile weit nach links gezogen; vgl. z. B. die von Kölner geschriebenen St. Galler-Handschriften Cod. Sang. 586 und Cod. Sang. 994 [Abb. bei Näf/Wetzel Friedrich Kölner, Abb. 17 (Cod. Sang. 994, S. 512)] sowie die Beschreibung der Schrift bei Stocker Colner, S. 9-11 [ohne diese Hs.]). Teil III stammt von anderer, derjenigen Kölners ähnlichen, jedoch mit breiterer Feder weniger kursiv schreibenden Hand. Im Gegensatz zu Kölners Schrift werden die Unterbogen kaum nach links gezogenen. Die oft fehlenden Schlaufen beim runden d wurden mit wenigen Ausnahmen mit einer dünneren Feder nachgetragen. Vielleicht stammt Teil III (183-206) von der auf S. 202 in einer Widmung genannten Schwester Els aus dem Schwesternhaus St. Georgen in St. Gallen (s. unten).
Buchschmuck: Rubriziert, Überschriften mit roter Tinte, rote Unterstreichungen, einfache 1-2zeilige Lombarden.
Spätere Ergänzungen: Wenige zeitgenössische Korrekturen (z. B. S. 166, 178, 180, 246, 260, 262, 264, 266, 268 usw.). Auf S. 184 und 188 einige längere Ergänzungen mit hellbrauner Tinte von einer etwas späteren ungelenken Hand.
Einband: Rotbraunes Leder auf Holz, eine mittlere schmucklose Messingschliesse HDK-VDK. Auf dem Rücken zwei rotumrandete Papierrückenschilder: Oben (ca. 5 x 4,5 cm) mit der Aufschrift "St. Benedikts | Bernards | Dominicus | Regeln. | Reimen S: 231", unten (ca. 2,2 x 2,2 cm) mit der Signatur "934" (19. Jh.). Auf dem vorderen Innendeckel das Signaturschild (ca. 4 x 3,5 cm) der Stiftsbibliothek St. Gallen; auf dem hinteren Innendeckel ein spiegelbildlicher Abdruck einer zeitgenössischen Schrift von einem heute verlorenen Spiegelblatt (bei der Restaurierung teilweise mit neuem Pergamentblatt überklebt).
Hauptsprache: Teile I, II und IV (Kölner): Südalemannisch. Die Schreibungen entsprechen den von Stocker nachgewiesenen Schreibgewohnheiten Kölners; vgl. Stocker Friedrich Colner, S. 95-134 [ohne diese Hs.]. Teil III: Südalemannisch.
Entstehung der Handschrift: Die Handschrift besteht aus vier ursprünglich einzeln konzipierten Teilen. Nachdem die Teile zusammengestellt waren, wurden mit roter Tinte die Überschriften ergänzt (vgl. z. B. S. 108, 184 und 206). Die Teile I, II und IV stammen gemäss Schriftvergleich von der Hand Friedrich Kölners, die in Teil II mit leicht abweichendem Schriftduktus mit einer neuen Lage einsetzt und mit einem teilweise radierten Schreiberspruch (S. 182, ohne Nennung des Schreibers) endet. Auf einer neuen Lage beginnt ein vermutlich von einer anderen Hand geschriebener Sexternio (Teil III) mit einer nachträglich mit schwarzer und roter Tinte durchgestrichenen Widmung (S. 183), welche die Tante einer Donatorin mit Namen erwähnt: Anna Vogelweider, Schwester im Zisterzienserinnenkloster Magdenau im Untertoggenburg im Kanton St. Gallen (S. 183: Der gaistlichen und andechtign ffrow Annan, klosterfrowen zuͤ Makenow, genempt Vogelwaͤderijn, myner liebij wesen, der sel dis buchli). In einem Schenkungsvermerk wiederum wird gegen Ende von Teil III als Donatorin eine Schwester Els (Elsbeth?) aus dem Schwesternhaus St. Georgen in St. Gallen genannt (S. 202: Von mir swester Elsen Closnerin zů sant jurgen by sant Gallen sant benedicten orden). Laut diesen Einträgen wurde Teil III (oder dessen Vorlage) von der Schwester Els an ihre Tante, Schwester Anna Vogelweider, gesandt. Ob die genannte Els die Schreiberin oder lediglich die Auftraggeberin von Teil III (oder dessen Vorlage) war, lässt sich nicht mehr bestimmen.
Provenienz der Handschrift:
  • Die Herkunft der Handschrift lässt sich nicht eindeutig bestimmen. Die Teile I, II und IV stammen vom Benediktiner Friedrich Kölner (Köllner, Cölner, Colner), der 1429/30 aus dem Reformkloster Hersfeld zur Klostererneuerung ins Stift St. Gallen berufen wurde, wo er bis 1439 weilte. Laut dem Schenkungsvermerk auf S. 202 steht die Handschrift in Verbindung mit dem Schwesternhaus St. Georgen, südlich des Stifts St. Gallen, für welches Friedrich Kölner als Seelsorger und Beichtvater zuständig war. Die Bezeichnung „Klausnerin“ wurde innerhalb der Schwesternhäuser auch nach dem Verlöschen des Inklusentums beibehalten; der Hinweis auf den Benediktinerorden wiederum markiert die Verbundenheit der Schwestern mit dem Orden, durch dessen Angehörige sie betreut wurden. Die genannte Els(beth) kann möglicherweise in Verbindung gebracht werden mit Hans und Els Vogelweider, die in einem z. T. gestrichenen Besitzervermerk von ungelenker Hand in der St. Galler Handschrift Cod. Sang. 995 aus dem 15. Jahrhundert mit Marquards von Lindau ›Dekalogerklärung‹ und Heinrich Seuses ›Büchlein der ewigen Weisheit‹ (befand sich im Schwesternhaus St. Georgen) erwähnt werden (S. 27: daz iᶴt hanᶴ fogelwaider | vn- elᶴen fogelwaid […] ). Eine Beziehung besteht vielleicht auch zu einer Els Vogelweider, für die in der St. Lorenzenkirche in St. Gallen jeweils am 26. August eine Jahrzeit begangen wurde.
  • Das Schwesternhaus St. Georgen ging im 15. Jahrhundert hervor aus der von einer Inklusin bewohnten Zelle bei der Kirche St. Georgen, die sich mit der Bezeichnung „obere Klause“ von einer zweiten, in der Nähe der Kirche gelegenen Zelle unterschied. Nach anfänglicher Bedrängnis während der Reformationszeit konnten die Schwestern nach dem Zweiten Landfrieden die gewohnte Lebensform als Laienschwestern mit Ausrichtung nach der Benediktinerregel wieder aufnehmen. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde das Schwesternhaus schliesslich in ein benediktinisches Nonnenkloster umgewandelt und trug von da an bis zur Aufhebung im Jahr 1834 den Namen St. Wiborada.
  • Von Friedrich Kölner sind noch neun deutschsprachige Handschriften geistlichen Inhalts bekannt, die er nachweislich für das Schwesternhaus St. Georgen geschrieben hat. Bis auf eine Ausnahme (Wil, Dominikanerinnenkloster St. Katharina, M 47) befinden sich diese Codices heute in der St. Galler Stiftsbibliothek. Neben den von Kölner geschriebenen Büchern besitzt die Stiftsbibliothek St. Gallen um die zwanzig Codices, die mit Sicherheit aus der ehemaligen Bibliothek des Schwesternhauses St. Georg stammen. Es handelt sich dabei durchwegs um deutschsprachige Handschriften aus dem 15. und 16. Jahrhundert mit geistlichen Texten, von denen eine grosse Anzahl Geschenke, Auftragswerke oder Hinterlegungen waren. So schenkte z. B. der St. Galler Bürger Cunrad (Cuonrad) Sailer den Schwestern eine 1460 vollendete repräsentative Handschrift mit den Lebensbeschreibungen der St. Galler Hausheiligen (Cod. Sang. 602, Abschrift des von Kölner geschriebenen Cod. Sang. 586). Der Konventuale Hans Conrad (Konrad) Haller wiederum schrieb neben einem anderen Codex im Jahr 1522 – vermutlich im Auftrag der St. Georgener Schwestern – eine Sammelhandschrift mit der deutschen Legende des hl. Notkers, Gebeten sowie einem Traktat des Johannes Trithemius (Cod. Sang. 590). Einige der Bücher aus dem Schwesternhaus St. Georgen stammen aus anderen St. Galler Klöstern und Schwesterngemeinschaften, wie z. B. aus dem St. Galler unteren Schwesternhaus zu St. Leonhard (Codd. Sang. 1001, 1003, 1007 und 1067) oder aus dem St. Galler Dominikanerinnenkloster St. Katharina (z. B. die Codd. Sang. 475 und 507).
Erwerb der Handschrift: Der Codex gelangte mit den Akquisitionen durch P. Johann Nepomuk Hauntinger in den Jahren 1780-1792 in die Stiftsbibliothek St. Gallen (vgl. Cod. Sang. 1285 [Akzessionskatalog], S. 12).
Literatur zur Handschrift:
  • Scherrer Gustav, Verzeichniss der Handschriften der Stiftsbibliothek von St. Gallen, Halle 1875 (Nachdruck Hildesheim, New York 1975), S. 351;
  • Stärkle Paul, Die Handschriften des ehemaligen Klosters St. Wiborada zu St. Georgen, in: Die hl. Wiborada. Jungfrau und Martyrin, Bd. 2: Die Verehrung der Heiligen, hrsg. von Adolf Fäh, St. Gallen 1926, S. 83-109;
  • Irblich Eva, Ungedruckte Handschriftenbeschreibung, März 1971 (St. Gallen, Stiftsbibliothek);
  • Katalog der datierten Handschriften in der Schweiz in lateinischer Schrift vom Anfang des Mittelalters bis 1550, Bd. 3: Die Handschriften der Bibliotheken St.Gallen-Zürich, bearb. von Beat Matthias von Scarpatetti [et al.], Dietikon-Zürich 1991, Text S. 247 (Nr. 770), Abbildungen S. 355 (Abb. 815);
  • Kottmann Carsten, das buch der ewangelii und epistel. Untersuchungen zur Überlieferung und Gebrauchsfunktion südwestdeutscher Perikopenhandschriften (Studien und Texte zum Mittelalter und zur frühen Neuzeit 14), Münster [et al.] 2009, S. 163.
Bibliographie:
  • Bless-Grabher Magdalen, Klause und Schwesternhaus bei St. Georg, in: HS IX/2, S. 619-626;
  • Duft Johannes, Die heilige Wiborada und das Frauenkloster St. Georgen, in: Benediktinerinnen-Abtei St. Gallenberg in Glattburg bei Oberbüren, hrsg. von Markus Kaiser, St. Gallen 2004, S. 232-253;
  • Gruber Eugen und Sommer-Ramer Cécilie, Magdenau, in: HS III/3, S. 768-796;
  • Grubmüller Klaus, Humbert von Romans, in: ²VL 4 (1983), Sp. 298-301 u. Korr., in: ²VL 11 (2004), Sp. 699;
  • Irblich Eva, Kölner, Friedrich, in: ²VL 5 (1985), Sp. 46f. u. Nachtr., in: ²VL 11 (2004), Sp. 864;
  • Kaeppeli Thomas, Scriptores Ordinis Praedicatorum Medii Aevi, Bd. 2: G-I, Rom 1975;
  • Meister Eckhart und seine Jünger. Ungedruckte Texte zur Geschichte der deutschen Mystik, hrsg. von Franz Jostes (Collectanea Friburgensia 4), Freiburg/Schweiz 1895 [ND Mit einem Wortverzeichnis von Peter Schmitt und einem Nachwort von Kurt Ruh (Deutsche Neudrucke. Reihe: Texte des Mittelalters), Berlin, New York 1972];
  • Middle High German Translations of the Regula Sancti Benedicti. The Eight Oldest Versions, hrsg. von Carl Selmer (The Mediaeval Academy of America Publication 17), Cambridge (Mass.) 1933;
  • Näf Anton und Wetzel René, Friedrich Kölner in St. Gallen (1430-1436). Übersetzung und Schreibertätigkeit im Dienst von Reform und Seelsorge, in: Mittelalterliche Literatur im Lebenszusammenhang. Ergebnisse des Troisième Cycle Romand 1994, hrsg. von Eckart Conrad Lutz (Scrinium Friburgense 8), Freiburg/Schweiz 1997, S. 317-342;
  • Ruh Kurt, Sendbrief Ach ir gotte minnerin, in: ²VL 8 (1992), Sp. 1070f;
  • Schnell Rüdiger, Sprachhistorische Einsichten und editorische Entscheidungen. Überlegungen zu deutschen Übersetzungen der ›Regula Benedicti‹, in: Edition und Sprachgeschichte. Baseler Fachtagung 2.-4. März 2005, hrsg. von Michael Stolz in Verbindung mit Robert Schöller und Gabriel Viehhauser (Beihefte zu editio 26), Tübingen 2007, S. 117-140;
  • Simmler Franz, Zur deutschsprachigen handschriftlichen Überlieferung der Regula Benedicti, in: Regulae benedicti studia. Annuarium Internationale 16 (1987, erschienen 1989), S. 137-204;
  • Stocker Barbara Christine, Friedrich Colner, Schreiber und Übersetzer in St. Gallen 1430-1436 (mit Beigabe der deutschen Wiborada-Vita in dynamischer Edition) (Göppinger Arbeiten zur Germanistik 619), Göppingen 1996;
  • Wachinger Burghart, Goldenes Ave Maria, in: ²VL 3 (1981), Sp. 80-84 u. Korr./Nachtr., in: ²VL 11 (2004), Sp. 544;
  • Wegstein Werner, Himmlische Apotheke, in: ²VL 4 (1983), Sp. 35f;
  • Wetzel René, Légende et spiritualité monastique. Les béguines de Saint-Georges (Saint-Gall) et leur bibliothèque au XVᵉ siècle, in: De la sainteté à l’hagiographie. Genèse et usage de la ›Légende dorée‹, hrsg. Von Barbara Fleith und Franco Morenzoni (Publications romanes et françaises 229), Genève 2001, S. 211-225;
  • Wolf Norbert Richard, Benediktinerregel (deutsch) Iii. Mittelhochdeutsche Übertragungen der Benediktinerregel, in: ²VL (1978), Sp. 707-710 u. Korr./Nachtr., in: ²VL 11 (2004), Sp. 237;
  • Frauen im Galluskloster. Katalog zur Ausstellung in der Stiftsbibliothek St. Gallen (20. März bis 12. November 2006), St. Gallen 2006, S. 100-103.
Kodikologische Einheit: 1. Teil S. 1-108
Inhaltsangabe:
  • S. 1-93 ›Benediktinerregel‹ dt. (z. T. mit abweichender Kapitelzählung)
    [Beginn fehlt infolge Blattverlust (ca. ein Doppelblatt); Text setzt in der Mitte des 4. Abschnitts des Prologs der Regel ein]: [wer] den muͤgent, unser herre wurcke ez denn an inen, noch an in nit hoch lobent, das sy mit dem propheten sprechint3 >Das erst cappitell. Von den vier geslehten der múnchen< . Das vier geslecht der múnch sind So macht dů dar nach komen zů der hohi der volkomenhaid und zů den tugenden, von der wir geschriben hand, mit der gnad und hilffe unsers herren. >Hie hat die hailige regel sant Benedicti ain ende. Got sy gelobt. Amen< .
    Überl. vgl. Wolf 1978, Sp. 708 (ohne diese Hs.) u. 2004, Sp. 237 (ohne diese Hs.); Simmler 1989 (ohne diese Hs.); Schnell 2007 (ohne diese Hs.); Handschriftencensus: http://handschriftencensus.de/werke/472.
    Ausg.: Middle High German (ohne diese Hs.).
  • S. 93-94 Palmsonntags-Bann für Zisterzienser
    Wir kundent und tůnd hútt zů banne von dem gewalt des vatters und des sunes und des hailigen gaistes und unser frowen sancta Maria und aller gottes hailigen …–… sy bessrent es denn und komet sin wider. >Daz ist der ban an dem palmtag< .
  • S. 94-106 Lehre über die Einkehr, Bernhard v. Clairvaux zugeschrieben (fragmentarisch)
    >Hie nach vahet an gar ain nútze ler von sant Bernhart< . Sant Bernhart spricht zů ainem ieglichen tugentsamen menschen diese lere: Ffliss dich emptzlich in diner inwendigkait luterkait …–… grosse frod, da ist davon nieman [Schluss fehlt infolge Blattverlust].
  • S. 107-108 Goldene Regel, Isidor zugeschrieben
    >Die gúldin regel< . Du solt schwigelichait minnen, won sant Ysidorus sprichet: Ewigelichhait ist ain huͤt aller tuͤgend …–… allen menschen erbietten, daz verlich uns unser herre. Amen.
Kodikologische Einheit: 2. Teil S. 109-182
Inhaltsangabe:
  • S. 109-182 Regeln zum klösterlichen Leben nach der Benediktinerregel
    >Hie nach vahent an die capitel gaistlicher zucht uber die regel sant Benedicti, unsers hailigen vatters< [Rubrik am unteren Rand auf S. 108 ]. Dis buͤchlin ist gemachet den gaistlichen menschen zů underwisung ettlicher nútzer ler …–… der sin nit bedarff, der lich es kainem andren. [1.] 109 >Daz erst cappitel sait von gehorsami< Zů dem ersten solt du merken, warumb du in din gaistlich leben komen bist … - [2.] 115 >Daz ander cappitel< … – [3.] 120 >Von dem iij. [a. Rand] cappitel< … – [4.] 127 >Von der straffung uswendig des cappitels< … – [5.] 128 >Von dem tisch< … – [6.] 130 >Von der masz des essens< – [7.] 131 >Von dem schlaffhus< … – [8.] 132 >Von dem slaffe< … – [9.] 135 >Von der arbait< … – [10.] 138 >Von der messe< … – [11.] 140 >Von der bicht< … – [12.] 143 >Von der zellen< … – [13.] 149 >Von der zůcht< … – [14.] 150 >Von der schamung< … – [15.] 151 >Von dem gang< … – [16.] 152 >Von dem sitzen< … – [17.] 152 >Von dem lachen< … – [18.] 153 >Von reden< … – [19.] 157 >Von swigen< … – [20.] 159 >Von straffung< … – [21.] 168 >Von hass< … – … wan da von wirst dů in me lieb han, und in allen tugenden wirstu dester volkomner. Amen.
  • S. 182 Schreiberspruch (teilweise radiert, Blatt- und Textverlust)
    >Hie hat daz bůchli ain ende, got [will] uns s[inen] hailigen geist senden< .
Kodikologische Einheit: 3. Teil (S. 183-206)
Inhaltsangabe:
  • S. 183 Widmung (mit schwarzer und roter Tinte durchgestrichen)
    Der gaistlichen und andechtign ffrow Annan, klosterfrowen zuͤ Makenow, genempt Vogelwaͤderijn, myner liebij wesen, der sel dis buchli.
  • S. 183-184 Traktat über häufigen Sakramentenempfang
    Ez ist ain frod got sin by dem menschen, wan er wolt uns naͤchen durch annemen unser natur und sich uns ze gend under dem sacrament …–… daz wir uns schamtint und mit rúw zu im kertint.
  • S. 185-202 Traktat über Eigenbesitz im Kloster
    >De proprietate religiosorum et religiosarum quia periculosas sit et dampnosa< [Rubrik mitten im vorhergehenden Text auf den ersten zwei Zeilen von S. 184 ]. >Jhesus, Maria. Von aigenschafft der gaistlichen< . Wie schaͤdlich sye aigenschaft in gaistlichen lúten, daz mag man merken …–… in tod sunde, waz kann sweres gesin. O we, wie gar eng ist der weg zů dem ewigen leben, lieber got.
  • S. 202 Kurze Klage über die Enge des Weges zum ewigen Leben
    Owe, wie gar eng ist der weg zů dem ewigen leben, lieber got.
  • S. 202 Schenkungsvermerk
    Von mir, swester Elsen, Closenerin zů Sant Jurgen by Sant Gallen, sant Benedicten orden.
  • S. 202-206 Über die zweifache Berufung des Menschen
    > [V]on [g]aist[lic]hem [le]ben< [Rubrik am linken Rand]. Unser lieber herr, der hymelsch gmahel der min[n]en[den] sel, der het zwayer hand růff uns gewiset …–… daz wir wider gebildet werdind in ain glichait siner gotlichen klarhait, daz dis geb uns got ze erfolgen. Amen.
Kodikologische Einheit: 4. Teil (S. 207-324)
Inhaltsangabe:
  • S. 207-212 ›Sendbrief Ach ir gottes minnerin
    >Disen nachgenden mynn briff s[chi]k ich allen gottes kinden [s]o sy sind […] < [Rubrik am Seitenende von S. 206]. In unserm lieben heren Jhesum Christum und in syner hailgen gegenwurtikait …–… der jemer werent ewig frid, sig mit uch in zit und in ewikait. Amen.
    Überl. vgl. Ruh 1992 (ohne diese Hs.); Handschriftencensus: http://handschriftencensus.de/werke/2842.
  • S. 212-223 Tagzeiten zur Passion Christi
    >Wer dis nachgende syben zit von unsers herren marter und dis hailig gebett tůt ain jar alle fritage vor ainem crucze und mit andacht spricht, der sol wissen, daz er sin sele und ain ander sele, die im aller liebste ist, erloͤset wirt da mit, das sy in helle noh in fegfúre noch in kaine wise niemer kumpt. Won also wurden sy och ainem guͤten menschen geoffenbaret von gote< . 213 >Ze complet zit< . Der bluͤtig swaisz unsers herren Jhesum Christum …–… das er mynen munde besliesse vor allen den worten, die im nit gevallint. Amen.
    Überl.: St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 478 (St. Galler Frauenkloster, 1. H. 16. Jh.), fol. 116r-126r; ebd. Cod. Sang. 1464 (Schwester Marianna Pflügerin, 1519), S. 194-209.
  • S. 223-231 Mariengebet mit Pater Noster und Ave Maria
    >Hie vachet an ain guͤtz gebett von unser lieben frowen. Wer daz mit andacht sprichet von ainem samstag ze dem andren all tag ainest, der sol sicher sin on allen zwifel, daz in unser frow gewert, weller hant bett man sy bitt múglicher gebette. Och sol man es knúwet betten vor unser frowen bild< . Ich bitt dich, frow sant Maria, dur alle die ere …–… O wirdige junkfrow Maria, erhoͤr myn gebett, und myn ruͤf kum zuͤ dir. >Amen< .
  • S. 231-238 ›Goldenes Ave Maria‹ (Deutsche Betrachtung zum lat. Ave Maria, gereimt)
    >Das guͤldin ave Maria< . Gegrússet sigist dů raini magt, | grosz lob und ere sig dir gesagt …–… O goͤttlich suͤsz, milte genant, | du sitzest zuͤ gottes rechten hand.
    Überl. : St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 518 (Konventualin eines St. Galler Klosters, 1487/1488), fol. 105v-112v. Zu anderen Versionen vgl. Wachinger 1981 u. 2004 (ohne diese Hs.); Handschriftencensus: http://handschriftencensus.de/werke/1167.
  • S. 238 Gebetsanweisung (gereimt)
    >Maria. Amen< sprich dem schriber ain ave | durch des hailgen geists flamme …–… die behuͤtent uns in ainikait | vor aller boszhait und arbeit. | Die des begerent, die sprechent: Amen. | Also endet sich disz in gottes namen.
  • S. 238-317 Humbert von Romans, ›De tribus votis‹, dt.
    >Hie nach vohet an ain epistel bruͤder Humbertus, nach sant Dominicus tod des fúnfften maisters des prediger ordens, die er geschriben hett von den drin wesenlichen geloͤpten der regel und andern tugend. Die selben epistel er schickte durch den gantzen orden zů ainer iecklichen provincien. Der grůsz und der anfang< .
    >Das erst capitel< . Den aller liebsten brůdern prediger orden und allen kindern der gnade …–… da ist der anfang an anfang und daz end aller ding an end. Amen, amen, amen.
    Überl. vgl. Kaeppeli 1975 (ohne diese Hs.); Grubmüller 1983 u. 2004 (ohne diese Hs.); Handschriftencensus: http://handschriftencensus.de/werke/5551.
  • S. 317 Gebetsanweisung (teilweise radiert)
    >Bitt got fur mich m […] < [Gebetsanweisung auf Rasur].
  • S. 318-320 Unterweisung eines Novizen durch Abt Pirmin
    >Den novitzen ain guuͤti lere< . Pyminsius [sic] der abt sprach zů ainem bruͤder, den hatte er núwlichen enpfangen: Sun, dů solt wissen, war umbe dů nach diner als langer begirde allirerst hůtte bist enpfangen …–… Mit luterkait des hertzen wirt gewunnen volkomenhait der rehten minne.
  • S. 320-322 ›Geistliche Apotheke (Arznei)‹ (Variante)
    >ain gaistlich artzni< [Rubrik am linken Rand]. Es spricht ain maister: Gezogenlicher wis als die krankhait ist in dem lib …–… alle, die got begerent lieb zu habint, betrachtent, das ir disse artztny werdint niesen in zit und in ewikait. Amen.
    Überl. vgl. Handschriftencensus: http://www.handschriftencensus.de/werke/6312. Nicht identisch mit der ›Himmlischen Apotheke‹; vgl. Wegstein 1983, Sp. 36.
  • S. 322-323 Sprüche über die Liebe zu Gott und zum Menschen
    >Von sundriger liebi< . Minn ich ainen menschen, der stirbet. Minn ich got, der stirbet niemer …–… Mynn ich ainen menschen, der blendet mich. Mynn [ich] got, der uberlúchtet mich.
  • S. 323-324 Spruch über die sündige Liebe
    Sundrigú liebi, die ist ain falsche mynn und ist ain uͤberschuͤgerinne …–… Jeronimus: Die hailigú minne minnet nút einzige kleinodt und suͤtsse briefe.
    Überl.: Nürnberg, Stadtbibliothek, Cod. Cent. IV,40 (St. Katharina OP Nürnberg, alte Sign.: E XIII, 2. H. 14. Jh.), fol. 66vb-67ra.
    Ausg. (leicht andere Fassung nach Nürnberg, Stadtbibliothek, Cod. Cent. IV,40): Meister Eckhart und seine Jünger, S. 65, Z. 21-35 (Nr. 66,III; hier nicht „sündige Liebe [Sundrigú liebi]“, sondern „besondere Liebe ohne Vorsicht [Sunderlich lieb on hůte]“).
  • S. 324 Gebet an Maria, Bernhard v. Clairvaux zugeschrieben
    Won aber Maria als gros und als maͤchtigist an ir selber ist, hierumb so soll[en] wir sy anruͤffen mit sant Bernhard: O Maria, du fruchtberi, hochi růt, o dů goͤtliches zwi[g], daz all frucht ůbertreffend ist an suͤssi …–… du uns durch dich tailhaftig machi der ewigen frod, jn der dů by im ewiklichen […] sen bist on end. Daz wir daz umb got und umb sy hie in zit erwerbind, daz helff uns got. Amen.