Basel, Universitätsbibliothek, B XI 19
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Aus: HAN. Verbundkatalog Handschriften - Archive - Nachlässe, 2018.

Handschriftentitel: Gebet- und Andachtsbuch
Entstehungsort: z.T. Basel
Entstehungszeit: 2. Hälfte 15. Jahrhundert; 2. Hälfte 14. Jahrhundert
Frühere Signatur: Kartause Basel, Bibliothek der Laienbrüder, E xv (alt)
Beschreibstoff: Papier und Pergament. Pergament mittelstark bis sehr dick, im Kalenderteil (siehe I,2) stark abgegriffen, Bl. 50r durch Radieren wesentlich dünner geworden; Bl. 142-157 (Lagen XVII und XVIII ohne deren letztes Bl.), 160-162 und 165-167 (Lage XIX ohne den äussersten und innersten Bogen) Papier, dessen nur auf Bl. 146 partiell erhaltenes Wasserzeichen sich nicht definieren lässt. Einschubbl. 75a und 76a kleiner als der Rest der Handschrift (6 bzw. 6,5 x 2,5 cm), Bl. 117 9 x 7,5 cm.
Umfang: 1 Band (183 Blätter): mit Buchschmuck/Illustration
Format: 10-10,5 x 7,5 cm
Seitennummerierung: Moderne Foliierung: b.1-75.75a.76.76a.77-180.
Lagenstruktur: Neun kodikologische Einheiten, bei Meyer/Burckhardt "Libelli" benannt. I: Bl. 1-74; II: Bl. 75-117; III: Bl. 118-127; IV: Bl. 128-133; V: Bl. 134-137; VI: Bl. 138-141; VII: Bl. 142-168; VIII: Bl. 169-178; IX: Bl. 179-180. Lagen: (I-1)(b) + VII14 + 6 V74 + (V+2)84 + VI96 + V106 + (V+1)117 + V127 + III133 + 2 II141 + V151 + III157 + (VI-1)168 + V178 + I180. Bl. 75a eingefügt hinter Bl. 75, Bl. 76a eingefügt hinter 76, Bl. 117 eingefügt hinter Bl. 116, nach Bl. 168 ein Bl. herausgeschnitten. Teilweise Reklamanten und alte Lagenzählungen erkennbar.
Seiteneinrichtung:
  • Libellus I: Schriftspiegel im Kalenderteil 7,5 x 6 cm, aber durch Zusätze meist unregelmässig, mit Sonntagsbuchstaben links, von Bl. 15r an 6,5 x 4-4,5 cm. Quadrierung und Liniierung fein mit Stift. Bl. 1r 12, Kalender 15-20, nachher 12/13 Zeilen.
  • Libellus II: Schriftspiegel 5,2-6,5 x ca. 4,5 cm, Bl. 117r nur 4,5 x 5 cm, Einschiebsel Bl. 75a und 75b 1-2 × 4,5-5 cm. Quadrierung mit Tinte, 13-16 freistehende Zeilen, welche häufig die Begrenzung auf der rechten Seite überschreiten.
  • Libellus III: Schriftspiegel 6,5-7 x 4-4,5 cm. Seitliche Liniierung fein mit dem Stift, 14-16 Zeilen ohne Liniierung.
  • Libellus IV: Schriftspiegel 7 x 4,5-5 cm. Seitenränder mit dem Stift. 13/14 Zeilen ohne sichtbare Liniierung.
  • Libellus V: 7 x 4,5 cm. Quadrierung mit doppelter Linie oben und unten mit blasser Tinte, Linien ebenso und mit Punctorium abgesteckt. 15 Zeilen.
  • Libellus VI: Ganze Anordnung wie Libellus II.
  • Libellus VII: Schriftspiegel bis Bl. 153v 6-7 x 4 cm, Bl. 156r-157v 6 x 3-3,5 cm, dann unregelmässig (Norm 7 x 5 cm), Bl. 163r-165r die mit Tinte gezogenen Seitenränder nicht konstant respektiert, nachher auf 7,5 x 5,5 cm ausgedehnt. Zeilenzahl bis Bl. 155r 12, dann schwankend bis 21 ansteigend und sehr frei (mit Zusätzen, Einschüben) angeordnet, gegen den Schluss wieder abnehmend.
  • Libellus VIII: Schriftspiegel 6,5 x 4 cm. Quadrierung und Liniierung nicht erkennbar. 17 Zeilen.
  • Libellus IX: Schriftspiegel 8 x 6,5 cm, jeweils an den äussern Rand reichend. Quadrierung und Liniierung fein mit Tinte. 12/13 Zeilen.
Schrift und Hände: Schrift nach den einzelnen Teilen zu unterscheiden. Alles ungespalten.
  • Libellus I: Buchminuskel 15. Jh., Bastardentypus, Hand des Basler Kartäusers Hans Lesser; vgl. Bl. 14v seinen Eintrag in Rubr.: Item ich brůder Hans Lesser hab gehorsam don uff sant Anthonius tag in dem jor do man zalt 1479, nach Intervall Ich brůder Hans Lesser Carthuser ordens bürtig von Sant Gallen bin kommen uff sant Gallen tag in disen orden gon Basel in dem jor do man zalt M CCCC und XXXXXXX VIIJ mit gůten willen. Gott gebe das ich es wohl ende. Bl. 59r, 74r leer.
  • Libellus II: Schrift ähnlich Libellus I, jedoch mit etwas dichter ineinandergreifenden Zeilen, auf den Zusatzbl. der Text in Rot, Hand des Basler Kartäusers Peter Herlingk; s. Libellus VI. Bl. 117v leer.
  • Libellus III: Spätgotische Buchminuskel gegen 1500, Hand des Basler Kartäuserbibliothekars Georg Carpentarius.
  • Libellus IV: Spätgotische Buchminuskel Ende 15. Jh. Bl. 133v leer.
  • Libellus V: Dekorative spätgotische Minuskel. Bl. 137v leer.
  • Libellus VI: Hand wie Libellus II. Schreibereintrag Bl. 141r in Rubr.: Biedent gott vor den armen schriber, bruder Peter Herlingk. Bl. 141v leer.
  • Libellus VII: Versch. Hände spätes 15. Jh.: 1) Bl. 142r-155v Mitte, saubere Bastarda; 2) Bl. 155v Mitte-157r gewöhnl. Bastarda; 3) Bl. 157v-161r unregelm. Buchschrift mit stark gebrochenen Formen; 4) Bl. 163r-164v Mitte und 168r kleine Buchschrift im Übergang zur Kursive; 5) Bl. 164v Mitte-168r kleine Buchschrift mit Annäherung an Antiquaformen. Bl. 161v-162v und 168v leer.
  • Libellus VIII: Hand des Basler Kartäuserbibliothekars Georg Carpentarius (siehe auch Libellus III).
  • Libellus IX: Grosse Buchminuskel ca. 1400.
  • Libellus X: Textualis, ca. 1400
Buchschmuck:
  • Libellus I: Paragraphenzeichen wechselnd rot und blau; Titel, Zwischentitel, Stichwörter am Rand, Strichelung der Satzanfänge rubriziert.
  • Libellus II: Kleine Initialen wechselnd rot und blau, mit nur sporadisch vorhandenen schwarzen Verzierungen; Paragraphenzeichen, Titel, Einschübe auf den Zusatzbl., Strichelung rubriziert.
  • Libellus III: Initialen, Unterstreichungen im Text rubriziert.
  • Libellus IV: Anfangsbuchstabe Bl. 128r (O), Unterstreichungen und Strichelung der Satzanfänge rubriziert.
  • Libellus V: Initialen und Unterstreichungen rubriziert.
  • Libellus VI: Initialen wechselnd rot und blau; Titel, Paragraphenzeichen, Strichelung rot.
  • Libellus VII: Titel und Initialen im Text (Litanei Bl. 147r-151r) rubriziert bis Bl. 157r, dann ohne Farben, Initialen bis Bl. 160v schwarz, das Weitere ohne jeglichen Schmuck.
  • Libellus VIII: Initialen, Titel, Paragraphenzeichen, Zahlen am Rand rubriziert.
  • Libellus IX: Initialen, Titel, Strichelung rubriziert.
  • Miniaturen/Zeichn.:
    • Ausstattung je nach Zugehörigkeit zu einem der Libelli verschieden.
    • Libellus I: Bl. 15r (Hauptinitiale S) rot/blauer Buchstabenkörper, Zierfüllung und Rankenwerk in schwarzer Federzeichnung (Maiblumenmuster); weitere Initialen Bl. 17v (D), 22v (L), 32v (D), 35r (W), 37v (I), 40r (D), 43r (Z), 46r (P), 47v (T), 48v (I), 51r (D), 52v (D), 59v (D), 68v (D) wechselnd rot oder blau mit schwarzer Zierfüllungen (Bl. 46r: bärtiges Gesicht im Profil); kleine Initialen in einfachen Konturen rot oder blau.
Einband: Mit doppeltem Leder überzogene, im Format über den Buchblock hinausragende Holzdeckel: das Oberleder dick und ungepresst, mit Klappen über den oberen Rändern und den mittleren Rand hinten; möglicherweise ursprünglich ein Beutelbuch. Zum Schutz des Einbandes auf beiden Deckeln je zwei senkrecht laufende, mit je drei Nägeln befestigte, gegen oben hin abgerundete Schienen aus Messing. Eine einzige nach vorn greifende Schliesse in der Mitte abgerissen; Metallbeschlag hinten und Bügel vorn erhalten. Kapitalband weiss/rot. Innenseiten der Deckel mit Pergamentblatt ausgeschlagen (Liturgische Fragmente ca. 1400; siehe Inhaltsbeschreibung Libellus X).
Hauptsprache: Deutsch
Inhaltsangabe:
Die Handschrift besteht aus neun verschiedenen Teilen, die nach Meyer/Burckhardt "Libelli" genannt werden.
  • Bl. 1-74 Gebete; Kalendarium
    • (1r) Gebet an Jesus [alles über Rasur:] Ach lieber herr Ihesu Criste, biß mir armen súnder genegdig úber all min súnde und kum mir ze trost an minem letzsten ende | und durch dine grosse barmhertzikeyt nim min sele behende | und füre sy in das ewig leben do niemer ist keyn ende. | Amen
      Lange Zeilen mit Endreimen. Unten an der Seite von gleicher Hand Ave Maria. Von dem ausgeschabten Text ist in Z. 1 am Anfang ein "M" stehen geblieben.
    • (1v) Besitzeintrag
    • (2r-14r) Calendarium >Kal. | Der genner hett XXXI. tag< a [1.] das ingende ior. b [2.] Sanct Stephans acht. c [3.] Sanct Iohans acht …–… [13v: Dezember] f [29.] Thomas bischoff. g [30.] >a [31.] Silvester bapst<.
      Vgl. A IX 23, 3v-15r. Für Besonderheiten siehe Meyer/Burckhardt, Bd. 2, S. 1029
    • (15r-18r) Anweisungen für die kartäusischen Laienbrüder zur Mette, Feier- und Ferialtagen nach der Mette >Gebett der conversen Cartüser orden noch den statuten und ettlichen hüser gewonheitt< So man das erst zeychen lútet zů der mette stond [15v ] die conversen uff und betrachtent unsers herren liden oder etwas anders gůtes. Zů dem anderen zeichen gond sy in die kilchen und sprechent mit dem convent >III Pater Noster und III Ave Maria< [17v ] Dar noch uff die firtage noch der metten und uff die wercktage so die nocturne uß sindt und wen man das bett der toten anfohet gond [18r ] sy mit irs priors urlob heym …–… [18r ] sprechendt das bett mit grosser andacht alß hie noch geschriben stott. [Durchgestrichen:] >Das erste gebett ist für die Römeschen. Vacat.<
      Die geforderte Anzahl Pater Noster und Ave Maria wird stets in Rot gegeben. Auf 17v: Summa dises gebettes ist lx Pater Noster und so vil Ave Maria. etc.
    • (18v-45v) Zehn Gebete der Konversen Kartäuser Ordens mit liturgischen Anweisungen >Der conversen Cartúsers orden teglichs gebett fúr all statte der cristenheytt, das sy mit grosser andacht bettent ligende mit worten oder mit betrachtung. Aber die Pater Noster und Ave Maria sprechent sy noch ir gewonheit. etc. [19r ] Das erst gebet ist fúr die Romeschen kilchen, fúr den bapst, cardinale und ander prelaten in dem hofe ze Rome< Ich bekenne wol lieber herre Ihesu Criste das ich armer súnder nyt wirdig bin ze bitten fúr mich selbs. Doch alß ich [19v ] von brüderliche liebe und gehorsames wegen …–… [45r ] volkommenheytt der geystlichen liebe [45v ] verdienen möge von dir die ewige fröude in der gemeyne aller lieben heiligen. Amen.
    • (45v-74r) Weitere Anweisungen an die kartäusischen Konversen über Tagzeiten, bestimmte Jahresabschnitte, Verhalten bei den Hymnen usw >Hie nocher stot nun geschriben wie und was die conversen söllent betten zů anderen allen zitten. Zů der prime zitt so bettent sy alß hie noch volget etc. etc.< [46r ] Prime vohent sy an also. Sy bettent ein Pater Noster und eyn Ave Maria mit Gloria Patri uff der forme oder uff der misericordien >wie sich den die zit gyt< und sprechent so sy sich [46v ] gezeychnet hand. Ad >iutorium nostrum in nomine Domini qui fecit celum et terram<. Das ist gesprochen in tútz. Unser schyrm sye in dem nammen des herren der do geschaffen het hymmel und erden [58r ] >Hie noch volget ein ordenung wie sy sich söllent neygen und halten in den hyms die do komment durch das [58v ] kantze ior [59r leer; 59v:] Der advent unsers lieben herren Ihesu Cristi hett eyn hyms zů der Vester [sic] [sic] und nit zů dem Nocturn noch zů den Laudes [71r ] >Hie volget nun ein regel wen sy ston söllent uß [sic] den [71v ] stülen und mit [blos]sen heuptern. etc.<. Wen die conversen ire zitt anvohent als Deus in adiutorium so soellent sy ston uß den stülen …–… etwan an den sambstagen zů den selben grossen responsorien, versen und zů den obgenanten stúcken und zů dem Benedicamus Domino. So stond //
      Bricht 74v ab. Behandelt werden die Tagzeiten (47v), bestimmte Jahreszeiten (48v ff.) u.a.
  • 74v leer
  • Bl. 75-117 Meditation über das Leben und die Passion des Herrn; Gebete
    • 75r-96v; 107r-116v; 97r-104v Meditation über das Leben und die Passion des Herrn >Als got alle dinge schoff< O almechtiger gewaltiger schopper hymmelrichs ertrichs und aller geschopfte, gewaltigclichen mit eynem wort. In ewigkeit fursichtigklichen bestediget. Wann here du bist allein der anfang mittel und ende aller dinge. Du hast, here, mich gebildet und geschaffen nach dyner bildunge und [75v ] mich begabt mit vernunft [76r ] Und als du gewaltiger gebietter unsern ersten vatter und můter das gebot geben haist also bit ich dich daz du mich seczest und heftest In dynen gebotten …–… [1. als der here zu urteil sitzet] und das du mit uns erfullest den fall der engele das wir dich in ewigkeit loben. Amen
      Die Lage mit den Bl. 107-116 ist verbunden: auf 96v gekroneter folgen 107r-116v (konig-belib), darauf 97r-104v (in allen-Schl. loben).
      Zum Text siehe Meyer/Burckhardt, Bd. 2, S. 1031f.
    • (104v-106v) Gebet an Maria >Eyn gebet von unßer frauwen< O almechtiger gott ich ermanen dich des heyligen verdienen dyner wirdigen mutter Marie und alles bitter- [105r ] lichen hertzen lydens und cleglicher betrupniß und smertzen …–… wollest mich darnach behalten in den gnaden gottes das ich nit widder falle, amen.
    • 106v; 117r Dankgebet >Eyn gebet zu danckberkeit< O barmhertziger gott ich dancken dir der grossen barmhertzigkeit die [106v ] dich beweget hat zu menschlicher nature …–… O here ich hab dich freuelich erczornet erbarme dich uber mich, amen
      Zum Sprung von 106v auf 117r siehe oben.
  • 117v leer
  • Bl. 118-127 Rosenkranz Mariae; Gebete
    • (118r-126r) Rosenkranz Mariae Der rosenkrantz Marie. [Lc 1,29.42] Gegrußet syst du Maria voll gnaden, der herr ist mit dir. Du bist gebenedit under den frauwen
    • (126r-127v) Gebete
      • [Gebet zum Herzen Jesu:] Diß ist ein andechtig gebet zu dem allerheiligsten herczen Cristi. Gegrußet sist du o aller gnaden schaczriches vergoltes hercz Ihesu Christi
      • (126v) Marie der gebenediten muter din nun und yn der stunde myns todes befalen sin. Der suße name unsers lieben herren Ihesu und siner werden lieben muter sy gebenedit ewiglich. [Mechthild von Hackeborn: Mystisches Gebet auf Gottes Liebe:] Uß der uffenbarung sancte Mechtildis ist genommen diß nachgeschriben gebet. O du allersterckste liebde gottis, ich lobe dich …–… durch das aller edelste instrument dyns gotlichen hertzen und das sie werden wirken ewiglich. Amen

      Die beiden Gebete in gleicher Anordnung nochmals auf fol. 135v-137r. Der Text des ersten Gebets ist an beiden Stellen fast gleich, einzig Lautung und Schreibung unterscheiden sich. Das zweite Gebet stammt aus dem "Liber specialis gratiae" der Mechthild von Hackeborn, Kapitel V,6.
    • (127v) Mahnung (gereimt) Mensche neme din acht es ist dir noit | want wer hude lebet der ist morn doit | wer sich dan nit bereydet hait | Dem wirt es dan vil zu spait.
  • Bl. 128-133 Gebet an Maria
    • (128r-133r) Gebet an Maria O mynniglich czertlich wirdige ewige demutige mutter gottes, du kusche reyne iungffrauwe Maria, eyn iungffraue vor der geburte, in der geburt, eyn iungfrauwe nach der geburt von ewickeit von got dem hymmelschen vatter vorsehen, bis uns armen sundern genedicke. O du hymmelrose von Iericho, du bist der bronnende bosse den Moyses sach [129v ] Maria ußfließender wagk Maria eyn tempel der obersten maiestete [130v ] Maria tempel Salomons eyn keyserin konigin furstin [132r ] Maria gedencke daz du eyn mutter gottes wurden bist der sunder halber und gedencke der groißen eren und wirdekeit [132v ] und bitde din wirdiges liebes kint Ihesum Christum vor uns armen unwirdigen sunder …–… [132v ] Erwerbe uns nach tode unsers lebens das ewige leben und die ewige rohee [sic] [sic]. Des helffe [133r ] uns got der vater, der sone, got der heilige geiste, amen
      Das Gebet geht wahrscheinlich auf eine lateinische Vorlage zurück. Es enthält diverse Anrufungen mit sehr vielen Beiwörtern, Attributen, Benennungen der Gottesmutter.
  • 133v leer
  • Bl. 134-137 Gebete
    Die beiden Gebete auf fol. 135v-136v in gleicher Anordnung nochmals auf fol. 126r-127v; Anmerkungen siehe dort.
    • (134r-135v) Fünf Gebete aus dem Zyklus des sog. "Gregoriusbildes" [Gebetseinleitung:] Die nachgeschreben gebete mit luterer bicht und ruygem hertzen andechticlich knyen gesprochen vor unßers hern martelbylde oder synen waffen hant viel dusent iare ablaß von sant Gregorio und andern babsten, cardinalen und bischoffen. Pater noster. [Gebete:] O herre Ihesu Crist, ich beden dich ane an dem crutze hangende
    • (135v-136v) Gebet zum Herzen Jesu Diß ist ein andechtig gebet zu dem allerheiligsten herczen unsers gesuntmechers und erlosers I. Ch. Gegrußet sist du o aller gnaden schaczriches vergolgetes [sic] hercz Ihesu Christi …–… [136r ] Marie der gebenediten muter din nun und yn der stunden mynes [136v ] todes befolen sin. Amen. Amen
      Gleiches Gebet auf 126r-v; siehe dort.
    • (136v-137r) Mechthild von Hackeborn: Mystisches Gebet auf Gottes Liebe Uß den offenbarungen sancte Michtildis ist genummen diß nachgeschreben gebet. O du allersterckste liebde gottis, ich lobe dich …–… durch das aller edelste instrument dines gotlichen hertzen und das sie werden wirken ewiglich
      Gleiches Gebet auf 126v-127v; siehe dort.
  • 137v leer
  • Bl. 138-141 Vaterunser, Ave Maria (deutsch), Credo (deutsch), Gebete an Maria
    • (138r-v) Vaterunser Vatter unser der du bist in den hymmeln, geheyliget werdt din name …–… sonder loiß uns von ubel. Amen
      Gleiches Gebet auch auf 164r-v sowie in A IX 23, 127v.
      Klapper, Joseph. - Johann von Neumarkt : Bischof und Hofkanzler : religiöse Frührenaissance in Böhmen zur Zeit Kaiser Karls IV. - Leipzig : St. Benno-Verlag, 1964, S. 386 Nr. 122, 3 (B XI 11, 28r).
    • (138v) Ave Maria Gegrußet sistu, Maria, voll gnaden …–… die frucht dins libes Ihesus Cristus. Amen
      Gleiches Gebet auch auf 165r sowie in A IX 23, 127v. Klapper, Joseph. - Johann von Neumarkt : Bischof und Hofkanzler : religiöse Frührenaissance in Böhmen zur Zeit Kaiser Karls IV. - Leipzig : St. Benno-Verlag, 1964, S. 386 Nr. 122, 4
    • (139r-140r) Credo Ich glauben in got vatter, almechtig schöpfer hymmels und in Iesum Cristus, sinen eynigen sone …–… [140r ] ufferstende des fleisches und das ewige leben. Amen
      Nochmals auf fol. 165v-166v sowie in B XI 10, fol. 379v
    • (140r-141r) Gebet an Maria >Eynn gütt kurtz gebetgin [sic] zu unser lieben frauwen< O du vil reyne hochgelobte zwart dogentriche fruntlich [140v ] suße edele und wirdige konigin, milte helfferin, gnedige droisterin …–… [141r ] denck an mich und droist synen armen dyener mildigklichen. Amen. >Biedent gott vor den armen schriber, bruder Peter Herlingk<.
  • 141v leer
  • Bl. 142-168 Gebete
    • (142r-v) Zwei Gebete
      Anfang des ersten Gebetes fehlt.
    • (143r-146r) Forma absolutionis a papa Cartusiensibus moribundis concessa >Die absolucio der Carthúser< >Absolucio papalis Carthusiensibus in agone laborantibus concessa. Et primo dicit infirmus confiteor si scit et potest. Deinde dicit sacerdos. Misereatur tui o[mnipotens] et subiungit<. Dominus noster Ihesus Christus per piissimam suam misericordiam et meritum dignissime passi- [143v ] onis tue [getilgt] sue absolvat te. Et ego auctoritate ipsius et gracie apostolice ac privilegiorum ordinis te absolvo …–… >In inopinato mortis Absolvo te ab omnibus sentenciis, culpis et penis. In nomine patris < >Cum hac ultima absolucione potest absolvi quilibet Carthusiensis a quolibet [146r ] sacerdote in articulo mortis constitutus<
      Sachlich ist B VII 25 ähnlich, wenn auch im Wortlaut anders. Identisch A VIII 19, Beilage aus dem 16. Jh.; andere Formulare B VII 25, 47v ff.
    • (146r-154r) Litanei >Die letan[i]a zu dutsche< Herre erbarme dich uber uns, Crist erbarme dich uber uns, herre erbarme dich uber uns, vatter vom hiemel erbarme dich uber uns [147r ] Sancte Petre b[itte]. Sancte Paule b[itte]. Sancte Andrea b[itte] [151r ] Sant Pusinna b[itte]. Alle heiligen iungffrauen und wiedewen bittent [151v ] Von hinderlagen des boeßen fiandes erloße uns lieber herre [153v ] Das du uns erhören wollest. Wir bietten dich erhore uns …–… Gottes lamp der du dreist die sunde der werlt gib uns, lieber herre, dynen ewigen frieden, amen.
    • (154r-155v) Gebet an Hieronymus >Von sant Iheronimo eyn gebet< O du milder herre sant Iheronime, du heiliger lerer Ihesu Christi, wan du die heilgen cristenlichen kirchen [154v ] mit dyner heiligen lere erlucht und gezieret haist, o du liebhaber der kuscheit, eyn beschirmer der gerechtigkeit …–… verlaiß mich nit, sunder gedenck vor dem angesiecht des almechtigen gottes myner alle wege, amen
      Ein anderes Gebet zu Hieronymus in A XI 59, 180r.
    • (155v-157r) Magnificat >Das Magnificat< Myn sel groß machet den herren und myn geist ist uffgesprungen in gott …–… Gloria dem vatter und dem sun und dem heiligen geist. Als er was im anfang und nun und allzit und in welt der welten, amen
      Gleiches Gebet in B XI 11, 60r und 126r.
    • (157v-158r) Salve Regina Dis ist das Salve Regina. Gegrüßet systu künigin der barmhertzikeit, des lebens süssikeit und unser hoffenunge bis gegrüßet. Zů dir rüffen wir ellenden kinder, zů dir suftzen wir, clagen und weinend in disem tail [sic] der trechen …–… nach disem elend genediclich, o gütige, o milte, o süße Maria
      Gleiches Gebet in B XI 11, 63v.
    • (158r) Stoßgebet zum Leiden Christi (gereimt) Von diesem gebet ist gar groß ablas. O menschheit blos | o marter gros | o wunden dief | o blůtes kraft | o dodes biterkeit | o getliche barmherczikeit | hilf uns zů der ewigen sellikeit
      Studer, Monika. - Exempla im Kontext : Studien zu deutschen Prosaexempla des Spätmittelalters und zu einer Handschrift der Straßburger Reuerinnen. - Berlin : De Gruyter, 2013, S. 244f. [B533] Park, Jeung Keun. - Johann Arndts Paradiesgärtlein : eine Untersuchung zu Entstehung, Quellen, Rezeption und Wirkung / von Jeung Keun Park. - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht, [2018], S. 131
    • (158v-159r) Gebet mit Kollekte an Katharina Von sant Katherina. Fröud er und lob yn hocher gezierd küncklicher stam, du schöne hoch gelopte iunckfraw und martere, min aller liebste iunckfraw und gemachel trösterin sant Katherina [158v ] erwirb mir ablas [über der Zeile: aller] minen sünden gnad und glorie by dir yemer und ewigklich. Amen. [159r ] Collect. Almechtiger ewiger gott, alß du die hochgelopten diner sponsen und marterin sancta Katerinen wunderfaltiklichen geburt tugent leben und seligen usgang verlichen hast also biten wir dich …–… zegeben heil zů lib und zů sele und fröd in ewiger selikeit, amen.
    • (159r-160r) Gebet an Apollonia (mit Versikel und Kollekte) >Hie nach volgt ein gůt gebet von sant Appolunia< [159v ] Ach du edele und gezierete iunckfrow und unverwenckte marterin heilige jung frow sant Appolunia behüt und schirm mich [159v ] biß mir in minen lesten nöten und in allen schaden beholffen, amen. Versickel. Min stercke [160r ] und min lob ist der herre und ist mir worden zů allem heil. [160r ] Collect. Herr tröster und stercky aller der die in dich hoffend, verlich uns durch verdienen und fúrbiten der seligen iungfrawe …–… das wir durch glück noch ungefel von dinen gnaden niemer gescheiden werde. Amen.
    • (160r-161r) Gebet an alle Heiligen Hie nach vlgt [sic] ein gůt gebet von allen heilgen. [160v ] Aller heilgen aller [durchgestrichen: heig] heiligister herr Ihesu Criste milter gott und mensch ob allem lob wirdig mit gott dem vater in einikeit des heiligen geists …–… das wir dir ewigclich mögen gefalen und von unsseren sünden und von allem übel gelidiget wrden [sic].
    • (161v-162v) leer
    • (163r-168r) Pater Noster, Ave Maria, Credo und die 10 Gebote, mit Einleitungen zur richtigen Aneignung derselben [163r ] Hie lere wie alle die in gottes rych komen sollen | Das pater noster glouben, zehengebott kúnnen sollen | Gemeyn inleytung [164r ] Inleytung in das Pater Noster. In siben bitten das Pater Noster alles gut begrift | Das bett also wie es uslegen lerer der geschrift. Das Pater Noster. [am Rand: ] Die erst bit. [Fliesstext:] Vatter unser [164v ] Inleytung in das Ave Maria. Du solt also grusen Mariam und ir lob sagen | Als dan Gabriel und Elizabet geton haben. Das Ave Maria. [165r ] Gegrueßt syest Maria [165r ] Inleytung in den glouben der zwelffbotten. Gebet hat kein kraft das nit in rechtem glouben beschicht | der lut also wie jeder zwolffbot ein stück hat gedicht. [165v ] [am Rand:] Das erst stuck. [Fliesstext:] Petrus. Ich gloub in got [166v ] Inleytung in die X gebot. Der gloub on die werck ist gantz kraftloß und warlichen tot | und wirt nit lebend dan durch haltung der zehen gebot. | Die selben uf der liebe gottes und dines nechsten stond | Darumb halt und voran lere die wie sie hie nach stond. [167r ] Die zehen gebott. Das erst gebot. Nit hab frömd gůt [167v ] Entlich beschluß. Dyß ler und halt wiltu komen in das ewig leben. | [168r ] Söllichen rat hat dir ein armer Carthuser geben | Für den bit in liebe wie du von im begeren bist | uf das wir komen do lieb lust fryd fröd niemer gebrist. Amen
      Alle Einleitungen sind gereimt; auch die zehn Gebote sind z.T. paarweise gereimt. Mehrere Gebete finden sich auch an anderen Orten in der Handschrift nochmals.
  • 168v leer
  • Bl. 169-178 Iohannesevangelium, Gebete
    • (169r-170r) Evang. Ioh. 1,1-14 >S. Johans ewangelium< In dem anbeginne was das wort und das wort was by got …–… als eyns eingebornen von dem vatter volle gnaden und warheit
      Siehe auch B XI 11, 9r, und B XI 26, 2r.
    • (170r-173v) Anordnung für die Konversen Kartäuser Ordens betr. 12 täglich zu verrichtender Gebete
      Die 12 Gebete entsprechen den auf 19r ff. einzeln überlieferten 10 orationes sachlich und inhaltlich genau, sie sind bloss anders aufgeteilt. Siehe Meyer/Burckhardt, S. 1041.
    • (174r-178v) Vier Gebete >Von bekentenis sin selbs< Ach got und herre wie viel iar, wie viel wochen, wie viel tage, wie viel stunde syn mir hyn gegangen one alle frücht yn den ich doch so woil moecht [176r ] recht und woil getan han …–… [177r ] Das verlihe mir o aller myldester vatter, sone und heilger geist durch din grundelose barmherczikeit, amen. [Gebet an den Herrn:] Herre ich bitte dich durch din aller hochgelobten namen und durch dinen fronen zarten gebenediten lychnam und durch die VII flüße dynes heilgen rosenfar blůtes - [178r ] uß dieser welt on alle hyndernis zu der ewige freude, amen. [Invocatio Christi, deutsch:] >Von diesen hernach geschrieben gebete hat der babst Johannes großen ablaß geben<. [178v ] O du heilige sele Cristi heilige mich, du lycham Cristi spise mich, du heiligis rosenfar blüt Cristi drencke mich - so heysche mich zu dir und setze //
      Bricht am Schluss ab. Reklamente: "mich".
  • Bl. 179-180 Strophisches Tischgebet
    • (179r-180v) Strophisches Tischgebet >Benedicite< [Fliesstext:] Almechtiger vatter h[er]re Ihesus Crist | Was li[bs] nar[ung] du uns gebend bist | …–… Der schicke uns hie und dort gemache | Mit gantzen freiden yemer mer | von dem die spise ist kommen her. Amen.
      Siehe Meyer/Burckhardt, S. 1043.
  • Vorderer und hinterer Deckel (=a.c), Schmutzblatt vorne (=b) Liturgica (Fragment) Siehe Meyer/Burckhardt, S. 1043
Entstehung der Handschrift: Aus der Basler Kartause, grösstenteils dort geschrieben [abgesehen allenfalls von Libellus IX und X?], aufgestellt in der Bibliothek der Laienbrüder. Besitzeintrag des Priors Jacob Lauber Bl. 1v obere Hälfte Diß biechlin gehört den Cartusern zů Basel gelichen brůdern Hansen von sant Gallen conversen der selben briedern, was den Schreibereintrag des 1479 in den Basler Konvent eingetretenen Hans Lesser (siehe Schrift von Libellus 1, zu Bl. 14v) ergänzt. Weitere Hände aus der Basler Kartause in den Libelli II, III, VI und VIII. Bl. 1r Titel (Ecke oben rechts) von der Hand des Bibliothekars Georg Carpentarius: Ti. Gebett der conversen cartuser ord[ens] und Signatur (Mitte oben) von demselben Hand: E xv; vgl. nochmals von demselben auf Bl. 141r am unteren Rand Cartusiensium in Basilea.
Erwerb der Handschrift: Eigent.: Öffentliche Bibliothek der Universität Basel
Bibliograph. Nachweise
  • Die mittelalterlichen Handschriften der Universitätsbibliothek Basel : beschreibendes Verzeichnis. Abt. B, Theologische Pergamenthandschriften / bearb. von Gustav Meyer und Max Burckhardt. - Basel : Universitätsbibliothek, 1960-1975. - Bd. 2, S. 1028-1045
  • Scarpatetti, Beat Matthias von u.a. - Katalog der datierten Handschriften in der Schweiz ..., Bd.1. - Dietikon; Zürich, 1977, Nr.391 u. S. 242
Literatur
  • Sexauer, Wolfram D. - Frühneuhochdeutsche Schriften in Kartäuserbibliotheken. Untersuchungen zur Pflege der volkssprachlichen Literatur in Kartäuserklöstern des oberdeutschen Raums bis zum Einsetzen der Reformation (Europäische Hochschulschriften I,247). - Frankfurt a.M. u.a., 1978, S. 151
  • Ochsenbein, Peter. - Art. Gebet- und Andachtsbücher für die Laienbrüder der Basler Kartause. In: Die deutsche Literatur des Mittelalters, Verfasserlexikon, 2. Aufl., Bd. 2. - Berlin; New York, 1980, Sp. 1126-1128
  • Wachinger, Burghart. - Der Mönch von Salzburg : zur Überlieferung geistlicher Lieder im späten Mittelalter / Burghart Wachinger. - Tübingen : Max Niemeyer, 1989, S. 55
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