Basel, Universitätsbibliothek, B VIII 27
Creative Commons License

Aus: HAN. Verbundkatalog Handschriften - Archive - Nachlässe, 2017.

Handschriftentitel: Hugo von Langenstein; Mainauer Naturlehre; Schondoch
Entstehungszeit: um oder bald nach 1300
Frühere Signatur: Kartause Basel, Bibliothek der Laienbrüder, C xviii (alt)
Beschreibstoff: Regelmässig beschnittenes, dünnes Pergament.
Umfang: 1 Band (309 Blätter)
Format: 20,5 x 15,5 cm
Seitennummerierung: Foliierung oben rechts von der Hand des Basler Universitätsbibliothekars Daniel Huber: A.1-110.111a.111b.112-307.
Lagenstruktur: 26 Lagen: (VI-1+1)11 + 14 VI178 + (VI+1)191 + 8 VI287 + V297 + (VI-2)307. Bl. A und 191 ergänzt; ganz hinten fehlen zwei Blätter. Lagenzählung in römischen Ziffern auf der hintersten Verso-Seite in der Mitte unten.
Seiteneinrichtung: Zweispaltig; Schriftspiegel: 14,5/15 x 10/10,5 cm. 28 Zeilen auf mit Punctorium abgesteckten und mit schwarzer Tinte gezogenen Linien.
Schrift und Hände:
  • 1r-304r: Der Hauptschreiber nennt sich selber auf Bl. 292vbCuͦnrat von sant Gallen” und ist identisch mit dem ersten Schreiber der Handschrift St. Gallen, Kantonsbibliothek, Ms. Vad. 302. Zum Schreiber vgl. Schneider, 1987, S. 22-28, 39-42.
  • 304v-307r: Andere, spätere Hand.
Buchschmuck:
  • Titel und Zwischentitel rot.
  • Initialen: Einfache, doch sorgfältige Ausstattung. Grössere Initiale (S) auf Bl. 1ra in Rot/Blau mit rot-blauem Fleuronnée und rot-blauer Randleiste. Übrige Initialen kleiner, wechselnd Rot oder Blau mit in den Farben alternierendem Fleuronnée; Bl. 293ra (D) ebenfalls mit rot-blauer Randleiste.
  • Miniaturen/Zeichn.: 293ra-304rb [Prosateil]: Schematische astronomische Zeichnungen in den Farben Rot, Schwarz und Blau.
Spätere Ergänzungen: Im Text zahlreiche Korrekturen von weiteren Händen.
Einband: Mit glattem braunem Leder überzogene Holzdeckel, etwas über den Buchblock hinausragend, Rückenpartie mit modernem Leder ergänzt. Pressmuster: in der Mitte in fünf- bis sechsfacher Liniierung gezogenes Rechteck, darin zwei Reihen übers Eck gestellter quadratischer Stempel mit Stechpalmenmuster, in der etwa gleich breiten äusseren Umrahmung Rosetten in den vier Ecken, dazwischen aneinandergereihte quadratische Plattenstempel mit einem quadratische Kettenglieder bildenden Muster. Die zwei nach vorn greifenden Schliessen abgerissen, am vorderen Deckel die Metallösen, am hinteren die je drei gekerbten Nägel für die Befestigung der Bänder erhalten. Im vorderen Deckel Notizen über die Handschrift u.a. von Joseph von Lassberg und Daniel Huber, allesamt 19. Jahrhundert. Im hinteren Deckel Provenienzeintrag aus der Basler Kartause.
Hauptsprache: Deutsch (Alemannisch)
Inhaltsangabe:
  • Ar Titel, Besitzeintrag, Signatur und Conspectus aus der Kartause
    Hinter den Einzeltiteln Seitenangaben von der Hand Daniel Hubers
  • Av leer
  • 1ra-292vb Hugo von Langenstein: Martina >Diz ist sanctem Martinun [sic] buͦch einer megede von Rome dú einlif marter erlitten hat.< [1,1] Swie lúzil ich der fuͦge han /So wil min herze niht abe gestan / Ez welle minen tumben sin / Uf verlust ald uf gewin / [1,5] Wisen sundir minen dank / …–… [292rb: 292,36] Ich bin geheizin bruder Huc / Zenach namen von Langenstein / Da wc miner vordern hein / Zim túschin huse ein bruͦder /
    • [292va, 10 o. = 292,66] Do wc nach gottes geburte /Diz buͦch gemachet dc ist war /Do man zalte tusent iar /[292vb Mitte, andere Hand] unde dar zuͦ zwei hundert /mit warheit us gesundert /[292va, 13 o., wieder von erster Hand] Driu und nunzic darzuͦ / [292vb, 1 o. = 292,87] Der himel kunic frone /Krone mit steter crone /[1 Z. Abstand] Der dis buͦch geschriben hat /Der heizit von sant Gallen Cuͦnrat. //
    Für philologische Detailangaben zur Handschrift vgl. Meyer/Burckhardt, 1966.
    • Abdruck von Textproben: Graff, Eberhard Gottlieb. Leben der heiligen Martina. In: Diutiska II (1827; Nachdruck Hildesheim/New York 1970), S. 115-166.
    • Edition: Martina von Hugo von Langenstein, hg. von Adelbert von Keller. - Stuttgart, 1856 (Bibliothek des Litterarischen Vereins in Stuttgart 38).
  • 293ra-304rb Mainauer Naturlehre Dez menschin lip ist gemachet uz vier elemente. Da von so wil ich dir sagen welhes siu sint. Dc erste ist diu erde …–… dez die wissagen vor lange begeret hettent. [1 Z. Abstand] Finis adest operis mercedem pasco [sic] laboris. /
    Zur Diskussion, ob die Mainauer Naturlehre ebenfalls Hugo von Langenstein zuzuschreiben ist, vgl. Mosimann, 1994, S. 19f. Anm. 1.
    • Edition: Meinauer Naturlehre, hg. von Wilhelm Wackernagel. - Stuttgart, 1851 (Bibliothek des Literarischen Vereins in Stuttgart 22).
    • Edition: Plant et al., 1972.
    • Edition: Mosimann, 1994, Beiheft.
    • Keil, Gundolf. - Art. Mainauer Naturlehre. In: Die deutsche Literatur des Mittelalters, Verfasserlexikon, 2. Aufl., Bd. 5. - Berlin; New York, 1985.
  • 304va-307rb Schondoch: Der Littauer [M]an sagt uns mere sunder quid /[2] Wy hie vor bye langer zît /[3] So gar grosse ding geschahen / …–… [321] Nu bit fúr uns den werden Crist /[322] daz er hy uff erden frist /[323] daz ez der sele wol ergee /amen [324] Schondoch maht dise rede. //
    • Edition: Schondoch. - Ein schoen und anmuetig Gedicht, wie ein heidescher Küng, genannt der Littower wunderbarlich bekert und in Prüssenland getoufft ward /Bruoder Hugen von Langenstein [vielm. Schondoch]; zum erstenmal, gueten Fründen zu Lust und Lieb, ans Liecht gestellt durch Maister Seppen von Eppishusen. - [Konstanz]: [Verlag nicht ermittelbar], [1826].
    • Arnold, Udo. - Art. Schondoch. In: Die deutsche Literatur des Mittelalters, Verfasserlexikon, 2. Aufl., Bd. 8. - Berlin; New York, 1992.
Entstehung der Handschrift: Aus der Basler Kartause. Bl. Ar, unter einer oberen Titelzeile, die Signatur “C xiii”, darunter “Diß buͦch gehört den cartusern zuͦ Basel”, worauf ein deutscher Conspectus folgt. Wie aus dem Eintrag im alphabetischen Register von Urban Moser (AR I 4a, Bl. 204v hervorgeht, handelt es sich um eine Signatur “in armario vulgari”. Bl. Ar, oberer Rand (radiert) und Bl. 1r: “Dieß buͦch horet zu den carthüsern zu Basel”; Bl. 1r, unterer Rand: “Liber carthusiensium in Basilea”; Bl. 292vb: “Iste liber pertinet ad Carthuß[ienses] in Basilea”. Dazu verschiedene Einträge von Prior Heinrich Arnoldi: Bl. 198v, unterer Rand “Iste liber est carthuß[iensium] Baß[ilee]”, Bl. 304rb “Liber carthuß[iensium] Baß[ilee]. Iste liber dudum absens a domo tandem fuit restitutus anno 1455 feria 6 post Gregorii ex parte Schermannyn von Schaffhusen”, im hinteren Deckel “Liber carthuß[iensium] Basilee”.
Bibliograph. Nachweise
  • Wackernagel, Wilhelm. - Die altdeutschen Handschriften der Basler Universitätsbibliothek. - Basel, 1835, S. 39-51.
  • Die mittelalterlichen Handschriften der Universitätsbibliothek Basel: beschreibendes Verzeichnis. Abt. B, Theologische Pergamenthandschriften / bearb. von Gustav Meyer und Max Burckhardt. - Basel: Universitätsbibliothek, 1960-1975. - Bd. 2, S. 63-67.
  • Mosimann, Martin. - Die "Mainauer Naturlehre" im Kontext der Wissenschaftsgeschichte. - Tübingen/Basel, 1994 (Basler Studien zur deutschen Sprache und Literatur 64), S. 23-26 und Beiheft.
Literatur
  • Pertz, Georg Heinrich. - Reise nach der Schweiz und Savoyen, im August und September 1837. In: Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde; 7 (1839), S. 168-182, hier S. 174 (betr. 304va-307rb).
  • Rassek, Curt. - Der Littauer und die Königin von Frankreich, zwei Gedichte von Schondoch. - Diss. Breslau, 1899, S. 3-9 (betr. 304va-307rb).
  • Dold, Paul. - Untersuchungen zur Martina Hugos von Langenstein. - Diss. Straßburg, 1912, S. 12-26.
  • Plant, Helmut R. et al. (Hrsg.). - Die sogenannte "Mainauer Naturlehre" der Basler Handschrift B VIII 27 (Litterae, 18). - Göppingen, 1972 (betr. 292v-304r).
  • Tuomi, Raimo. - Zur Frage nach den Quellen der sogenannten Mainauer Naturlehre. - Turku, 1973 (betr. 293r-304r).
  • Borst, Arno. - Mönche am Bodensee 610-1525. - Sigmaringen, 1978, S. 511f., Abb. S. 440f.
  • Sexauer, Wolfram D. - Frühneuhochdeutsche Schriften in Kartäuserbibliotheken. Untersuchungen zur Pflege der volkssprachlichen Literatur in Kartäuserklöstern des oberdeutschen Raums bis zum Einsetzen der Reformation. - Frankfurt a.M. u.a., 1978 (Europäische Hochschulschriften I,247), S. 151.
  • Fischer, Hanns. - Studien zur deutschen Märendichtung, 2. Aufl. - Tübingen, 1983, S. 168 Anm. 115 (betr. 307r).
  • Schneider, Karin. - Codicologischer und paläographischer Aspekt des Ms 302 Vad. In: Rudolf von Ems, Weltchronik. Der Stricker: Karl der Grosse, Kommentar zu Ms 302 Vad. / hrsg. von Ellen J. Beer et al. - Luzern, 1987, S. 19-42, hier S. 22-28, 37, 42.
  • Stricker, Stefanie. - Basel ÖBU. B IX 31. Studien zur Überlieferung des Summarium Heinrici, Langfassung Buch XI (Studien zum Althochdeutschen, 13). - Göttingen, 1989.
  • Patschovsky, Alexander. - Martina-Legende. In: Kreuz und Schwert. Der Deutsche Orden in Südwestdeutschland, in der Schweiz und im Elsaß. Ausstellungskatalog Schloß Mainau 24. Mai-28. Juli 1991. - Mainau, 1991, S. 102f.
  • Lutz, Eckart Conrad. - Ein Reimwörterbuch zur 'Martina' des Hugo von Langenstein. In: Zeitschrift für deutsche Philologie ; 114 (1995), S. 116-118 (betr. 1ra-292vb).
  • Busani, Lucia und Raschellà, Fabrizio D. - Un'edizione critica anche per l'immagine?. In: Testo e immagine nel medioevo Germanico / hrsg. von Maria Grazia Saibene u. Marina Buzzoni. - Milano, 2001, S. 223-253, hier S. 237-248 (betr. 293ra-304rb).
  • Stolz, Michael. - Kommunion und Kommunikation. Eucharistische Verhandlungen in der Literatur des Mittelalters. In: Literarische und religiöse Kommunikation in Mittelalter und Früher Neuzeit. DFG-Symposion 2006, hg. von Peter Strohschneider. - Berlin/New York 2009, S. 453–505, hier S. 497-500 (betr. 304va-307rb).
Online